Die Fußball-Power kommt vom Bauer
Das forum-Interview mit Holger Stromberg, Koch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
Holger Stromberg, der Koch der deutschen Nationalmannschaft, erklärt im forum-Interview warum naturbelassene Lebensmittel gesund sind und Ernährungslehre ein Pflichtfach in Schulen sein sollte. Daneben wollten wir vom Meisterkoch wissen, ob die Medienwirksamkeit der Fußball Profis gerade im WM Jahr einen Vorschub in Sachen Nachhaltigkeit leisten kann.
Herr Stromberg, was ist Ihre Vision für eine bessere Zukunft?
Meine Vision für eine bessere Zukunft ist unter anderem, dass wir der Natur mehr Respekt zollen und dem Thema Ernährung ein höheres Maß an Aufmerksamkeit schenken.
Wie stellen Sie sich das als Koch aus Leidenschaft und Koch der Nationalmannschaft konkret vor?
Wir sollten Lebensmittel so aus der Natur verwenden wie sie auch für uns gedacht sind oder gedacht waren und sie nicht permanent verändern. Ein Sauerteigbrot zum Beispiel hält lange frisch, ein Brot mit Konservierungsstoffen fängt an dem Tag an zu schimmeln, an dem das Datum abläuft. Ganz wichtig ist auch, Tieren Respekt zu zollen. Das heißt, wenn wir uns von Tieren ernähren, die dafür getötet werden, dann sollten sie zumindest unter guten Bedingungen aufwachsen und dann auch artgerecht geschlachtet werden. Wenn wir im Supermarkt sind und ein Päckchen Fleisch aus dem Regal nehmen, wäre ein Gedanke daran, dass dafür ein Tier sein Leben lassen musste wünschenswert. Das gehört für mich zum Respekt und wenn der Respekt da ist, dann wird auch alles andere kommen.
Wie kann diese Achtsamkeit bewusst gemacht werden?
Wir müssen Wissen schaffen. Das geht zum Beispiel über das Fach "Ernährungslehre" in deutschen Schulen. Wir lehren Physik und Chemie, was vielleicht nur jeder Fünf- oder Zehntausendste braucht und Ernährungslehre, die jedem jeden Tag mehrfach nutzt, gibt es nicht.
Ihr Erfolgsrezept für die Umsetzung der Vision in drei Schlagwörtern?
Natürlichkeit, Wissen und Spaß an der Ernährung.
Kann und sollte Fußball dank seiner medialen Präsenz eine Vorbildfunktion einnehmen?
Über "sollte" spreche ich nicht so gerne. Aber dass Fußball und gerade die Mannschaft von heute eine Vorbildfunktion, auch in Bezug auf die Jugend und den Stellenwert von gesunder Ernährung einnehmen kann, davon bin ich überzeugt. Nichts hat so einen Streufaktor und Popularität, wie Fußball. Alle schauen hin, auch die Jugend beschäftigt sich damit, was die Nationalspieler tun. Das ist für mich wirkungsvoller, als die meisten Kampagnen. Von daher gibt es für mich keine besseren Botschafter. Was könnte für Schüler und junge Menschen glaubwürdiger sein, als ebenfalls junge und darüber hinaus erfolgreiche und grundsympathische Profisportler, die nicht nur von gesunder Ernährung sprechen, sondern sie auch aus Überzeugung und vor allem mit Genuss und Spaß leben. Sportler, die uns zeigen, dass gesund und genussvoll sich nicht ausschließen sondern bedingen, weil man dabei auf nichts verzichten muss. Das lässt sich u.a. auch daran sehen, dass wir mit der Mannschaft regelmäßig Bücher, Koch-, Ernährungs- und Rezeptvideos drehen und produzieren - sobald diese Podcasts im Netz stehen, gehen sie auf Platz 1, sprich, das Thema Sport - Fußball - Ernährung färbt ab und regt sicher auch den ein und anderen zum Nachdenken über die eigene Ernährung an.
Was muss sich noch ändern?
