Langjähriges Engagement für Mensch, Gesellschaft und Umwelt

Portrait von Prof. Dr. Ibrahim Abouleish

Anlässlich des Todes von Prof. Dr. Ibrahim Abouleish, über den wir vergangene Woche berichteten, veröffentlichen wir an dieser Stelle noch einmal ein Portrait über den ägyptischen Nachhaltigkeits-Pioniers und sein mehrfach ausgezeichnetes, langjähriges Engagement.
 
Prof. Dr. Ibrahim Abouleish, Jahrgang 1937, ist Gründer und Vorsitzender von SEKEM, einer Initiative, die Profit- und Non-Profit-Organisationen umfasst und sich zum Ziel gesetzt hat, die nachhaltige Entwicklung des Einzelnen, der Gesellschaft und der Umwelt zu fördern. Die Keimzelle war eine biologisch-dynamisch bewirtschaftete Farm, die der Chemie-Ingenieur und Doktor der Medizin 1977 gründete, nachdem er nach Studium und Berufstätigkeit in Österreich in sein Heimatland Ägypten zurückgekehrt war. 

Ibrahim Abouleish auf der B.A.U.M.-Jahrestagung 2011. © B.A.U.M. e.V.SEKEM hat seinen Sitz in Kairo und umfasst heute Unternehmen, die Lebensmittel, Heil­pflanzen und Baumwolle anbauen, verarbeiten und vertreiben. Ein Grundprinzip der wirt­schaftlichen Aktivitäten von SEKEM ist die Förderung und Bewahrung der Fruchtbarkeit des Bodens und der Biodiversität. Der Name SEKEM ist die Transliteration einer Hieroglyphe, die "Lebenskraft" bedeutet. 

Für die sozialen und kulturellen Aspekte der Nachhaltigkeit steht neben der Kooperative der SEKEM-Mitarbeiter auch die von Prof. Abouleish initiierte SEKEM Development Foundation. Die Stiftung begann vor 26 Jahren als Einrichtung in den Bereichen Bildung, Kunst und Gesundheit, hat jedoch ihre Aktivitäten inzwischen auf die Bereiche gesellschaftliche Entwicklung, Forschung, Gesundheitsvorsorge sowie berufliche Aus- und Weiterbildung ausgedehnt. Ein ganz neues Element im symphonischen Zusammenklang von SEKEM – diese musikalische Metapher verwendet Prof. Abouleish, um den Charakter seiner Initiative zu beschreiben – ist die Heliopolis University for Sustainable Development, die ihren Betrieb 2012 mit Bachelor-Studiengängen an zunächst vier Fakultäten aufnimmt. 

Die ebenfalls aus SEKEM heraus gegründete Egyptian Biodynamic Association (EBDA) unterstützt ägyptische Landwirte durch Forschung, Training und Beratung im Bereich bio­logisch-dynamischer Landwirtschaft. 1991 begann EBDA als erste Organisation weltweit mit dem Anbau und der Vermarktung von Demeter-Baumwolle. Hierdurch konnte der Einsatz synthetischer Pestizide in Ägypten um 90 % gesenkt werden: von 35.000 Tonnen pro Jahr auf ca. 3.000 Tonnen. Gleichzeitig wurde der Durchschnittsertrag um fast 30 % gesteigert und die Qualität gegenüber konventionell angebauter Baumwolle verbessert. 

Zahlreiche Aktivitäten wurden im Rahmen eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanage­ments entwickelt. So stellt sich SEKEM dem wichtigen Problem von Treibhausgas-Emissio­nen in der Landwirtschaft. Seit 2008 untersucht die Initiative die Möglichkeiten, durch öko­logischen Landbau einen Beitrag zur Milderung des Klimawandels zu leisten. Als Vorzüge wurden identifiziert: das Vermögen eines gesunden Bodens, CO2 einzulagern und Wasser zu speichern, sowie die Vermeidung chemischer Düngemittel. 

Für sein langjähriges Engagement wurde Ibrahim Abouleish 2011 mit dem B.A.U.M.-Sonderpreis geehrt. © B.A.U.M. e.V.
Auf seinen Farmen verfolgt SEKEM eine nachhaltige Bewässerungsstrategie. Die Initiative setzt zahlreiche Pilotprojekte für erneuerbare Energien um und vermeidet 80.000 Tonnen CO2-Emissionen durch Kompostierungsprojekte, die unter dem Clean Developement Mechanism Emissions-Zertifikate generieren. Neuerdings berechnet SEKEM auch den CO2­Fußabdruck seiner Produkte mit dem Ziel, die entstandenen Emissionen auszugleichen und die CO2-Gesamtbilanz der Initiative noch zu verbessern. 

SEKEM hat in den vergangenen Jahren begonnen, in verschiedenen Landesteilen Ägyptens neue Standorte für biologisch-dynamischen Anbau zu schaffen, und plant, weitere 6000 ha Wüstengebiete zu kultivieren. Forscher der Heliopolis University arbeiten im Rahmen von EU-Projekten an Zukunfts­szenarien in den Bereichen ökologischer Landbau und erneuerbare Energien und gehen z. B. der Frage nach, welche Folgen ein Szenario wie „100 % Organic" für Wirtschaftsräume hätte. Über den Rahmen von SEKEM hinaus ist Prof. Abouleish auch international vernetzt. Er ist Gründungs- und Ratsmitglied des World Future Council und arbeitet in internationalen Orga­nisationen wie dem World Economic Forum, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorgani­sation der Vereinten Nationen (FAO), der International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM) und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) mit. 

Prof. Abouleish erhielt 2003 den Right Livelihood Award und wurde durch die Schwab Foun­dation als „Outstanding Social Entrepreneur" ausgezeichnet. 2004 verlieh ihm die Ashoka Foundation den "Award of Outstanding Social Entrepreneurship”. Das Europäische Parlament würdigte 2008 seine Leistung durch den "Ethics in Business Award for Outstanding Individual”. Prof. Abouleish ist Träger des Bundesverdienstkreuzes. Er wurde von mehreren ägyptischen Universitäten geehrt. Die medizinische Universität Graz verlieh ihm 2005 die Ehrendoktorwürde, ebenso die Technische Universität Graz 2010. 

Prof. Abouleish ist eine Persönlichkeit, die für ihre Vision lebt. Auf die Frage nach seinem privaten Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit antwortet er: „Die nachhaltige Entwicklung ist der Kern meiner persönlichen wie unternehmerischen Vision und als Social Entrepreneur ist für mich beides untrennbar verbunden." 

Durch die Gründung von SEKEM mit all seinen Unterorganisationen in den Bereichen Wirt­schaft, Kultur und Soziales schuf Prof. Dr. Ibrahim Abouleish über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren ein der Nachhaltigkeit verpflichtetes Gefüge, das durch seinen ganzheitlichen Ansatz beispielhaft ist und sowohl in Ägypten selbst als auch international zum Wohle von Mensch und Natur wirkt. In Anerkennung dieser Leistung erhält Prof. Dr. Ibrahim Abouleish den Internationalen B.A.U.M.-Sonderpreis 2011. 
 
Kontakt: B.A.U.M. e. V. | www.baumev.de

Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 22.06.2017

     
        
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