Mit Klima-Konjunkturprogramm Wirtschaft krisenfester machen – Unternehmen senden starkes Signal vor Petersberger Klimadialog
68 große deutsche Unternehmen appellieren an die Politik, Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise mit ambitionierter Klimapolitik zu vereinen.
Zum heutigen Auftakt des Petersberger Klimadialoges wendet sich eine breite Allianz von 68 Unternehmen mit dem Appell an die deutsche Bundesregierung, bei der Klimapolitik auf dem Erreichten aufzubauen und die Ausgestaltung und Umsetzung klimapolitischer Maßnahmen konsequent weiterzuführen. Die Unternehmen – darunter viele Großunternehmen der deutschen Wirtschaft – setzen sich für eine ambitionierte Klimapolitik als zentraler Bestandteil einer auf Krisenresilienz zielenden Wirtschafts- und Industriepolitik ein. Damit senden die Unternehmen auch ein wichtiges Signal an den Petersberger Klimadialog: Sie drängen auf die ambitionierte Ausgestaltung eines Green Deal sowie auf die Vorlage ambitionierter Klimaziele aller Staaten in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaschutzvertrag.
Die beteiligten Firmen sind namhafte Vertreter aus allen Branchen, darunter Schwerindustrie, Chemieindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau, Finanzbranche und große Unternehmen aus den Bereichen Gebäude und Mobilität. Zusammen beschäftigen sie in Deutschland knapp eine Million und weltweit über 3 Millionen Menschen und stehen für einen globalen Umsatz von etwa einer Billion Euro.
„Die mittel- und langfristigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen als Reaktion auf die Corona-Krise sollten im Rahmen eines Klima-Konjunkturprogrammes auf unser gemeinsames Ziel einzahlen: eine resiliente Wirtschaft und Gesellschaft, die Klimaneutralität durch eine hohe Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit erreicht”, sagt Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°.
„Die Unternehmen brauchen auch nach der Corona-Krise Planungs- und Investitionssicherheit, denn sie haben damit begonnen, ihre Geschäftsmodelle klimafreundlich auszurichten", so Nallinger weiter. Diese Investitionen in sichere Arbeitsplätze, heimische Wertschöpfung, Ressourcen- und Gesundheitsschutz gelte es zu schützen.
Prof. Dr. Michael Otto, Präsident der Stiftung 2° und Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group sagt: „Die enormen Anstrengungen von Staat und Gesellschaft zum Schutz der Bevölkerung sowie der Wirtschaft im Zuge der Corona-Pandemie zeigen uns, was wir gemeinsam zur Bekämpfung einer globalen Bedrohung bewegen können. Klimaschutz als Modernisierungsprojekt für die Wirtschaft zu begreifen, kann jetzt eine wichtige Rolle zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise spielen – und gleichzeitig dazu beitragen, tiefgreifende Auswirkungen der Klimakrise zu vermeiden."
Die Erklärung finden Sie hier in Deutsch und Englisch.
Die Stiftung 2° ist eine Initiative von Vorstandsvorsitzenden, Geschäftsführern und Familienunternehmern. Ziel ist es, die Politik zur Etablierung effektiver marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen für den Klimaschutz aufzufordern und die Lösungskompetenz deutscher Unternehmen zu unterstützen. Benannt ist die Stiftung nach ihrem wichtigsten Ziel: die durchschnittliche globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu beschränken. Die Unterstützer der Stiftung sind: AIDA Cruises, ALDI SÜD Dienstleistungs-GmbH & Co. oHG, DAIKIN Airconditioning Germany GmbH, Deutsche Bahn AG, DEUTSCHE ROCKWOOL, Deutsche Telekom AG, Deutsche Wohnen SE, EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Gegenbauer Holding SE & Co. KG, GLS Gemeinschaftsbank eG, GOLDBECK GmbH, Interseroh/ALBA, Otto Group, OTTO FUCHS KG, PUMA SE, Salzgitter AG, Schüco International KG, Schwäbisch Hall-Stiftung bauen-wohnen-leben, thyssenkrupp AG sowie Union Investment.