Schön wäre, wenn für das Zusammenspiel von Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Ernährung mehr Bewusstsein entwickelt wird. Wenn wir unseren Körper nicht mit dem bestmöglichen Kraftstoff betanken, dürfen wir nicht erwarten, dass er auf Dauer "funktioniert", Höchstleistungen bringt und glücklich ist. Wenn man dagegen Lebensmittel isst, die gesund und lecker sind, die natürlich und nachhaltig gewonnen werden, dann kann das etwas sehr Erfüllendes sein, zumal man spürt, dass man sich selbst etwas Gutes tut. Wenn wir verstehen, dass sich gesund und genussvoll essen nicht ausschließen, sondern gegenseitig bedingen und dass qualitativ hochwertige Lebensmittel keine künstlichen Aromen brauchen, wäre viel gewonnen. Wir sollten nur unserer Nase, unserem Gefühl, unserem Körper trauen und stets auf der Suche nach der besten Qualität sein. Damit will ich keinen Trend schaffen, sondern Menschen zum Umdenken gewinnen ... das ist sicher ein Prozess, der dauert. Aber ich bin geduldig.
Halten Sie es bzgl. Kosten und Logistik für möglich, Fans in Fußballstadien mit nachhaltig gewonnenen und natürlich belassenen Lebensmitteln zu versorgen?
Möglich ist ja bekanntlich alles. Und Kosten sind übrigens kein Grund für fehlende Qualität. Auf alle Fälle ist es sinnvoll und überlegenswert, über den Faktor Regionalität und Qualität nachzudenken, zumal eine Currywurst oder ein Burger ja nicht zwangsläufig schlecht sind. Es gibt keine ungesunden Speisen, nur ungesunde Zutaten. Im Basler St. Jakob Stadion gibt es zum Beispiel die beste Wurst, die ich je in einem Stadion gegessen habe: Sie wird regional hergestellt, da ist nur Natur drin und null E-Irgendwas-Stoffe, sie wird nicht in der Pfanne mit Fett sondern auf dem Grill zubereitet und ist herrlich braun und knusprig. Wir brauchen kein Fast Food sondern Fast Good! Zudem ist meine Erfahrung, dass jeder, der einmal etwas Gutes hatte, nichts Schlechtes mehr will.
Herr Stromberg, wir danken für das Gespräch und ihre klaren Statements für eine nachhaltig gestaltete Zukunft.
Herr Stromberg, was ist Ihre Vision für eine bessere Zukunft?
Meine Vision für eine bessere Zukunft ist unter anderem, dass wir der Natur mehr Respekt zollen und dem Thema Ernährung ein höheres Maß an Aufmerksamkeit schenken.
Wie stellen Sie sich das als Koch aus Leidenschaft und Koch der Nationalmannschaft konkret vor?
Wir sollten Lebensmittel so aus der Natur verwenden wie sie auch für uns gedacht sind oder gedacht waren und sie nicht permanent verändern. Ein Sauerteigbrot zum Beispiel hält lange frisch, ein Brot mit Konservierungsstoffen fängt an dem Tag an zu schimmeln, an dem das Datum abläuft. Ganz wichtig ist auch, Tieren Respekt zu zollen. Das heißt, wenn wir uns von Tieren ernähren, die dafür getötet werden, dann sollten sie zumindest unter guten Bedingungen aufwachsen und dann auch artgerecht geschlachtet werden. Wenn wir im Supermarkt sind und ein Päckchen Fleisch aus dem Regal nehmen, wäre ein Gedanke daran, dass dafür ein Tier sein Leben lassen musste wünschenswert. Das gehört für mich zum Respekt und wenn der Respekt da ist, dann wird auch alles andere kommen.
Wie kann diese Achtsamkeit bewusst gemacht werden?
Wir müssen Wissen schaffen. Das geht zum Beispiel über das Fach "Ernährungslehre" in deutschen Schulen. Wir lehren Physik und Chemie, was vielleicht nur jeder Fünf- oder Zehntausendste braucht und Ernährungslehre, die jedem jeden Tag mehrfach nutzt, gibt es nicht.
Ihr Erfolgsrezept für die Umsetzung der Vision in drei Schlagwörtern?
Natürlichkeit, Wissen und Spaß an der Ernährung.
Kann und sollte Fußball dank seiner medialen Präsenz eine Vorbildfunktion einnehmen?
Über "sollte" spreche ich nicht so gerne. Aber dass Fußball und gerade die Mannschaft von heute eine Vorbildfunktion, auch in Bezug auf die Jugend und den Stellenwert von gesunder Ernährung einnehmen kann, davon bin ich überzeugt. Nichts hat so einen Streufaktor und Popularität, wie Fußball. Alle schauen hin, auch die Jugend beschäftigt sich damit, was die Nationalspieler tun. Das ist für mich wirkungsvoller, als die meisten Kampagnen. Von daher gibt es für mich keine besseren Botschafter. Was könnte für Schüler und junge Menschen glaubwürdiger sein, als ebenfalls junge und darüber hinaus erfolgreiche und grundsympathische Profisportler, die nicht nur von gesunder Ernährung sprechen, sondern sie auch aus Überzeugung und vor allem mit Genuss und Spaß leben. Sportler, die uns zeigen, dass gesund und genussvoll sich nicht ausschließen sondern bedingen, weil man dabei auf nichts verzichten muss. Das lässt sich u.a. auch daran sehen, dass wir mit der Mannschaft regelmäßig Bücher, Koch-, Ernährungs- und Rezeptvideos drehen und produzieren - sobald diese Podcasts im Netz stehen, gehen sie auf Platz 1, sprich, das Thema Sport - Fußball - Ernährung färbt ab und regt sicher auch den ein und anderen zum Nachdenken über die eigene Ernährung an.
Was muss sich noch ändern?
Schön wäre, wenn für das Zusammenspiel von Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Ernährung mehr Bewusstsein entwickelt wird. Wenn wir unseren Körper nicht mit dem bestmöglichen Kraftstoff betanken, dürfen wir nicht erwarten, dass er auf Dauer "funktioniert", Höchstleistungen bringt und glücklich ist. Wenn man dagegen Lebensmittel isst, die gesund und lecker sind, die natürlich und nachhaltig gewonnen werden, dann kann das etwas sehr Erfüllendes sein, zumal man spürt, dass man sich selbst etwas Gutes tut. Wenn wir verstehen, dass sich gesund und genussvoll essen nicht ausschließen, sondern gegenseitig bedingen und dass qualitativ hochwertige Lebensmittel keine künstlichen Aromen brauchen, wäre viel gewonnen. Wir sollten nur unserer Nase, unserem Gefühl, unserem Körper trauen und stets auf der Suche nach der besten Qualität sein. Damit will ich keinen Trend schaffen, sondern Menschen zum Umdenken gewinnen ... das ist sicher ein Prozess, der dauert. Aber ich bin geduldig.
Halten Sie es bzgl. Kosten und Logistik für möglich, Fans in Fußballstadien mit nachhaltig gewonnenen und natürlich belassenen Lebensmitteln zu versorgen?
Möglich ist ja bekanntlich alles. Und Kosten sind übrigens kein Grund für fehlende Qualität. Auf alle Fälle ist es sinnvoll und überlegenswert, über den Faktor Regionalität und Qualität nachzudenken, zumal eine Currywurst oder ein Burger ja nicht zwangsläufig schlecht sind. Es gibt keine ungesunden Speisen, nur ungesunde Zutaten. Im Basler St. Jakob Stadion gibt es zum Beispiel die beste Wurst, die ich je in einem Stadion gegessen habe: Sie wird regional hergestellt, da ist nur Natur drin und null E-Irgendwas-Stoffe, sie wird nicht in der Pfanne mit Fett sondern auf dem Grill zubereitet und ist herrlich braun und knusprig. Wir brauchen kein Fast Food sondern Fast Good! Zudem ist meine Erfahrung, dass jeder, der einmal etwas Gutes hatte, nichts Schlechtes mehr will.
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Lifestyle | Essen & Trinken, 07.07.2014
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