Neuer DBU-Generalsekretär startete in sein Amt - Energiewende und Flächenverbrauch Top-Themen

Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, im Ruhestand

Mit einem klaren Bekenntnis zur politischen Unabhängigkeit und Neutralität der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und einem eindringlichen Appell, den Nachhaltigkeitsgrundsatz auch zu leben, nach dem "jede Generation nur so viel verbrauchen darf, wie sie auch selbst wieder produziert", startete Dr. Heinrich Bottermann in sein neues Amt als DBU-Generalsekretär. Der ehemalige Präsident des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen unterstrich die große Chance, die die "Institution DBU" biete, "frei von politischen Überlagerungen" zu operieren.

Der neue DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann startete engagiert in sein Amt.
Foto: © DBU
Er freue sich darauf, im engen Schulterschluss mit dem Stiftungs-Kuratorium "neue Entwicklungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen im produktionsintegrierten Umweltschutz zu fördern, umweltdienliche Produkte und Dienstleistungen in der Entwicklung zu unterstützen und auch die facettenreichen fachlichen und gesellschaftlichen Diskussionen im Umweltbereich vertiefend mittragen zu dürfen."

DBU in 22,5 Jahren zur Institution zum Schutz von Umwelt und Natur geworden

Der DBU bescheinigte Bottermann, dass sie in den vergangenen 22,5 Jahren in Deutschland zu einer Institution zum Schutz von Umwelt und Natur geworden sei. Dabei habe sie das in ihrer Satzung fixierte Leitbild der nachhaltigen Entwicklung konsequent verfolgt und der Theorie Leben eingehaucht. Die DBU habe nicht nur ihr Gründungskapital von knapp 1,29 Milliarden auf heute rund zwei Milliarden Euro vermehrt, womit unter Berücksichtigung des Inflationsverlustes seit 1991 der Wert des ursprünglichen Stiftungskapitals mehr als erhalten worden sei. Gleichzeitig habe die DBU mit dem Geld rund 8.600 Projekte in Umwelttechnik, -kommunikation und -forschung sowie Kulturgüter- und Naturschutz gefördert und auf diesen Feldern wichtige Impulse gesetzt, "die sonst nie realisiert worden wären." In zahlreichen technischen Projekten habe der Einsatz umweltschädlicher Schadstoffe verringert oder ganz vermieden werden können, wodurch sich auch die Arbeitsbedingungen von Menschen in diesen Unternehmen deutlich verbessert hätten.

"Es geht so nicht weiter, auch wenn es weh tut. Und Mängel gesund zu beten, hilft nicht"

Auch mit Blick auf das "Top-Thema Energiewende" habe die DBU seit ihrer Gründung 1991 viel geleistet. Bottermann: "Energieeinsparung, Ressourceneffizienz, alternative Energien - das hat die DBU von Anfang an beschäftigt, das ist DBU-eigen." So "richtig, wichtig und unerlässlich" es sei, hier engagiert weiter zu arbeiten, so notwendig sei es auch, die Folgen neuer Entwicklungen ganzheitlich und mit allen Konsequenzen zu betrachten. Beispiel Biomasse: Die sei zwar im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie grundlastgeeignet, funktioniere also auch, "wenn es windstill und dunkel ist". Doch der Anbau spezieller Energiepflanzen wie etwa Mais führe auch zu unerwünschten Folgen: Monokultur, ein damit einhergehender höherer Düngemitteleinsatz, weil die natürliche Fruchtfolge nicht mehr existiere, eine dramatische Abnahme der Biodiversität bei Pflanzen und Tieren und Belastungen von Grund- und Oberflächenwasser. Wenn dann noch eine intensive Tierproduktion und der Wunsch "jedes Gemeinderates, auf bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen neue Wohn- und Gewerbegebiete auszuweisen", hinzukämen, müsse Fläche in Deutschland immer knapper und immer teurer werden. Bottermann: "Auf diese Probleme müssen wir hinweisen. Es geht so nicht weiter, auch wenn es weh tut. Und Mängel gesund zu beten, hilft nicht."

Problemlösungen nicht "auf die nächsten Generationen delegieren"

Natürlich führe das Bemühen um eine konsequente Umsetzung der Energiewende zu größeren finanziellen Belastungen für den einzelnen, denn Energie werde sicher teurer, wenn alle Kosten eingerechnet würden. Die bisher niedrigen Preise des Atomstroms seien nur damit zu erklären, dass das Bezahlen der tatsächlichen Kosten "auf die nächsten Generationen delegiert" worden sei und indirekt vom Bürger über seine Steuern finanziert werde.

Gründung der DBU-Naturerbe GmbH ein "riesiger Erfolg"

Die Gründung der DBU-"Tochter" DBU-Naturerbe GmbH und deren verantwortliche Betreuung von rund 60.000 Hektar wertvoller Naturflächen in Deutschland bezeichnete Bottermann als "riesigen Erfolg" und "Aufgabe für Generationen". Gerade angesichts des skizzierten Flächendrucks gehe einem bei dem "großen Auftrag das Herz auf, das deutsche Naturerbe mit erhalten zu können und zu dürfen".

