Hydrogen Dialogue 2024

Die Stadtküste der Zukunft

Bollwerk gegen das Hochwasser und zugleich attraktiver Erlebnisraum?

Hamburger Niederhafen: Hochwasserschutz-Wand und Flaniermeile zugleich. Ein exzellentes Beispiel für die Verbindung von Hochwasserschutz und städtebaulich hochwertiger Architektur wird zurzeit in Hamburg umgesetzt. Zwischen Landungsbrücken und Niederhafen entsteht eine moderne Hochwasserschutzwand, die zugleich als attraktive Flaniermeile gestaltet ist. Entworfen wurde der neue Elb-Boulevard vom Büro der internationalen Star-Architektin Zaha Hadid, die weltweit für außergewöhnliche Bauten bekannt ist. Auf der acqua alta wird dieses innovative Millionenprojekt durch den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) vorgestellt. "Die räumliche und gestalterische Qualität des Entwurfes überdeckt fast den eigentlichen Zweck des Bauwerks. Was hier entsteht, ist jedoch ein wesentlicher Teil des Flutschutzprogramms der Hansestadt", erläutert Jan-Moritz Müller vom LSBG. Auf der rund 600 Meter langen Kaimauerstrecke wird die Promenade dazu von 7,20 Meter auf bis zu 8,90 Meter über Normalnull (NN) erhöht.

Entwurf für die Hochwasserschutzwand am Niederhafen in Hamburg
Foto: © ON3 Studio
Die Vision einer multifunktionalen Deichlinie zeigt sich auch in der IBA-Machbarkeitsstudie "Deichpark Elbinsel". "Der Ringdeich der Elbinsel Hamburg-Wilhelmsburg ist die Voraussetzung für die Sicherheit ihrer Bewohner. Die Deiche könnten jedoch auch besser als Erlebnisräume nutzbar sein", so Prof. Antje Stokman vom Büro osp urbanelandschaften in Hamburg. Die IBA-Studie zeigt zukunftsweisende Ansätze für die Gestaltung von Hochwasserschutz-Anlagen als sichere und vielfältig nutzbare Bestandteile der Stadtlandschaft. Ein Praxis-Beispiel stellt der Architekt Prof. Slawik auf der acqua alta vor. Das von ihm entworfene IBA Dock im Müggenburger Zollhafen in Hamburg-Veddel ist das größte schwimmende Ausstellungs- und Bürogebäude Deutschlands. Sollte eine starke Sturmflut kommen, schwimmt das IBA Dock mit dem Wasser auf. "Wir könnten dieses Haus als einen ersten Baustein für eine schwimmende Stadt ansehen", so Slawik. "Vielleicht ist das der Städtebau der Zukunft."

Multifunktionale Nutzung: Dach als Deich
Rotterdam hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 klimaneutral zu werden. Die Integration des Elements Wasser in den Prozess der Stadtentwicklung ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Joep van Leeuwen, Department of urban planning, stellt auf der acqua alta die "Research-by-design-Studie" aus der holländischen Seehafenstadt vor. Sie zeigt, wie sich Klimaschutz und multifunktionale Deiche miteinander verbinden lassen. Das Besondere: Behörden, Stadtplaner und Ingenieure haben bei der Studie eng kooperiert. Darüber hinaus berichtet van Leeuwen auf der acqua alta über zwei Projekte, die in Rotterdam bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Eins ist der Dach-Park im Westen der Stadt. Hier ist ein Einkaufzentrum Teil einer Deichlinie. Der Deichschutz besteht aus dem parkähnlichen Dach einer Tiefgarage sowie einem integrierten Park. "Es ist ein großartiges Beispiel dafür, wie man Deiche multifunktional nutzen kann, wenn alle - Behörden, Bürger und Planer - eng zusammenarbeiten und neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen sind."

Nicht nur entlang der Küstenlinie, auch oder gerade an tideunabhängigen Flussläufen spielen Hochwasserschutz und Lebensqualität eine große Rolle. Der italienische Architekt Andrea Oldani aus Mailand referiert auf der acqua alta über architektonische Gestaltstrategien für Flussufer. Er plädiert für die Erstellung von Risiko-Diagrammen, auf die dann städtebaulich reagiert werden kann. Das komplette Kongressprogramm gibt es im Internet unter www.acqua-alta.de, ebenso die Kongresspreise und Registrierung

Welche Anforderungen stellen die wasserbezogene Stadtentwicklung und der Klimawandel an die künftige Gestaltung des Hochwasserschutzes? Auf der acqua alta, der Fachmesse mit internationalem Kongress für Klimafolgen, Hochwasserschutz und Wasserbau, diskutieren Architekten, Stadtplaner und Katastrophenschutzexperten über die Stadtküsten von morgen. Weltweit befinden sich zwei Drittel aller am stärksten wachsenden Metropolen im Bereich von Flussmündungen und sind somit den Einflüssen der Meeresdynamik in Folge des Klimawandels zunehmend ausgesetzt. Das Spannungsfeld zwischen Hochwasserschutz und Sicherheitsdenken auf der einen, urbane Entwicklung und Lebensqualität auf der anderen Seite stellt diese Millionenstädte schon heute vor besondere Herausforderungen. Vom 11. bis 13. Oktober diskutieren Fachleute aus dem In- und Ausland im CCH-Congress Center Hamburg ihre Strategien zum Umgang mit diesem Spannungsfeld. Insgesamt werden zu dem dreitägigen Kongress in der Hafenmetropole an der Elbe rund 70 Referenten aus 13 Nationen erwartet.

Quelle:
Gesellschaft | Green Cities, 05.10.2011

     
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