"Nachhaltige Supply Chain ist eine Mammutaufgabe"
CSR-Erfolge und -Herausforderungen bei Bosch
Hans-Jochen Banhardt |
Welche Stationen lagen vor Ihrer jetzigen Position als Leiter der Zentralabteilung Arbeits-, Brand- und Umweltschutz und was ist Ihre tägliche Motivation, sich dieser Aufgabe zu stellen?
Besonders motiviert mich die Sinnhaftigkeit der Aufgabe. Einen Beitrag auf dem Gebiet Arbeits-, Brand- und Umweltschutz zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Bosch-Gruppe zu leisten, spornt mich an. Die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern sowie die Gestaltung ihrer Laufbahnen sind für mich wichtige Aspekte. Daneben zählen auch die Freude am Arbeiten, die Ergebnisorientierung und die Erreichung langfristiger Ziele dazu. Gerade die langfristige Ausrichtung von Bosch spielt hier eine besondere Rolle, denn über das betriebliche Maß hinaus legt die Bosch-Gruppe besonderes Augenmerk auf das Erzeugnisprogramm im Hinblick auf ein nachhaltiges Produktportfolio.
Die Automobilkonzerne kämpfen vor allem in den USA ums Überleben und haben damit auch die Zulieferer kalt erwischt. Wie stark ist Bosch betroffen und wie sieht die Strategie aus, um der Krise zu begegnen?
Die Automobilindustrie ist nicht nur in den USA, sondern weltweit in Folge der Finanzkrise von einem deutlichen Markteinbruch betroffen. Die Hersteller haben daraufhin ihre Produktion deutlich zurückfahren müssen. Wir als Zulieferer reagieren bereits seit dem vergangenen Sommer auf diese Entwicklung und passen ebenfalls unsere Kapazitäten an. Wir sind froh, in Deutschland über ein breites und bewährtes Instrumentarium zur Steuerung von Personalkapazitäten zu verfügen. Dazu gehören unter anderem Zeitkonten sowie Arbeitszeitverkürzungen und auch Kurzarbeit, die leider in der Öffentlichkeit oft zu negativ dargestellt wird. Wir wollen unsere Stammbelegschaft möglichst komplett durch dieses konjunkturelle Tal bringen und mit ihnen gut gerüstet in die Zeit nach einer Erholung gehen. Für Deutschland sind wir zuversichtlich, dass uns dies auch gelingen wird. In vielen anderen Ländern gibt es dieses feine Instrumentarium der Personalarbeit nicht, so dass hier einzelne Anpassungen leider nicht auszuschließen sind. Es muss uns grundsätzlich der schwierige Spagat gelingen zwischen notwendigem Sparen und Durchhalten der wichtigsten Vorleistungen für zukünftiges Wachstum. Es gilt also unsere finanzielle Stabilität zu halten, indem wir unsere Kosten noch strenger auf den Prüfstand stellen und unseren Mitteleinsatz für Investitionen und auch Akquisitionen noch kritischer prüfen. Dabei müssen wir aber gleichzeitig weiter im Auge behalten, dass neue Produkte und Verfahren erfolgreich entwickelt werden können und Marktchancen nicht verpasst werden.
Als international aufgestelltes Unternehmen mit Fertigungsstandorten weltweit ist es sicherlich eine Herausforderung, die Standorte einheitlich auf bestimmte Standards auszurichten und deren Umsetzung zu kontrollieren und zu evaluieren. Was haben Sie für Erfahrungen bei der Einführung von Umweltmanagementsystemen und einheitlichen Arbeitsstandards gemacht?
