Ist grüner Luxus-Tourismus möglich? …
… fragt forum den Gründer der Six Senses Resorts und aktuellen Geschäftsführer der Soneva Resorts, Sonu Shivdasani.
Unsere Philosophie des Intelligent Luxury ist es, Erfahrungen zu bieten, die „neu" sind, indem sie selten, ungewöhnlich und außergewöhnlich für unsere Kunden sind. Für Menschen, die in einem engen und verschmutzten Beton-Dschungel leben, ist es wahrer Luxus, einen frisch gepflückten, in unserem Bio-Garten angebauten Salat zu essen und dabei die frische Luft und eine einzigartige Aussicht zu genießen. Es gibt noch andere solcher Beispiele, wie unser Open-Air-Badezimmer oder das Open-Air-Restaurant. Diese Dinge sind sehr luxuriös für die städtische Oberschicht, denn egal wie wohlhabend jemand ist, man duscht sicher nicht jeden Tag zwischen Wasserfällen, tropischen Pflanzen und kann zur selben Zeit noch den Vollmond beobachten; oder barfuß mit Sand unter den Füßen zu Abend essen. Solche Erfahrungen sind selten geworden in unserer modernen Welt. Mit dem weiträumigen Platz, der Privatsphäre und dem Komfort unserer Zimmer und Villen sowie dem intuitiven Service schaffen wir intelligenten Luxus.
Was tun Sie
selbst, um Nachhaltigkeit zu fördern und die Corporate Social Responsibility in
Ihren Unternehmen zu gewährleisten?
Ich versuche, meinen
Mitarbeitern unser Leitprinzip des SLOW LIFE (Sustainable – Local – Organic –
Wellness – Learning – Inspiring – Fun – Experiences) zu vermitteln.
Nachhaltigkeit zieht sich durch unser Kerngeschäft und wir sind stets bestrebt,
die negativen Umweltauswirkungen unserer Aktivitäten zu begrenzen – was sowohl
schwierig als auch von entscheidender Bedeutung für ein Unternehmen ist,
welches Hotels an abgelegenen Orten und inmitten unberührter Natur führt.
Das hätten wir
gerne etwas konkreter!
Unsere Verantwortung
gegenüber der Gesellschaft ist in der Tat ein wenig kompliziert für ein
Unternehmen wie unseres, dessen Gäste aus der ganzen Welt anreisen. Diese haben
keine andere Wahl als zu fliegen, um diese entfernten Orte zu erreichen. Da
emissionsfreie Flugreisen noch weit in der Zukunft liegen, entschieden wir uns
dafür, die Emissionen eines jeden Fluges unserer Gäste aufzurechnen. Anstelle
des Kaufs von Emissionszertifikaten entschieden wir uns für die direkte
Finanzierung und Entwicklungsunterstützung sorgfäl- tig ausgewählter Projekte,
die wir finanzieren möchten. Dies erfolgt, indem wir die Kosten für die
Kohlenstoffabgabe in Höhe von zwei Prozent des Zimmerpreises unseren Gästen in
Rechnung stellen.
Was passiert mit
diesem Geld konkret?
Wir sehen unsere soziale
und ökologische Verantwortung ebenso global wie lokal. Wir haben daher die SLOW
LIFE Stiftung ins Leben gerufen, um uns über das direkte Umfeld unserer Resorts
hinaus zu engagieren und unsere Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft im
Allgemeinen zu erfüllen.
Dieser Ansatz
bewirkt vor Ort sicherlich viel, aber was tut die Stiftung, um wirklich globale
Veränderungen zu bewirken?
Einiges. Die
Stiftung hat beispielsweise den Bau einer 1,5-Megawatt-Windkraftanlage in Tamil
Nadu, Indien finanziert; wir pflanzten mehr als 450.000 Bäume in Chiang Mai
in Nordthailand, und wir haben uns verpflichtet, 125.1 Kochherde
für Familien in den Flüchtlingslagern des kriegszerstörten Darfur und 40.000
Kochherde für Familien im ländlichen Myanmar bereitzustellen. Unser
Kochherd-Projekt SLOW LIFE in Myanmar ist das erste Gold Standard CO2-Projekt
in diesem aufstrebenden Land. Diese Öfen können den
Verbrauch von Brennstoff zum Kochen um bis zu 50
Prozent und damit Kohlendioxid-Emissionen und die Abholzung zur selben Zeit
erheblich reduzieren.
