Fairspielt

Ein kleines Netzwerk bewegt großen Sportartikelhersteller für faire Fußbälle

Puma stellt seit 2008 fair gehandelte Fußbälle her. Es sind bisher nur rund 5.000 Stück, Stecknadeln im Heuhaufen der verkauften Sportbälle von Puma, Adidas und Co. Erstaunlich an dieser Geschichte ist, dass eine kleine Organisation mit nur wenig personellen und finanziellen Ressourcen die Zusammenarbeit mit dem Sportartikel-Unternehmen Puma erfolgreich angestoßen hat. Das Eine Welt Netzwerk Bayern, ein Zusammenschluss von rund 90 Organisationen aus dem entwicklungspolitischen Spektrum im Freistaat, sucht seit Jahren den Dialog mit der Wirtschaft, um Themen wie fairen Handel und internationale Sozialstandards voran zu bringen.
Rassendiskriminierung und Gewalt bestimmen auch viele Jahrzehnte nach dem offiziellen Ende der Apartheid den Alltag in Südafrika. Mit dem Fairtrade-Fußball von Puma setzt der Club der guten Hoffnung - eine Aktion zur WM 2010 in Südafrika - ein Zeichen für Frieden, Versöhnung und Menschenrechte.
Foto: © Missio

In einem Pilotprojekt für die Initiative "Club der guten Hoffnung" hat sich der fränkische Hersteller Puma verpflichtet, 5.000 Fairtrade-gesiegelte Fußbälle zu liefern. Sie sollen unter anderem bei Fußballturnieren an bayerischen und südafrikanischen Schulen eingesetzt werden. Ein langjähriger Zulieferer von Puma in Pakistan, Ali Trading, wird auf die Einhaltung der Fairtrade-Standards kontrolliert und von der unabhängigen Gesellschaft Flo-Cert zertifiziert. Die fairen Sportbälle sind das Ergebnis einer Kooperation von Akteuren wie Missio, Mission Eine Welt, Evangelische Landeskirche und bayerische Staatskanzlei, aber das Eine Welt Netzwerk hat diese so unterschiedlichen Organisationen zusammen gebracht. Der Draht zu Puma ist ein Ergebnis seines Projekts "Sozial- und Umweltstandards bei Unternehmen". Seit 2005 treffen sich Vertreter bayerischer Unternehmen und Wirtschaftsverbände mit Hilfswerken, Eine-Welt-Organisationen und Wissenschaftlern zu Runden Tischen, um über globale Unternehmensverantwortung und die Rolle der Zivilgesellschaft zu diskutieren.

Vertrauenswürdige Partnerschaft von NGOs, Wirtschaft und Regierung
"Wir haben uns auch am jährlichen Dialog von Puma mit kritischen Interessengruppen beteiligt", betont Alexander Fonari vom Eine Welt Netzwerk Bayern. Bei diesem Dialog im Kloster Banz setzte sich die Firma mit Organisationen wie der Fair Wear Association und der Fair Labour Association, kritischen Wissenschaftlern und eigenen Akteuren zusammen, um die Abläufe im Unternehmen zu den Themen Nachhaltigkeit, Beschaffung, Umwelt und Soziales zu hinterfragen. Wichtig war außerdem die politische Rückendeckung aus der bayerischen Staatskanzlei und der Landeszentrale für politische Bildung. "Es ist ein vielschichtiger Prozess auf verschiedenen Ebenen", so Fonari. Dem Netzwerk ist es mit Beharrlichkeit gelungen, sich sowohl bei der Staatsregierung als auch in der Wirtschaft als professioneller und vertrauenswürdiger Partner zu etablieren. "Für die Unternehmen ist immer die Frage: kann ich ungeschützt mit meinem Partner reden?", erläutert Fonari seine Strategie. "Dieses Vertrauen haben wir uns erworben. Wir suchen keine öffentlichen Kontakte, sondern versuchen, uns mit einem Unternehmen zu verständigen."

5.000 Fußbälle gegen Tausende Arbeitsrechtsverstöße?
Mit dieser Strategie unterscheidet sich das Eine Welt Netzwerk Bayern von Nicht-Regierungsorganisationen wie der Kampagne für Saubere Kleidung, die öffentlichkeitswirksam immer wieder einzelne Unternehmen gezielt an den Pranger stellt. "Für uns handelt es sich bei diesem Projekt um einen Fall von Greenwashing", kritisiert Sprecherin Christiane Schnura. Puma benutze die fairen Sportbälle, um sich in der Öffentlichkeit als soziales Unternehmen zu präsentieren. "Was sind 5.000 fair gehandelte Fußbälle gegen Tausende von Arbeitern, die unter unzureichenden Bedingungen schuften?", fragt sie und bezweifelt den Willen zur Veränderung beim Sportlifestyle-Unternehmen aus Herzogenaurach. Ein Projekt der Kampagne für Saubere Kleidung mit Puma in Mittelamerika war 2006 gescheitert, weil sich kein Zulieferbetrieb fand, der bereit war, mitzumachen und der Puma-Vorstand das Projekt nicht verlängern wollte. Bei der Puma Hauptversammlung im April 2008 haben Vertreter der Kampagne den Turnschuhhersteller hart kritisiert: Sieben-Tage-Wochen, mehr Überstunden als gesetzlich erlaubt, Lohnzahlungen unter dem gesetzlichen Mindestlohn, Behinderung der Gewerkschaftsfreiheit in chinesischen Zulieferbetrieben sind durch Studien belegte Verstöße gegen die Kernnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO.
Fair Play in jeder Hinsicht: Schauspieler und "fair feels good."-Pate Ole Tillmann kickte mit der Fußballmannschaft der Kooperative Banelino. Wenn der Fußball ohne Verstöße gegen Menschen- und Arbeitsrechte produziert wird, macht das Spiel doppelt Spaß.
Foto: © fair feels good

Oder liegt die Verantwortung beim Konsumenten?
Puma dagegen sieht die Verantwortung bei den Kunden, die nicht mitmachen, weil sie nicht bereit seien, mehr Geld für einen Fußball auszugeben. Fair gehandelt ist der Fußball teurer, weil er einen Aufschlag von zehn Prozent für soziale Projekte am Ort der Herstellung enthält. "Leider gibt es bis jetzt relativ wenig Interesse an den fair gehandelten Fußbällen", bedauert Stefan Seidel von Puma. "Erst wenn der Kunde fordert, wir wollen fair gehandelte Fußbälle, dann stellen wir auch mehr her."

Also nur ein Tropfen auf den heißen Stein? 5.000 fair gehandelte Fußbälle sind ein kleiner Anfang auf dem schwierigen Markt für Sportartikel. Anders als bei Kaffee und Lebensmitteln sind Sportbälle weitgehend durchvermarktet. Vereine, Sportler und Großereignisse wie die Welt- und Europameisterschaften sind fest in der Hand der großen Hersteller. Dennoch kann für Claudia Brück von Transfair ein kleines Projekt den Einstieg in größere Veränderungen bedeuten. "Die Unternehmen lernen unsere Denke kennen", betont sie. "Ein solches Projekt kann durchaus Wellen in einem großen Unternehmen werfen. Wir können nicht warten, bis die Welt gut ist. Wir müssen einfach anfangen."

Die Fußbälle kann man bestellen unter:
www.club-der-guten-hoffnung.de
 
 
 
Von Claudia Mende
 
 
 

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Quelle:
Lifestyle | LOHAS & Ethischer Konsum, 13.12.2010

     
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