Jetzt Boden gutmachen!
forum im Interview mitVolkert Engelsman
Ohne gesunden Boden keine gesunden Nahrungsmittel. So einfach ist das! Volkert
Engelsman ruft deshalb im forum-Interview zur Rettung der Böden auf.
![Der Initiator der Save Our Soils-Kampagne, Volkert Engelsman, kämpft für gesunde Böden. © Save Our Soils](/global/images/cms/3_2015/volkert-compost.png)
Höchste Zeit zu handeln!
„Jede Entscheidung für Bio-Lebensmittel ist ein Beitrag zur Rettung unserer
Böden", so Volkert Engelsman, Geschäftsführer von Eosta und Initiator von „Save
Our Soils – Rettet unsere Böden", eine der zahlreichen Kampagnen, die sich für
den Schutz der fruchtbaren Böden einsetzt. forum hat mit ihm über die Bedeutung
von Böden gesprochen und ihn gefragt, wie der Verbraucher aktiv werden kann.
Herr Engelsman, Ziel Ihrer Kampagne „Save Our Soils" ist es, den Verbrauchern
die Bedeutung von Böden näherzubringen. Warum sind gesunde Böden denn so
wichtig?
![Save Our Soils, eine Kampagne von Volkert Engelsman © Save Our Soils](/global/images/cms/3_2015/saveoursoils.png)
Unsere Böden haben aber auch noch eine weitere wichtige Aufgabe, denn sie binden
Kohlenstoff. Zerstörte Böden können das aber nicht mehr und das hat
katastrophale Folgen für unser Klima: Der Boden speichert mehr Kohlenstoff als
die Atmosphäre und alle Pflanzen auf der Erde zusammen. Die Freisetzung von nur
0,1 Prozent des Kohlenstoffs, der in den Böden Europas gespeichert ist, ist
gleichzusetzen mit dem jährlichen Ausstoß von 100 Millionen Autos.
Was genau bedroht die Fruchtbarkeit der Böden weltweit?
Die weltweite Bodenzerstörung ist die Folge eines Landbaus, der auf rasche
Erträge bedacht ist. Vor allem die Methoden des konventionellen Landbaus
gefährden unsere Böden massiv: Synthetische Kunstdünger, Herbizide und Fungizide
bergen nicht nur gesundheitliche Risiken für die Landarbeiter, sie laugen auch
die Böden aus und zerstören die so wichtige Biodiversität in den Böden. Im
Ergebnis können die Böden die Pflanzen nicht mehr selbstständig mit ausreichend
Nährstoffen versorgen. Ein weiteres Problem ist, dass zerstörte Böden Wasser
schlecht oder gar nicht mehr speichern können. Das so wertvolle Wasser
versickert oder verdunstet und die Gefahr für Erosion, Versandung, Erdrutsche,
Dürren oder Fluten steigt dramatisch.
Aber auch durch die Versiegelung in den Städten geht fruchtbarer Boden verloren.
Neue Untersuchungen gehen davon aus, dass sich die gegenwärtige Wachstumsrate
verdoppeln wird und in 20 Jahren eine Bodenfläche in der Größe von Südafrika
versiegelt sein wird.
Welche Auswirkungen hätte es, wenn wir einfach so weitermachen wie bisher?
Da müssen wir gar nicht im Konjunktiv sprechen, die Auswirkungen spüren wir
bereits jetzt! In jeder Minute, in der wir hier miteinander reden, geht
wertvoller Mutterboden in der Größe von 30 Fußballfeldern verloren, das belegen
Untersuchungen der Vereinten Nationen. So wurden bereits rund ein Viertel der
nutzbaren Flächen weltweit der Vernichtung preisgegeben. Erosion, Verlust der
Artenvielfalt, Überflutungen und Klimawandel sind Folgen, vor denen wir die
Augen nicht mehr verschließen können.
![Die prominente Fernsehköchin Sarah Wiener zeigt gravierende Erosionsschäden durch Monokulturen. © Colabora / Bernward Geier](/global/images/cms/3_2015/_dsc3622.png)
Die gute Nachricht ist: Es gibt einen Ausweg aus diesem Dilemma! Weltweit gibt
es etwa 750 Millionen Hektar zerstörtes Ackerland, das wieder nutzbar gemacht
werden kann. Eine der effektivsten Methoden ist dabei der ökologische Landbau.
Man muss sich das so vorstellen: Für einen Bio-Bauern ist der Boden ein
lebendiger Organismus, den er durch eine wechselnde Fruchtfolge und den Einsatz
von Kompost mit Nährstoffen versorgt. Langfristig ergeben sich daraus eine Menge
Vorteile: Die Fruchtbarkeit und Produktivität der Böden steigen, der Boden kann
Wasser besser speichern, was weniger Erosion und somit einen besseren Schutz vor
Flut und Dürre bedeutet, es besteht eine erhöhte Resistenz gegen Schädlinge und
Krankheiten und eine verbesserte Kohlenstoffspeicherung. Aber vor allem kann ein
gesunder Boden die Pflanzen mit allem versorgen, was sie zum Wachsen benötigen.
Wenn der Boden gesund ist, sind es auch die Pflanzen sowie die Tiere, die diese
Pflanzen essen und somit auch wir. Gesunde Böden sind unsere Existenzgrundlage.
Was können Verbraucher konkret tun, um zu verhindern, dass Böden weiter
ausgelaugt werden?
![Sarah Wiener ist Bodenpatin und engagierte Unterstützerin der Kampagne Save Our Soils. © Save Our Soils](/global/images/cms/3_2015/sos7.png)
Die Kampagne „Save Our Soils – Rettet unsere Böden"
Dass jeder Einzelne aktiv werden kann, zeigt die Kampagne „Save Our Soils –
Rettet unsere Böden" von Nature & More. Neben der internationalen Konferenz
„Celebrating Soil! Celebrating Life!" im Sommer 2015, die verschiedene Experten
zum Thema Boden zusammenbringt, hat Nature & More die Aktion „Werde
BodenBotschafter!" ins Leben gerufen. Die prominenten Bodenpaten, Fernsehköchin
Sarah Wiener und Umweltaktivistin Vandana Shiva, machen es vor: Sie setzen mit
öffentlichen Guerilla Gardening-Aktionen ein aktives Zeichen für den Boden. Die
Kampagne ruft jeden dazu auf, „Stadtbauer" oder „Guerilla Farmer" zu werden. Und
nicht nur das: Nature & More plant weitere kreative Aktionen wie die
Facebook-Aktion „I Like Organic".
Weitere Informationen:
Volkert Engelsman
ist Gründer und Geschäftsführer von Eosta. Mit der Handelsmarke „Nature & More"
setzt er sich für mehr Transparenz im Bio-Handel ein. Daneben engagiert er sich
für den Bodenschutz und fördert die ökologische Landwirtschaft weltweit.
Umwelt | Wasser & Boden, 01.07.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2015 - Jahr des Bodens erschienen.
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