"Sie sind eine jener Persönlichkeiten, in deren Denken, Fühlen und Wirken die innere Einheit Deutschlands und die Integration Europas immer schon Realität waren. An Ihrem Beispiel ist zu lernen, dass Vision und Realismus, Einfühlsamkeit und Handlungsstärke keine Gegensätze sein müssen, sondern eine äußerst produktive Verbindung eingehen können." - Mit diesen Worten hatte 2002 Brandenburgs damaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus an Fritz Brickwedde begründet. Heute ging mit dem Eintritt in den Ruhestand des Gründungs-Generalsekretärs der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) eine 22,5-jährige Ära zu Ende. "Fritz Brickwedde hat die Idee der Gründungsväter der DBU kreativ und geschickt mit Leben gefüllt. Als herzlicher, offener, interessierter und inspirierter Mensch hat er Impulse für den ökologischen Umbau der Gesellschaft und für eine positive wirtschaftliche Entwicklung gesetzt", betonte sein Stellvertreter Prof. Dr. Werner Wahmhoff.

In über 22 Jahren 8.600 innovative Projekte mit knapp 1,5 Milliarden Euro gefördert

Mit seiner Berufung zum DBU-Generalsekretär am 1. März 1991 legte er Wert darauf, "seine" Stiftung ausschließlich nach fachlichen Gesichtspunkten aufzubauen und "die besten Fachleute aus ganz Deutschland" als Mitarbeiter in die Domstadt zu holen, wie er immer betonte. Die haben mit ihm in gut 22 Jahren rund 8.600 innovative Projekte mit knapp 1,5 Milliarden Euro gefördert. Und das Stiftungskapital von ursprünglich einmal 1,29 Milliarden Euro wuchs gleichzeitig auf zwei Milliarden Euro. Auch ein nationales und internationales Stipendienprogramm brachte Brickwedde für die DBU auf den Weg sowie die jüngste "Errungenschaft" der DBU: die Gründung der gemeinnützigen DBU-"Tochter" DBU-Naturerbe GmbH, die inzwischen rund 60.000 Hektar für den Naturschutz besonders wertvolle Flächen langfristig schützt.

Brickweddes ehrenamtliches Engagement

Brickwedde zeichnete in seiner DBU-Zeit aber auch ein breit angelegtes, ehrenamtliches Engagement aus: Ehrenbürger der sächsischen Stadt Ostritz, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Fürst Pückler Park Bad Muskau (Sachsen), Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (Sachsen) und lange Jahre Vorsitzender des Osnabrücker Förderkreises zur Unterstützung des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Dresden. Im Mai 2002 wurde Brickwedde zum ehrenamtlichen Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gewählt. Unter seiner Ägide verdoppelte sich die Zahl der Stiftungen in Deutschland auf rund 16.000. Aus diesem Amt schied er 2008 turnusgemäß aus und wurde von der Mitgliederversammlung zum Ehrenmitglied ernannt.

Ehrendoktorwürde der BTU Cottbus

2002 wurde Brickwedde die Ehrendoktorwürde der BTU Cottbus verliehen, die damit seine herausragenden Leistungen für den wissenschaftlich fundierten Umwelt-, Natur- und Kulturschutz sowie sein Eintreten für den ökologischen Neuaufbau in den ostdeutschen Bundesländern würdigte. 2003 erhielt er das ihm vom polnischen Staatspräsidenten verliehene Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen, eine der höchsten polnischen Auszeichnungen. Geehrt wurde Brickwedde für "hervorragende Verdienste um die Völkerzusammenarbeit" zwischen Polen und Deutschland. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler verlieh Brickwedde 2004 das erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Eine Auszeichnung, die ebenfalls vor allem sein breites ehrenamtliches Engagement zugunsten der ostdeutschen Bundesländer würdigte.

Brickwedde studierte Geschichte und Politikwissenschaften in Münster

Der gebürtige Osnabrücker hatte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Geschichte, Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Danach arbeitete er als Akademiedozent und Fachbereichsleiter am Franz-Hitze-Haus in Münster, der Akademie des Bistums Münster. Er wurde Leiter der Volkshochschule Georgsmarienhütte und Dezernent für Schule und Kultur, Landschaftspflege und Regionalplanung beim Landkreis Emsland. Dort wurde er auch für die Koordination des Umweltschutzes zuständig. Bevor er mit Gründung der DBU als Generalsekretär die Aufbauarbeit begann, war Brickwedde Sprecher der niedersächsischen Landesregierung. Auch hier hatte er einen klaren Umweltschutzbezug: Klärschlammverklappung in der Nordsee, Schadstofffrachten aus der DDR, die die innerdeutschen Flüsse zu Kloaken machen. Bei umweltpolitischen Reisen zu Generalsekretär Erich Honecker oder zur britischen Premierministerin Margaret Thatcher begleitete Brickwedde den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht.

Quelle:
Technik | Energie, 27.10.2013

     
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