Vom 07. bis 10.
November 2013 fand im Soneva Kiri Resort in Thailand das 4. SLOW LIFE Symposium
statt. Welche Ergebnisse und Zukunftsvisionen erhofften Sie sich von diesem von
Ihnen organisierten Zusammentreffen?
Innerhalb von
drei Tagen und Nächten erforschten wir dieses Jahr das Thema „Innovation durch
Kooperation ". Wir begaben uns auf die Suche nach neuen Möglichkeiten der
Zusammenarbeit, um die dringendsten Umweltprobleme anzugehen und die Zukunft
zum Besseren zu verändern. Ideen aus vergangenen Symposien, wie beispielsweise
auf Plastikflaschen zu verzichten, haben tatsächlich einiges ins Rollen
gebracht. Wir wollen damit die gesamte Hotellerie überzeugen, unserem Beispiel
zu folgen und kein Markenmineralwasser mehr auf ihren Anwesen anzubieten. Ich
freue mich, sagen zu können, dass wir dadurch ein wenig Schwung in die Welt der
Hotellerie bekommen haben. Ebenfalls 2011 entstand die Kooperation zwischen
Chris Gorell Barnes und seiner Blue Marine Foundation mit Costas Christ, woraus
sie das Belize Marine Reserve entwickelten.
Margaret Mead,
die amerikanische Kulturanthropologin, traf es auf den Punkt, als sie sagte:
„Zweifle nie daran, dass eine kleine
Gruppe von nachdenklichen, engagierten Bürgern die Welt verändern kann. In der
Tat sind das die Einzigen, die jemals etwas bewirkt haben."
Einer der
Teilnehmer des Symposiums war Pavan Sukhdev. Er fordert in seinem neuesten Buch
„Corporation 2020" einen radikalen Umbau der Wirtschaft. Ist Ihr Unternehmen
bereits ein zukunftsfähiges Unternehmen im Sinne Sukhdevs?
Pavan ist einer
der größten Denker der Gegenwart und als ehemaliger Mitarbeiter der Deutschen
Bank hat er es geschafft, die Natur in die Welt der Zahlen und Finanzen und
somit in die Betriebswirtschaft zu integrieren. Deshalb führt die
Berichterstattung unserer Nachhaltigkeitsleistung innerhalb der Soneva Group
direkt zu unserem Finanzchef. Das bedeutet, unsere gesellschaftsrechtliche
Struktur ist so konzipiert, dass die zentralen ökologischen Werte der Soneva
Group unmittelbar auf unsere Investitionen und Rentabilitätsziele
ausgerichtet werden.
Wie soll das
genau funktionieren?
Um vielen der
weltweit drängenden, sozialen und ökolo- gischen Herausforderungen
entgegenwirken zu können, benötigen wir sehr viel Kapital, wovon ein großer
Teil auch aus dem privaten Sektor kommen muss. Doch private Geldgeber erwarten
stets einen gewissen Return. Während die SLOW LIFE Stiftung einen Großteil der
Unterstützung in Form von Spenden
zur Verfügung stellt, unterstützen wir ausgewählte Projekte durch
Förderkredite. So können wir unsere Investitionen wiedergewinnen und damit
wiederum andere Projekte finanzieren, um die Auswirkung eines jeden Dollars zu
erhöhen.
Last but not
least: Was hat Sie zu Ihrem Einsatz für die Nachhaltigkeit bewegt und wie hat
das auch Ihren privaten Lebensstil verändert?
Als meine Frau
Eva und ich unser erstes Resort 1995 eröffneten, waren wir der Überzeugung,
dass ein Unternehmen ein klares Ziel vor Augen haben muss, um Geld zu
verdienen. Es muss für die Gesellschaft einen Beitrag leisten und es sollte
keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt vor Ort haben. Das ist nicht nur
unsere unternehmerische, sondern auch unsere private Maxime.
Herr Shivdasani, wir danken für das Gespräch.
Lifestyle | Sport & Freizeit, Reisen, 01.01.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2015 - Grünes Reisen im Trend erschienen.
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