Fabrik der Zukunft

Projekt von Otto und Muhammad Yunus in Bangladesch kommt nicht voran

Das im November 2009 angekündigte gemeinsame Projekt des Versandhandel-Konzerns Otto und des Friedensnobelpreis-Trägers Muhammad Yunus in Bangladesch hat mit unerwartet großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Zeitplan für die Umsetzung der "Fabrik der Zukunft" habe sich "durch politische und praktische Implikationen verzögert", erklärte ein Otto-Sprecher am Donnerstag in Hamburg. Der Bau der Fabrik sollte eigentlich im März 2010 beginnen, in diesem Jahr sollten die ersten Kleidungsstücke aus der Fabrik für Otto-Kunden erhältlich sein.

In diesem Jahr sollten die ersten Kleidungsstücke aus der "Fabrik der Zukunft" für Otto-Kunden erhältlich sein.
Foto: © Rainer Sturm / Pixelio
"Wir sind in Bangladesch nicht so schnell vorangekommen, wie wir uns das gewünscht haben", erklärte der Otto-Sprecher. Derzeit prüfe Otto "alle möglichen Optionen", um das "ambitionierte" Projekt doch noch in die Tat umzusetzen. Angekündigt hatten Otto und Yunus eine Textilfabrik, deren Gewinne auch in soziale Projekte vor Ort wie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und eine Gesundheitsbetreuung für die Angestellten fließen sollten. Die bis zu 700 Beschäftigten sollten einen angemessenen Lohn und gute Sozialleistungen bekommen.

Für seine revolutionären Ideen und sein Engagement im Kampf gegen die Armut wurde Muhammad Yunus mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet - doch in Bangladesch, im eigenen Land, läuft derzeit alles gegen ihn. Als Direktor der von ihm gegründeten Grameen Bank wurde der 71-Jährige aus Altersgründen abgesetzt. Nach seinem erzwungenen Rückzug aus dem Mikrokredit-Institut wollte der Wirtschaftswissenschaftler sich ganz auf seine Idee der sozialen Unternehmen konzentrieren. Rund 40 solche Unternehmen hat er in seinem Heimatland bereits gegründet: Firmen, die den größten Teil der Gewinne reinvestieren, den Menschen faire Löhne zahlen und soziale Absicherung bieten.

Den Mächtigen im Land ist der weltbekannte Mann jedoch ein Dorn im Auge. Seit er sich 2007 mit Regierungschefin Sheikh Hasina Wajed überwarf und Unternehmen in Branchen wie Solarenergie und Mobilfunk gründete, ist er nicht mehr wohl gelitten. Und so gibt es nun auch bei den Sozialunternehmen Streit: Nach Ansicht von Yunus sind diese Firmen, die alle das Wort Grameen im Namen tragen, eigenständig. Eine von der Regierung eingesetzte Kommission dagegen befand, die Grameen Bank kontrolliere auch die Grameen-Unternehmen. Ihre Gewinne könnten also an die offiziellen Eigentümer der Grameen Bank ausgeschüttet werden: acht Millionen Frauen mit einem Mikrokredit bei der Bank.

Andere westliche Partner sind etwa Adidas oder Danone. Auch Adidas steckt mit seinem Projekt noch in den Anfängen, Sportschuhe seiner Tochter Reebok mit Schutz gegen Wurminfektionen in Bangladesch anzubieten. Im Herbst 2010 verkaufte Reebok 5000 Paar solcher Schuhe in mehreren Dörfern in Bangladesch - und wertet diese Pilotphase derzeit noch aus, wie eine Sprecherin sagt. Wie und wo es weitergehe, werde noch diskutiert.

Erfolgreich läuft die Zusammenarbeit mit dem französischen Konzern Danone: Seit 2007 stellen rund 40 Leute in der Kleinstadt Bogra den Joghurt Shokti-Plus her, die sogenannten Grameen-Ladies verkaufen ihn an den Haustüren. Eine zweite Fabrik sei geplant, sagt eine Sprecherin von Danone in München. Und auch Otto gibt keinesfalls auf: Trotz der zeitlichen Verzögerungen werde der Konzern das Projekt Kleiderfabrik der Zukunft umsetzen, versichert der Sprecher.

Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 25.07.2011

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
25
APR
2024
Lunch & Learn: Begeisterung für die Erde!
Wie gelingt der ökologische Wandel?
online
26
APR
2024
ChefTreff Gipfel 2024
Get Inspired by Brave Leaders
20457 Hamburg
06
JUN
2024
SustainED Synergy Forum 2024
SustainED Synergy – unser 6-Monate CSRD Consulting für Ihr Unternehmen!
73728 Esslingen am Neckar
Alle Veranstaltungen...
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Sport & Freizeit, Reisen

Retten die Fan-Proteste das Spiel?
Christoph Quarch sieht im Fußball einen letzten Zufluchtsort des Menschlichen in einer ökonomisierten und technisierten Welt.
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

toom zum sechsten Mal für Nachhaltigkeit ausgezeichnet

hacked by sixenn45

Nachhaltig, zusammen, laut:

Nachhaltige Proteinquellen

Es tut sich was ...

FH Münster startet Master Nachhaltige Transformationsgestaltung

Pascoe mit dem Innovationspreis TOP 100 ausgezeichnet

NICAMA meets Voelkel:

  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Engagement Global gGmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • toom Baumarkt GmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften