Gesellschaft | Politik, 04.10.2012
Oxfam fordert Landprojekte der Weltbank "einzufrieren"
Ohne Landgrabbing könnte eine Milliarde Menschen mehr satt werden
Agrarland mit einer Fläche fast sechs Mal so groß wie Deutschland wurde im letzten Jahrzehnt überwiegend an internationale Inverstoren verkauft oder verpachtet. Oftmals werden ländliche Bevölkerungsgruppen, die das Land bisher bearbeiteten und davon lebten, vertrieben. Das zeigt der Oxfam-Bericht "Our Land, Our Lives" ("Unser Land, unser Leben"). Demnach wurden mehr als 60 Prozent dieser Landgeschäfte in Ländern getätigt, die ohnehin bereits schwer von Hunger betroffen sind. Das verkaufte oder verpachtete Land geht in der Regel der einheimischen Nahrungsmittelproduktion verloren. Es würde ausreichen, um in der lokalen Produktion eine Milliarde Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. "Immer mehr Menschen werden vertrieben, oft mit Gewalt, ohne vorherige Konsultation oder Entschädigung", sagt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale.
Weltbank-Projekte auf Eis legen
Oxfam fordert die Weltbank auf, großflächige Land-Akquisitionen für sechs Monate ruhen zu lassen. Die Weltbankgruppe spielt in Landfragen eine bedeutende Rolle, da sie großflächig in Land investiert, die Landvergabe-Politik armer Länder beeinflusst und geringe Standards für die internationale Gemeinschaft setzt. "Der weltweite Ausverkauf von Land führt zu Hunger, Gewalt und zu einem Leben in Armut", sagt Wiggerthale. Oxfam definiert Landgrabbing als Investition in Pacht oder Kauf von Land, bei dem Investoren die Rechte und Bedürfnisse ländlicher Bevölkerungsgruppen ignorieren, die das Land bisher bearbeiteten und davon lebten.
Die Investitionen der Weltbankgruppe in die Landwirtschaft sind in den letzten zehn Jahren um 200 Prozent gestiegen. Die International Finance Corporation (IFC), der Privatsektor-Bereich der Weltbank, setzt Standards, die von vielen Investoren befolgt werden. Die eigenen Recherchen der Weltbank zeigen, dass die meisten großflächigen Landgeschäfte genau in den Ländern getätigt werden, die den geringsten Schutz von Landrechten aufweisen. Seit 2008 wurden 21 Beschwerden von Gemeinden eingereicht, die Verletzungen ihrer Landrechte durch die Weltbank dokumentieren. Bereits heute fällt alle sechs Tage eine Fläche so groß wie London dem Landgrabbing anheim. In Liberia wurden in nur fünf Jahren 30 Prozent des Landes an Großinvestoren verkauft oder verpachtet. Zwischen 2000 und 2010 sind nach Angaben der International Land Coalition weltweit 203 Millionen Hektar Agrarland verkauft oder verpachtet worden, davon 106 Millionen Hektar an ausländische Investoren.
Aus Oxfams Sicht ist die Weltbank in der einzigartigen Lage, zu verhindern, dass Landgrabbing einer der größten Skandale des 21. Jahrhunderts wird. Mit der Überprüfung ihrer Politik könne die Weltbank ein Zeichen für alle Investoren und Regierungen setzen und helfen, Menschenrechtsverletzungen zu stoppen. "Die Weltbank muss dafür sorgen, dass die Landrechte armer Menschen gestärkt und die Ernährungssicherung nicht bedroht werden. Investitionen sollten Entwicklung fördern, nicht armen Menschen schaden", so Wiggerthale.
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Viele Kleinbauern werden gezwungen ihr Agrarland an große Investoren abzutreten. |
Oxfam fordert die Weltbank auf, großflächige Land-Akquisitionen für sechs Monate ruhen zu lassen. Die Weltbankgruppe spielt in Landfragen eine bedeutende Rolle, da sie großflächig in Land investiert, die Landvergabe-Politik armer Länder beeinflusst und geringe Standards für die internationale Gemeinschaft setzt. "Der weltweite Ausverkauf von Land führt zu Hunger, Gewalt und zu einem Leben in Armut", sagt Wiggerthale. Oxfam definiert Landgrabbing als Investition in Pacht oder Kauf von Land, bei dem Investoren die Rechte und Bedürfnisse ländlicher Bevölkerungsgruppen ignorieren, die das Land bisher bearbeiteten und davon lebten.
Die Investitionen der Weltbankgruppe in die Landwirtschaft sind in den letzten zehn Jahren um 200 Prozent gestiegen. Die International Finance Corporation (IFC), der Privatsektor-Bereich der Weltbank, setzt Standards, die von vielen Investoren befolgt werden. Die eigenen Recherchen der Weltbank zeigen, dass die meisten großflächigen Landgeschäfte genau in den Ländern getätigt werden, die den geringsten Schutz von Landrechten aufweisen. Seit 2008 wurden 21 Beschwerden von Gemeinden eingereicht, die Verletzungen ihrer Landrechte durch die Weltbank dokumentieren. Bereits heute fällt alle sechs Tage eine Fläche so groß wie London dem Landgrabbing anheim. In Liberia wurden in nur fünf Jahren 30 Prozent des Landes an Großinvestoren verkauft oder verpachtet. Zwischen 2000 und 2010 sind nach Angaben der International Land Coalition weltweit 203 Millionen Hektar Agrarland verkauft oder verpachtet worden, davon 106 Millionen Hektar an ausländische Investoren.
Aus Oxfams Sicht ist die Weltbank in der einzigartigen Lage, zu verhindern, dass Landgrabbing einer der größten Skandale des 21. Jahrhunderts wird. Mit der Überprüfung ihrer Politik könne die Weltbank ein Zeichen für alle Investoren und Regierungen setzen und helfen, Menschenrechtsverletzungen zu stoppen. "Die Weltbank muss dafür sorgen, dass die Landrechte armer Menschen gestärkt und die Ernährungssicherung nicht bedroht werden. Investitionen sollten Entwicklung fördern, nicht armen Menschen schaden", so Wiggerthale.
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