Kontakt: Stiftung 2°, Martin Kaul | martin.kaul@2grad.org
Auswahl von Statements beteiligter Unternehmen:„Bei der Bewältigung der Corona-Krise zeigen Politik, Gesellschaft und Industrie großartigen Einsatz und Gemeinsinn. Dieses Engagement müssen wir erhalten. Langfristig gilt es, unsere Wirtschaft im Blick auf eine wirklich nachhaltige, klimaneutrale Zukunft krisenfester und wettbewerbsfähiger zu gestalten.”
Dr. Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender, Covestro
„Eine wirksame CO2-Bepreisung ist wie ein Klimakompass, um Geschäftsmodelle nachhaltig aufzustellen. Beim CO2-Preis darf es daher kein Zurück geben. Vielmehr muss eine sinnvolle Verzahnung mit einem Konjunkturprogramm für Klimaschutz und Nachhaltigkeit geschaffen werden.”
Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender, EnBW Energie Baden-Württemberg AG
„Ohne klimafreundliche Mobilität können wir unsere Klimaschutzziele nicht erreichen. Wir brauchen jetzt ein klares Bekenntnis aus der Politik, dass die bisherige Fahrtrichtung beibehalten wird. Mit einem Europäischen Green Deal und einem Klima-Konjunkturpaket lassen sich die nächsten Etappenziele deutlich besser planen.”
Olaf Schabirosky, CEO, Hermes Germany GmbH
„Der Ersatz von Kohlenstoff durch Wasserstoff in der Stahlerzeugung ist der erfolgversprechendste Ansatz zum Erreichen der von der Politik vorgegebenen CO2-Neutralität bis 2050. Für die investive Realisierung entsprechender industrieller Konzepte müssen die notwendigen politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen zügigst geschaffen werden: direkte Projektförderung und Leitmärkte für CO2-arme Stahlprodukte.”
Prof. Dr.-Ing. Jörg Fuhrmann, Vorsitzender des Vorstands der Salzgitter AG
„Zwei Drittel der Wohngebäude in Deutschland müssen saniert werden, um unsere Klimaschutzziele einzuhalten. Mit einem ambitionierten Klima-Konjunkturprogramm, das innovative Produkte und Ideen beinhaltet, kann der Gebäudesektor einen sehr wichtigen Beitrag zur Erholung der deutschen Wirtschaft leisten. und gleichzeitig sichere Arbeitsplätze für kleine und mittelständische Unternehmen schaffen.”
Andreas Engelhardt, persönlich haftender Gesellschafter, Schüco International KG
„Was wir jetzt brauchen ist eine Stärkung der Investitionskraft und klare Perspektiven. Leitmärkte für CO2-neutrale Produkte und der Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft sind dafür zentral. Ein Klima-Konjunkturprogramm ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.”
Bernhard Osburg, Sprecher des Vorstands, thyssenkrupp Steel Europe AG
„Wir engagieren uns bereits seit 2003 für den Klimaschutz und haben uns im Jahr 2017 mit unserer Mission 2050 das ambitionierte Ziel gesetzt, unsere Emissionen bis 2050 auf netto Null zu reduzieren. Dieses Ziel verfolgen wir konsequent mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket. Nachhaltige Wiederaufbauprogramme, die wir als Gesellschaft nun im Zuge der Corona-Pandemie auf den Weg bringen, sollten wir als Chance nutzen, um schneller zur Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität überzugehen. Wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bewältigung der Corona- und Klimakrise auf Bundes- und EU-Ebene sollten daher eng miteinander verzahnt werden. Entschlossenes Handeln ist gefragt, denn dies führt wiederum zu einem Innovations- und Modernisierungsschub, der unsere Wirtschaft stärkt und somit krisenfester macht. Davon profitieren Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen."
Frank Appel, Vorstandsvorsitzender von Deutsche Post DHL Group |
Gesellschaft | Politik, 27.04.2020
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