Rio 2016:

285.000 Protestkilometer in Österreich gegen Menschenrechtsverletzungen im Schatten von Olympia.

Rekord schon vor Start der Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro: fast 10.000 Menschen – darunter die Olympiastarterinnen Sabrina Filzmoser und Ana Roxana Lehaci – haben sich in Österreich bislang an der Aktion „Menschenrechte sind Olympisch" beteiligt, ihre Trainings-, Workout- sowie Wettkampfkilometer gespendet und so bereits mehr als 285.000 Protestkilometer gegen Menschenrechtsverletzungen im Schatten von Olympia gesammelt. Sie unterstützen damit die Forderung der Aktion: „Menschenrechte gelten auch für Olympische Spiele. Niemand darf durch Sportgroßereignisse zu Schaden kommen!

Foto: Nosso JogoIn Rio, wo heute die Olympischen Spiele eröffnet werden, begeht die Ortsbevölkerung stattdessen die Woche der „Spiele der Ausgrenzung" und protestiert dabei gegen Menschenrechtsverletzungen und die Miseren im Gesundheits- und Bildungssystem.

„Menschenrechte sind Olympisch" ist eine Aktion der Dreikönigsaktion, wichtiger Partner im Rahmen der österreichischen Initiative Nosso Jogo.
 Ziel von Nosso Jogo und „Menschenrechte sind Olympisch" ist, dass sportliche Großereignisse ohne negative Auswirkungen auf die Bewohner_innen der Austragungsstädte durchgeführt werden. Für die Olympischen Spiele in Rio 2016 konnte dieses Ziel nicht erreicht werden. Die befürchteten Zwangsumsiedlungen, die Polizeigewalt und die Missachtungen der Menschenrechte, fanden und finden statt.

Eine Betroffene ist Maria da Penha: Im Frühling 2016 als eine der letzten Bewohner_innen der Vila Autódromo in Rio für die Olympischen Spiele aus ihrem Haus vertrieben, stand sie nach jahrelangem Kampf auf der Straße. Im Juni erzählte sie in Genf dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen ihr Schicksal. Am 1.8.2016 hat sie – gemeinsam mit 19 anderen vertriebenen Familien aus der Vila Autódromo – von der Stadtverwaltung in Rio die Schlüssel für ihr neues Heim bekommen. Ihr Albtraum hat ein Ende – auch dank der Unterstützung aus Österreich.

In Rio geht die Bevölkerung indes weiter auf die Straße für ihr Recht auf die Stadt, Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Für heute 14 Uhr Ortszeit, knapp vor der feierlichen Eröffnung der Spiele, ist mitten in der Stadt die Großdemonstration „Grande Ato" (Der große Akt) im Rahmen der „Os Jogos da Exclusão" (Spiele der Ausgrenzung) anberaumt. Tausende sollen mobilisiert werden. „Wir kommen zusammen, um die Geschehnisse sichtbar zu machen und zu verhindern, dass solche Menschenrechtsverletzungen bei künftigen Spielen stattfinden können", sagt Menschenrechtsaktivistin Julia Bustamante Silva von PACS, einer Partnerorganisation der Dreikönigsaktion. Und weiter: „Wir wissen zur Stunde noch nicht, wie die Demonstration sein wird. Es herrscht viel Angst. Die beiden ‚Olympischen Feiertage‘ gestern und heute sollen die Leute von der Straße halten. Alle jüngsten Demonstrationen rund um den Olympischen Fackellauf wurden teils gewaltsam unterdrückt. Wir werden dennoch dort sein, friedlich demonstrieren und auf unser Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit pochen."

Danke für jeden Kilometer und jede Unterschrift für Menschenrechte!
„Was wir in Österreich tun können ist leicht erklärt: Die Betroffenen in Rio nehmen das Unrecht nicht hin. Sie setzen sich zur Wehr und protestieren. Wir bringen ihren Protest an die Öffentlichkeit und verleihen ihm so internationales Gewicht", fasst Jakob Wieser, Geschäftsführer der Dreikönigsaktion das Ziel auf den Punkt. „Dass das funktioniert zeigt eine strahlende Maria da Penha, die wieder ein Dach über dem Kopf hat. Für uns ein Ansporn weiterzukämpfen, bis eines Tages kein Mensch mehr unter Sportevents wie Olympischen Spielen oder Fußballweltmeisterschaften leiden wird."

„Gegen Menschenrechtsverletzungen braucht es ein gemeinsames Wirken vieler verschiedener Akteur_innen. Während Sportverbände wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) oder Staaten wie Brasilien dafür verantwortlich sind, Menschenrechte einzuhalten, kann man auch in Österreich dafür sorgen, die Situation vor Ort ein Stück weit zu verbessern oder auf Missstände aufmerksam zu machen.", so Martin Kainz vom Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC), Koordinator von Nosso Jogo.

7x um die Welt – aber die Bemühungen gehen weiter
„Unser Ziel war es, Menschen in Österreich auf die Straße zu bringen und den Menschen in Rio de Janeiro 10.000 Kilometer zu widmen. Bis dato haben wir mit unserer Aktion den Menschen in Rio schon über 285.000 km gewidmet – das ist mehr als sieben Mal rund um die Welt. Auch die Nosso Jogo Petition gegen Menschenrechtsverletzungen im Rahmen von Olympischen Spielen haben bereits mehr als 2.500 Personen unterschrieben.", ist Jakob Wieser überwältigt. „Diesen Aufschrei der Solidarität kann das IOC nicht mehr ignorieren. Jetzt müssen die Sportverbände handeln und verbindliche Menschenrechtsstandards im Rahmen von Sportgroßereignissen entwickeln."

Das IOC hat bereits reagiert, im Sommer hat es die ersten Gespräche mit Nosso Jogo gegeben. Selbige werden nach den Olympischen und Paralympischen Spielen in die nächste Runde gehen.

Quelle: www.nossojogo.at



     
        
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