Standardisierung ist immer eine Herausforderung, das zeigen uns schon die Zeiträume für die Ausarbeitung von DIN-Normen oder gar die von ISO-Standards. Bei Bosch wurden die Vorteile einer Standardisierung schon früh gesehen. Arbeitsschutzaspekte waren bereits in den 1930er Jahren firmenintern geregelt. Mittlerweile verfügt Bosch über ein umfangreiches Normenwerk, das Arbeits-, Brand- und Umweltschutz weltweit standardisiert. Dabei achten wir darauf, dass die Zahl der Standards handhabbar bleibt und die Bereiche genügend Freiraum für eigene Lösungen haben. Bei der Ausarbeitung der Normen werden Vertreter der Regionen, wir nennen sie Regional-Koordinatoren, mit einbezogen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Normen nicht zu "deutschlastig" sind und die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe eine Umsetzung nicht behindern. Diese Koordinatoren unterstützen dann auch bei der Bereitstellung von Übersetzungen und durch Training von Zielgruppen und prüfen die Umsetzung durch systematische Audits. Unsere Erfahrungen mit der Einführung von Umwelt- und Arbeitsschutzmanagementsystemen sind durchweg positiv. Dies zeigen die Erfolge bei der Vermeidung von Umweltbelastungen und von Arbeitsunfällen.
Auf welche Erfolge im CSR-Management sind Sie besonders stolz?
Es hat uns sehr gefreut, dass Franz Fehrenbach, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, am 27. November 2006 vom WWF und der Zeitschrift Capital zum Ökomanager des Jahres 2006 ausgezeichnet wurde. Ich merke bei meiner täglichen Arbeit, wie ernst es ihm mit ökologischen Themen ist. Aus diesem Grund wurde auch seitens der Geschäftsführung erstmalig ein Klimaschutzziel definiert, welches in einem Zielentfaltungsprozess in 2009 ausgerollt und konsequent verfolgt wird. Damit wollen wir die CO2-Emissionen weltweit bis 2020 gegenüber 2007 um mindestens 20 Prozent verringern. Dieses Ziel haben wir natürlich auch in unserem 2. Verantwortungsbericht der Bosch-Gruppe, der Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, festgeschrieben. Zukünftig werden wir natürlich über den Fortschritt zu diesem Thema ausführlich berichten. Darüber hinaus haben wir unseren Internet-Auftritt neu gestaltet und als Verantwortungsportal präsentiert. Stolz sind wir dabei besonders auf ein Charting-Tool, mit dem individuell Umweltdaten zusammengestellt werden können. Dies ermöglicht den Besuchern der Website, ihre speziellen Informationsbedürfnisse wesentlich besser zu befriedigen, als dies mit einer reinen Printversion der Fall ist. Zu vergessen ist auch nicht, dass mittlerweile 213 der insgesamt 292 Fertigungsstandorte der Bosch-Gruppe ein ISO 14001-Zertifikat besitzen.
Und in welchen Bereichen sehen Sie noch den größten Handlungsbedarf?
Derzeit sehen wir den größten Handlungsbedarf im Themenfeld der "Supply Chain". Arbeits- und Umweltschutzstandards international für die Zulieferkette zu gewährleisten, ist eine Mammutaufgabe für einen Konzern mit Boschs Größe. Daher wird die Bewältigung dieser Aufgabe noch Jahre in Anspruch nehmen. Allein bei Bosch haben wir es in der Lieferkette mit annähernd 10.000 Lieferanten weltweit zu tun. Ein anderes wichtiges Themenfeld betrifft das Öko-Controlling. Gerade in Krisenzeiten ist es besonders wichtig, dass Kennzahlen, die heute noch hauptsächlich wegen des externen Reportings erhoben werden, für die interne Performance-Verbesserung zielgerichtet eingesetzt werden. Diesem Thema werden wir uns in der nächsten Zeit aktiv widmen, um weitere Ratiopotenziale für das Unternehmen zu heben. Abschließend liegt uns auch das Thema Issue-Management am Herzen, denn für einen international aufgestellten Konzern ist es extrem wichtig, auf emergierende Rechtsnormen schnell und wirkungsvoll zu reagieren.
Im Profil Hans-Jochen Banhardt ist seit 1982 für die Robert Bosch GmbH tätig. Nach verschiedenen Stationen u.a. in den USA und in Frankreich ist er seit 2005 Leiter der Zentralabteilung Arbeits-, Brand- und Umweltschutz in Gerlingen-Schillerhöhe. Robert Bosch GmbH Zentralabteilung Arbeits-, Brand- und Umweltschutz (C/PS) Postfach 10 60 50 70049 Stuttgart GERMANY www.bosch.com |
Quelle:
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 18.02.2009
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