Afrika - Kontinent der Möglichkeiten

Hochschulbildung als Hilfe zur Selbsthilfe

Das "afrikanische Wirtschaftswunder" wird weltweit diskutiert. Doch wie stabil ist dieser Aufschwung? Und vor allem: Wie kann man ihm Konstanz verleihen? Antworten hat der Deutsche Akademische Austauschdienst.

Afrika wartet - die Zeit drängt: "Die Chinesen sind da schon viel weiter als wir. Die Deutschen wollen immer nur nach New York, weil das schicker und sauberer ist", sagt Professor Thomas Schmidt, der an der Fachhochschule Flensburg Wirtschaftsinformatik lehrt. Dabei bietet Afrika Chancen für unternehmerische Innovationen: "Wir kennen in Deutschland fast nur Hochpreisiges. Aber wie verdiene ich Geld mit Leuten, die zwei Dollar am Tag haben und dasselbe wollen wie der durchschnittliche Deutsche? So sind nun einmal in etwa die Einkünfte des Kameruner Mittelstandes", sagt Schmidt. Seit 2013 betreut er eine Kooperation mit Hochschulen aus Kamerun und Namibia. Sie ist Teil der "Partnerschaften für nachhaltige Lösungen mit Subsahara-Afrika" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung; gefördert wird sie vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Ministeriums.


Boom und Bildungsnot

Vor kurzem hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) eine Strategie für die Region Subsahara-Afrika vorgestellt. Dort boomen fast alle Volkswirtschaften; die Weltbank geht von einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von rund sechs Prozent in den kommenden Jahren aus. Zugleich herrscht Bildungsnotstand: Die Hochschulen halten dem demografischen Druck nicht stand. Kenia etwa verzeichnet einen jährlichen Studierendenzuwachs von rund 30 Prozent. Berechnungen der Weltbank zufolge hat das Land einen Bedarf von jährlich 1.200 neuen Doktoranden, derzeit sind es nur 250 pro Jahr. Ohne genügend kluge Köpfe droht der afrikanische Aufschwung in sich zusammenzufallen. Hier setzt die DAAD-Strategie an: Hochschulen sollen "als wirksame Akteure gesellschaftlicher Entwicklung" gestärkt werden, "insbesondere durch arbeitsmarktrelevante Studiengänge, angewandte Forschung und Beratung, Wissenstransfer in die Wirtschaft und unternehmerisches Engagement der Absolventen". DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel hebt hervor: "Ohne leistungsfähige Hochschulen ist eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung nicht möglich".


China schläft nicht

Auch andere Nationen haben das Potenzial Afrikas erkannt. China, das in der Vergangenheit vor allem Interesse an Rohstoffen, Agrarland und Absatzmärkten für die eigenen Produkte gezeigt hat, setzt zunehmend auf ein längerfristiges Engagement unter stabilen Rahmenbedingungen. Auch für Brasilien, Indien, Japan, die Türkei und die USA wird der afrikanische Kontinent immer wichtiger. Deutschland leistet Pionierarbeit und kann an vielfältige, bewährte Strukturen anknüpfen. So fördert der DAAD seit 2008 aus Mitteln des Auswärtigen Amts sechs Fachzentren in Ghana, Kongo, Namibia, Südafrika und Tansania zur Ausbildung von neuen Führungseliten. "Für eine nachhaltige Entwicklung ist etwa das Tansanisch-Deutsche Fachzentrum für Rechtswissenschaften bedeutsam", erläutert Cay Etzold, der beim DAAD das Referat "Östliches und Südliches Afrika" leitet. "Das Zentrum trägt dazu bei, Rechtssicherheit und verbindliche Regularien für die Region zu erarbeiten - das geht Hand in Hand mit der wirtschaftlichen Entwicklung."

 

Lehrstühle als Brückenköpfe

Der DAAD arbeitet unter anderen mit dem International Livestock Research Institute (ILRI) zusammen, wo daran geforscht wird, Armut in Entwicklungsländern zu verringern und die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen. Copyright: ILRI David WhiteCay Etzold hat in Kenia hautnah erlebt, wie rasant sich ein Land entwickeln kann. "Als ich vor rund zehn Jahren die DAAD-Außenstelle in Nairobi geleitet habe, hat man zum Beispiel in einem großen Einkaufszentrum kaum Schwarze gesehen - heute sind sie die wichtigste Kundengruppe." Die wachsende, kaufkräftige Mittelschicht profitiert in Kenia auch von einer innovativen Softwarelandschaft, die Apps für günstige Smartphones entwickelt - und somit Geldtransfers per Handy ebenso ermöglicht wie aktuelle Informationen für die Vermarktung von Agrarprodukten. "Warum sollen wir nach Deutschland kommen? Hier sind wir am Puls der Zeit", hat etwa der Flensburger Professor Thomas Schmidt schon von Kenianern gehört. Dennoch: Deutschland bleibt für afrikanische Länder ein hochinteressanter Partner - das wissen sie auch bei Volkswagen in Südafrika. An der Nelson Mandela Metropolitan University in Port Elizabeth hat der Autobauer in Kooperation mit dem DAAD bereits 2006 einen Lehrstuhl für "Automotive Engineering" eingerichtet. "Von den dort erarbeiteten Entwicklungstrends kann VW nun profitieren - und die Studierenden haben eine hervorragende Anbindung an den Arbeitsmarkt", sagt Cay Etzold. An der afrikanischen Ostküste warten ebenfalls außergewöhnliche Chancen. Dort lagern riesige, noch unerschlossene Gasvorkommen und seltene Erden; internationale Konzerne haben bereits Explorationsverträge abgeschlossen. "Im Gegensatz zu manchen anderen Ländern und Organisationen haben Deutschland und der DAAD großes Interesse an langfristiger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit", stellt Cay Etzold fest. So hat etwa die seit über 40 Jahren bestehende DAAD-Außenstelle in Nairobi als Regionalbüro für Ostafrika selbst in politisch unruhigen Zeiten gewirkt. Cay Etzold blickt in die Zukunft: "In Kenia gibt es bisher keinen Studiengang, der sich mit relevanten Fördertechniken und Bergbau befasst. Warum sollte unsere Arbeit nicht hier ansetzen?"


Nachhaltigkeit international gestalten

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist die weltweit größte Förderorganisation für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern. Seine Arbeit geht weit über die Vergabe von Stipendien hinaus: Der DAAD fördert die Internationalisierung der deutschen Hochschulen, stärkt Germanistik und deutsche Sprache im Ausland, unterstützt Entwicklungsländer beim Aufbau leistungsfähiger Hochschulen und berät die Entscheider in der Bildungs-, Außenwissenschafts- und Entwicklungspolitik. Als Partner, der sich für nachhaltige Kooperationen einbringt, wird der DAAD weltweit geschätzt - auch in politisch oft schwierigen Dialogen, etwa mit Ländern wie dem Iran, Nordkorea oder Myanmar. Sein Engagement hat der DAAD 2013 mit dem offiziellen Jahresthema "Nachhaltigkeit international gestalten" betont. Und auch 2014 werden entsprechende Akzente gesetzt: von preisgekrönten Förderprogrammen zur ökologischen Nachhaltigkeit in Kolumbien über "Green Campus"-Seminare in Frankreich bis zum Biodiversitäts-Symposium in Japan.

Kontakt: Bastian von Jarzebowski 
Email: presse@daad.de
Homepage: http://www.daad-magazin.de/23458/index.html

 



     
        
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