Erhebliche Klimarisiken für Afrikas Bauern

IPCC lag im letzten Sachstandsbericht richtig

Für die Ernteerträge von Afrikas Bauern ist der Klimawandel ein Risiko. Diese Aussage im letzten Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) war vor einem Jahr teils heftig attackiert worden - sie sei nicht wissenschaftlich fundiert, so die Kritik, die damit auf die Glaubwürdigkeit des Weltklimarats zielte. Eben diese Aussage wird aber nun von der neueren Forschung bestätigt, schreiben Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in der renommierten US-Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences.

Ernte in Marokko: Vom Klimawandel bedroht.
Foto: © Dieter Schütz / Pixelio.de
"Keine der afrikanischen Agrarregionen ist auf der sicheren Seite", sagt der Leitautor Christoph Müller. "Das ist ein belastbares Ergebnis, auch wenn wir vieles noch nicht genau genug wissen."

Zu diesem Ergebnis kamen die Autoren durch die Auswertung von zwanzig Studien mit scheinbar widersprüchlichen Ergebnissen: Manche Analysen deuten auf mögliche Totalverluste der landwirtschaftlichen Produktivität hin, während andere auch starke Verbesserungen für möglich halten - bis zu 168%. Dies hängt jedoch von der jeweils untersuchten Region, den Feldfrüchten und Zeiträumen ab; eine umfassende Untersuchung fehlt bis jetzt. Indirekte Effekte des Klimawandels auf die Landwirtschaft, etwa Überflutungen und Bodenerosion, würden vielfach nicht berücksichtigt, sagt Müller. "Die quantitativen Aussagen in jüngeren Studien erscheinen vor diesem Hintergrund eher optimistisch." Ungewissheiten entstünden auch durch die gewählten Methoden - etwa das Fortschreiben statistischer Zusammenhänge, ohne die Dynamik des Weltagrarmarktes zu berücksichtigen.

"Das Risikomanagement sollte sich auf die kritischen Regionen Afrikas und die betroffenen Menschen konzentrieren", sagt der Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am PIK, Wolfgang Cramer. In einigen Teilen Afrikas könne der Klimawandel zwar auch nützen, etwa durch den erhofften CO2-Düngungseffekt für Pflanzen oder durch erhöhte Niederschläge in Trockengebieten, in anderen aber schaden. Insgesamt sei das Schadenspotenzial sehr groß.

Der Klimawandel trifft in Afrika vielfach auf eine Landwirtschaft, die bereits heute der lokalen Nachfrage nach Nahrungsmitteln nicht gerecht wird. Zugleich ist aber das Potential zur Verbesserung von Ernteerträgen in einigen bislang besonders ineffizient wirtschaftenden Ländern besonders groß - in Angola etwa ist einer Studie zufolge theoretisch eine Steigerung um ein Vielfaches möglich. Zu den erfolgversprechenden Ansätzen für eine Anpassung an die Klimarisiken zählt die neuere Forschung vor allem die Wiederherstellung der ausgelaugten Böden, die Anwendung effizienter und bodenschonender Anbaumethoden und den integrierten Pflanzenschutz. Ebenfalls wichtig ist ein verbesserter Zugang zu internationalen Märkten und der Ausbau von Straßen und anderer Infrastruktur.

"Die afrikanische Landwirtschaft hat Chancen", betont Cramer. "Statt die Augen vor dem Klimawandel zu verschließen, sollte die Forschung nun neue Wege aufzeigen, wie die Ernährung zukünftiger Generationen gesichert werden kann."




Lesen Sie mehr zu diesem Thema im Magazin "forum Nachhaltig Wirtschaften" 2/2011 mit dem Schwerpunkt Ressourcen und dem Special Ernährung & Landwirtschaft.

Das Magazin umfasst 148 Seiten und ist zum Preis von 7,50 ? zzgl. 3,00 ? Porto & Versand (innerhalb Deutschlands) direkt hier zu bestellen.
Oder unterstützen Sie uns durch ein forum-Abonnement

Quelle:
Umwelt | Klima, 09.03.2011
     
Cover des aktuellen Hefts

Logistik und Transport - Herausforderung für Klima und Umwelt

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2023 mit dem Schwerpunkt: Transport & Logistik

  • KI und Robotik
  • Normen für den grünen Wandel
  • Photovoltaik für Unternehmen
  • Ende des Etikettenschwindels
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
29
SEP
2023
Fest der Regionen
Kommt, wir feiern die sozial-ökologische Transformation!
92539 Schönsee, Nature Community
30
SEP
2023
Vortragsreihe "Klima: Was kann ich tun?"
Tages-Stadtausflug "Klima-freundlich einkaufen"
80337 München
19
OKT
2023
22. Innsbruck Nature Film Festival
70 Filme, 25 Workshops - Das kulturelle Highlight im alpinen Herbst!
A-6020 Innsbruck
Alle Veranstaltungen...

Gemeinsam ist es Klimaschutz

natureOffice nimmt Sie mit auf die Reise durch den Klimakosmos - gleich YouTube-Kanal abonnieren und Baum pflanzen!

Politik

Parteiübergreifender Wahlkampftrend "Verbieten verbieten"
Christoph Quarch sieht es als Aufgabe der Politik, das Gemeinwohl zu befördern. Und der Klimawandel erfordert rasches Handeln.
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Gruner Wohlstand für alle - Utopie oder realistische Vision?

Netto setzt sich aktiv für mehr Lebensmittelwertschätzung ein

22. Innsbruck Nature Film Festival von 19. bis 22. Oktober 2023

Die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft

Die Macht des Nachhaltigkeitsberichts

EcoFlow PowerOcean

Die Aktion Zukunft+: ein Klimaschutz-Sofortprogramm für Unternehmen (Teil 2 von 3)

Leuphana Universität Lüneburg feiert 35 Master of Sustainable Business Administration

  • Global Nature Fund (GNF)
  • Engagement Global gGmbH
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • toom Baumarkt GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Kärnten Standortmarketing