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Der Wahrheit auf der Spur

Vereinfachte Umweltbewertung des Umweltbundesamtes (UBA)

Das Umweltbundesamt (UBA) klärt die Verbraucher durch die Bewertung und den Vergleich von Produkten, Verfahren oder Services in Bezug auf deren Umweltbelastungen auf. Mit der neuen Methode VERUM, kurz für: Vereinfachte Umweltbewertungen, sollen Zusammenhänge noch schneller und einfacher aufgezeigt werden.
 
Bereits seit 2012 hat die Glühbirne offiziell ausgedient. Selbst 40-Watt- und 25-Watt-Birnen dürfen nicht mehr hergestellt und nur noch Restbestände verkauft werden. © LASZLO ILYES, flickr - CC BY 2.0Was sind die Vor- und Nachteile für Umwelt und Gesundheit bei so genannten Energiesparlampen im Vergleich zu Glühlampen? Sind auf öffentlichen Toiletten Recyclingpapierhandtücher oder moderne Hochgeschwindigkeits-Händetrockner umweltfreundlicher? Mit solchen Fragen beschäftigen sich im UBA Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedensten Fachgebieten. Um das Vorgehen bei der Bewertung von Umweltbelastungen zu vereinheitlichen und transparenter zu machen, wurde 2014 unter Koordination der Technischen Universität Berlin ein Leitfaden erstellt und dieser an drei Fallstudien (Glühlampe vs. Kompaktleuchtstofflampe, Handtrocknungssysteme, Gütertransporte) getestet. Der Leitfaden wird aktuell in der praktischen Arbeit eingesetzt und regelmäßig fortgeschrieben.
 
VERUM ermöglicht schnelle Einschätzungen bei begrenzter Datenlage. Ziel der vereinfachten ökologischen Bewertung ist es, auch ohne vollständige, quantitative Untersuchungen zu einer plausiblen ersten Umweltbewertung zu kommen. Das UBA schreibt dazu: „Die Unzulänglichkeiten einer vereinfachten Systematik hinsichtlich Genauigkeit und Vollständigkeit sind dann akzeptabel, wenn sie angemessen offengelegt werden. Zumindest kann die vereinfachte ökologische Bewertung deutlich machen, welche Vor- und Nachteile der Alternativen bei einem – gegebenenfalls detaillierteren – Vergleich gegeneinander abgewogen werden müssen und wie groß deren Bedeutung ist." Für komplexe Zusammenhänge bleibt die Ökobilanzmethode und ihre entsprechende ISO 14040 das beste Mittel.
 
Da geht ein Licht auf
Hochgeschwindigkeits-Händetrockner sind trotz Stromverbrauch erstaunlich ökologisch – insbesondere mit Kaltluft und Ökostrom. © DysonViele Firmen setzen in ihren Häusern auf Energiesparmaßnahmen und nachhaltige Supply Chains. Doch bereits beim Händetrocknen auf Firmentoiletten kann es Überraschungen hinsichtlich der ökologischen Bewertung geben. VERUM versuchte zu klären, welche Handtrocknungssysteme im nicht privaten Bereich ökologisch vorteilhaft sind. Berücksichtigt wurden Papierhandtücher aus Primär- und aus Sekundärfasern, Baumwollendlosrollen, Warmluft-Gebläsetrockner und (Kaltluft) Jetstream-Trockner vom Typ „Dyson Airblade". Bereits bei der vereinfachten VERUM-Methodik zeigt sich das Treibhauspotenzial alltäglichen Händetrocknens. Da hier viele Informationen und auch Produktlebenszyklen von unterschiedlichen Produktionsverhältnissen verglichen werden müssen, ist eine Untersuchung mit dem VERUM-Ansatz ähnlich umfangreich wie bei einer Ökobilanz. Doch welches System ist nun ökologisch im Vorteil? Das UBA kommt zu folgender Rangfolge:
  1. Kaltluft-Jetstream
  2. Recyclingpapier
  3. Frischfaserpapier
  4. Baumwolle und Warmluft-Jetstream
In weiteren Entwicklungsschritten von VERUM wird die Problematik der Datenverfügbarkeit und Vergleichbarkeit zu meistern sein. Auch ist die Verlässlichkeit der Daten nicht immer gewährleistet. Doch in der Zusammenarbeit von Unternehmen, Organisationen und Ministerien liegt das große Potenzial, auch ­komplexe Nachhaltigkeitsdaten und Zusammenhänge zu erheben, vergleichbar aufzubereiten und einander verfügbar zu machen. Die gesamten Studien und den Leitfaden zu VERUM finden sie auf der Internetseite des Umweltbundesamtes.
 
Das Umweltbundesamt – UBA
ist die zentrale Umweltbehörde der Bundesrepublik Deutschland. Es gehört zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz, dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und dem Bundesamt für Strahlenschutz zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Die Aufgaben sind vor allem die wissenschaftliche Unterstützung der Bundesregierung, der Vollzug von Umweltgesetzen sowie die Information der Öffentlichkeit zum Umweltschutz.
 

Das UBA bringt Licht ins Dunkel
© Dr. Christiane Markardforum befragte dazu die Projektleiterin der VERUM Studien, Dr. Christiane Markard
 
Was war das Ziel des UBA mit der Studie VERUM?
Das Umweltbundesamt ist eine große Behörde mit etwa 1.500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Unsere Hauptaufgabe ist die Politikberatung. Dabei wurde immer mal wieder Kritik laut – von außen aber auch von innen –, dass wir nicht alle Techniken oder Dienstleistungen mit dem gleichen Maßstab bewerten. Unser Anspruch als wissenschaftliche Behörde ist es jedoch, nicht auf einem Auge blind zu sein, sondern objektiv die ökologischen und gesundheitlichen Vor- und Nachteile abzuwägen, bevor wir Empfehlungen geben.
 
Welche Vor- und Nachteile hat die neue Methodik?
Die Methodik selbst ist nicht wirklich neu. Alle Elemente zur Bewertung von spezifischen Umweltbelastungen, seien es Lärm, Luftschadstoffe oder Flächenverbrauch, wurden von den Fachleuten des Umweltbundesamtes auch schon bisher für die Bewertung herangezogen. Wirklich neu ist die Vollständigkeit der zu betrachtenden Umweltbelastungen – chemische, biologische, physikalische, Ressourcen und Störfälle – und ihre integrierte Betrachtung.
 
Als B2B-Magazin suchen wir nachhaltige Lösungen für Firmen. Wie können diese von Ihrem Ansatz profitieren?
Die VERUM-Methodik wurde zunächst als „Selbstbindung" der Arbeitsweise für das Umweltbundesamt entwickelt, auch zur Erhöhung der Transparenz nach außen. Aber auch Firmen versuchen ja oft, die ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen ihrer Produkte zu bewerten. Dabei werden in der Regel nur „klassische" Kriterien, wie Schadstoffe, Wasserverbrauch oder Klimabelastung untersucht, andere werden übersehen. Firmen können insofern sicherlich profitieren, als sie die Vollständigkeit ihrer Bewertung prüfen und auch einige Elemente übernehmen können.
 
Dass Glühlampen nicht so gut abschneiden, war zu erwarten. Waren Sie überrascht, dass der Hochgeschwindigkeits-Händetrockner besser abschneidet als Recyclingpapier?
Unsere Fallbeispiele waren in der Tat nicht die schwierigsten, denn wir wollten zunächst die Methodik entwickeln und überprüfen. Aber bei den Handtrocknungssystemen war ich durchaus überrascht, da hatte ich auch auf das Recyclingpapier getippt.
 
Das UBA plant nun die Verfeinerung der Methodik. Wie geht es weiter?
In der täglichen Arbeit des Umweltbundesamtes haben wir gesehen, dass sich die Mitarbeiter mit den aus der Ökobilanzmethodik stammenden Begriffen etwas schwer tun, hier wollen wir noch vereinfachen. Auch fehlen noch ein paar Umweltwirkungen, die zwar selten sind, aber bedeutsam sein können, wie Seismik, Abwärme oder ästhetische Effekte. Wir werden aber auch prüfen, ob alle Bewertungsmethoden noch aktuell sind oder verbessert werden können.
 
Dr. Christiane Markard
war bis Mai 2015 über vier Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen im Umweltbundesamt tätig. Ihr fachlicher Schwerpunkt ist die toxikologische und ökotoxikologische Ableitung von Bewertungsmaßstäben zum Schutz von Mensch und Umwelt. Zuletzt leitete sie den Fachbereich „gesundheitlicher Umweltschutz, Schutz der Ökosysteme", der sich schwerpunktmäßig mit der Bewertung von Umweltbelastungen befasst.

Technik | Energie, 01.10.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2015 - Ertrinken wir in Plastik? erschienen.
     
        
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