Technik | Energie, 16.08.2011

Klare Preissignale

Gezielte Anreize erschließen alternative Energien und Energieeinsparungen

Von Swantje Küchler und Thorben Korfhage

Die Energiesteuerrichtlinie der Europäischen Union schreibt Untergrenzen für die nationalen Energiesteuern der Mitgliederländer fest. Die EU-Kommission hat jetzt einen Vorschlag vorgelegt, um diese stärker an die klima- und energiepolitischen Ziele Europas anzupassen.

Umsteigen, wenn Preise in den Himmel steigen: Die Energiesteuer belohnt ökologische Mobilität. Foto: © Philipp Ledényi
Endlich soll sich die Besteuerung von Kraft- und Heizstoffen am Energiegehalt und der Klimawirkung orientieren. Dadurch werden umweltfreundliche Energieträger gefördert und Wettbewerbsverzerrungen abgebaut. Wenn nationale und europäische Klimaschutzziele eingehalten werden sollen, müssen Haushalte und Unternehmen ihre Anstrengungen erhöhen, weniger CO2 zu produzieren und energieeffiziente Technologien einzusetzen. Allein mit dem Setzen von Zielvorgaben und Standards ist diese Steigerung nicht erreichbar. Es bedarf eines intelligenten Systems aus ökonomischen Instrumenten, das klare Preissignale setzt: Energieeffizienz und geringerer CO2-Ausstoß müssen nicht nur ideologisch wünschenswert, sondern auch ökonomisch rentabel sein.

Energiesteuer beteiligt an externen Kosten
Zwar gibt es in der EU bereits einen Emissionshandel und eine Energiesteuerrichtlinie, trotzdem ist das Anreizsystem bisher fehlerhaft. Steuerungsmechanismen funktionieren nämlich nur dann, wenn die CO2-Produktion und der Energiegehalt einheitlich besteuert werden. Ansonsten entsteht ein Fehlanreiz: Geld spart bisher nicht nur, wer in energieeffiziente Technologien investiert, sondern auch wer auf einen geringer besteuerten Energieträger umsteigt. Die günstigen Steuern auf Dieselkraftstoff, Heizöl oder Kohle sind deutsche Beispiele dieser fehlerhaften Preissignale. Weitere Wettbewerbsverzerrungen entstehen dadurch, dass nur einzelne Sektoren in den Emissionshandel integriert sind. Es ist deshalb ein sinnvoller Vorschlag der EU-Kommission, dass Unternehmen nur eine CO2-abhängige Steuer auf Energie zahlen müssen, wenn sie nicht am Emissionshandel teilnehmen. Dadurch ist sichergestellt, dass jeder Energieverbraucher an den externen Kosten der CO2-Produktion beteiligt wird. Um gleichberechtigte Wettbewerbsbedingungen zu ermöglichen, dürfen die Preise für CO2-Zertifikate und Energiesteuern jedoch nicht zu weit auseinander fallen. Auch eine Erhöhung des CO2-abhängigen Steuersatzes auf über 30 Euro/t CO2 sollte deshalb mittelfristig nicht ausgeschlossen sein.

Die erhöhten Mindestsätze würden in vielen EU-Ländern zu höheren Steuereinnahmen führen. Das zusätzliche Geld kann genutzt werden, um entweder Lohnnebenkosten zu senken oder zur Haushaltskonsolidierung beizutragen. Dadurch wird ein richtiger Schritt hin zu einem ökologischen Steuersystem getan: Es werden nicht nur schädliche Umwelt- und Klimaauswirkungen berücksichtigt, sondern gleichzeitig wünschenswerte Arbeitsplätze gefördert und Staatsschulden abgebaut. Weder Wettbewerbsfähigkeit noch Wachstum müssen unter der neuen Energiebesteuerung leiden.


Swantje Küchler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des FÖS (Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.), Thorben Korfhage studiert Economics and Business Administration an der Universität Tübingen.

Quelle:

Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2011 - Schöne Aussichten erschienen.



     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Zukunft bauen
  • Frieden kultivieren
  • Moor rockt!
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
17
DEZ
2025
Lunch & Learn: Geschichten & Inspirationen zum Mitmachen
Impulse: Katrin Hansmeier, Basil Merk, Tina Teucher
online
17
JAN
2026
INNATEX
Internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien
65719 Hofheim-Wallau
05
FEB
2026
Konferenz des guten Wirtschaftens 2026
Veränderung willkommen? Wie Wandel gelingen kann
90475 Nürnberg
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Megatrends

Deutsche Einheit - deutsche Identität(en)
Christoph Quarch sieht die Zukunft in der Stärkung individueller Identitäten im Dialog mit anderen
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

FNG-Siegel: 25 Fonds der Erste Asset Management mit Bestnote ausgezeichnet

Vom Öko-Pionier zum chinesischen Familienalltag: SODASAN und Stakunft Home gestalten nachhaltiges Wohnen

So klappt's mit den Weihnachtsgeschenken – ohne Stress und Schulden

Deutschland hat kein Geldproblem, Deutschland hat ein Skill-Problem

Zuversicht und Inspiration schenken

Landesinnungsverband des Maler- und Lackiererhandwerks Berlin-Brandenburg und Zentek halten Kunststoffeimer im Kreislauf

Ab 14.12.2025 gilt der neue Fahrplan der Deutschen Bahn für 2026

Wie verbessern Skibrillen die Sicht und Sicherheit auf den Pisten

  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • TÜV SÜD Akademie
  • Global Nature Fund (GNF)
  • circulee GmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • toom Baumarkt GmbH
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • NOW Partners Foundation
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Engagement Global gGmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH