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250-jähriges Haus wird zur ökologisch ausgerichteten WG

Das historische Doppelbauernhaus im Stil der Winterthurer Stadthäuser für bis zu 15 Genossenschafter der Herzetappe 10 ist in Kürze bezugsbereit

In der Aussenwacht Ried bei Gibswil wird derzeit ein altes Bauernhaus auf ökologische Weise für eine Wohngemeinschaft der besonderen Art saniert. Die meisten Wohneinheiten sind noch nicht fest vermietet. 
 
Inzwischen sind die Baugerüste entfernt worden. Das Haus ist ab Frühling 2025 einzugsbereit. Es werden noch weitere Mitbewohner*innen gesucht. © Marc WischnitzkyInzwischen sind die Baugerüste entfernt worden. Das Haus ist ab Frühling 2025 einzugsbereit. Es werden noch weitere Mitbewohner*innen gesucht. © Marc Wischnitzky
Noch sind die Fassaden an der Riedstrasse 37 oberhalb von Wald in der Aussenwacht Ried bei Gibswil sozusagen irgendwo im wunderbar ländlichen Nirgendwo eingerüstet. Rund um das Haus liegt Bauschutt herum. Auch die Haustüren fehlen. Der Zugang zum Haus ist noch etwas erschwert. Es braucht ein wenig Vorstellungskraft, um zu glauben, dass der Eingang künftig rollstuhlgängig ist.

Doch in drei Monaten ist das historische Doppelbauernhaus im Stil der Winterthurer Stadthäuser für bis zu 15 Genossenschafter der Herzetappe 10 wohl bezugsbereit. «Ich glaube, es ist ein Privileg, in diesem altehrwürdigen Haus ein Teil einer altersdurchmischten Wohngemeinschaft zu sein», sagt der zuständige Bauleiter Beat Feurer. Das von ihm verantwortete Projekt begeistert ihn sichtlich. «Selbst die Arbeiter fühlen sich hier wohler als auf so manch an derer Baustelle.»

Dabei hätte alles anders kommen sollen. Der ursprüngliche Plan sah vor, das vom Spitalamt Winterthur im 18. Jahrhundert errichtete Haus, wo zuletzt Asylsuchende aus den Gemeinden Fischenthal, Wald und Sternenberg Unterschlupf fanden, zu einem Mehrfamilienhaus umzuwandeln. Denkmal- und Brandschutzverordnungen machten dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Denn die Schutzverordnungen für ein Mehrfamilienhaus, das mit mehr als nur einer Küche ausgestattet worden wäre, sind schwieriger zu erfüllen. Zudem kam der Umstand hinzu, dass es sich im gesamten Oberland wohl um das einzige in diesem Stil gestaltete Haus handelt. Kein Flarzbau, von denen es in der Region noch unzählige gibt.

«Der Walder Architekt Thomas Furter kam kurzerhand auf die Idee, kleine Wohneinheiten mit Gemeinschaftsräumen und einer grossen Küche zu erstellen. Auf diese Weise konnten wir den Umbau etwas abgeändert doch noch umsetzen», erklärt Feurer.

Mondholz vom Bachtel
© Marc Wischnitzky© Marc Wischnitzky
Das unkonventionelle Generationenprojekt, wo schon bald Genossenschafter aller Altersgruppen einziehen sollen, wird derzeit mit regionalen und naturbelassenen Baustoffen ausgebaut. Die beiden inneren Riegelwände sind zu tage gebracht worden und wieder sichtbar. Selbst wenn man derzeit durch die längst noch nicht fertigen Räume schlendert, sind die angenehme Wirkung dieser Materialien und deren Geschichte deutlich spürbar. 

«In vielleicht 100 Jahren – sollte es je zu einem Abbruch kommen – könnte der ganze Ausbau ohne jegliche Umweltverschmutzung einfach im Wald entsorgt werden», betont Feurer mit einem gewissen Stolz. Für ihn sind Rezepturen und das Wissen rund um alte Baustoffe von immenser Bedeutung. «Vieles ist in Vergessenheit geraten, dabei finden wir die meisten Baustoffe direkt vor unserer Tür.»

So wurde das für das innere Holzwerk inklusive der Fensterrahmen verbaute Fichtenholz Mitte Dezember 2022 am Bachtel bei idealem Mondstand geschlagen. Dieses Vorgehen sorgt für beständigeres Holz und schont den Waldboden. «Bei einem gewissen Mondstand entsteht ein natürlicher Entfeuchtungsprozess der Stämme. Wenn man die Bäume fällt, werden sie samt Ästen liegen gelassen, damit sie die letzte Feuchtigkeit in die Äste leiten», sagt Feurer. 

Schafwolle, Hanf und Milch
© Marc Wischnitzky© Marc Wischnitzky
Das Erdgeschoss, das künftig einen Wohn- und Essraum sowie einen gemeinschaftlich nutzbaren Raum enthält, ist monolithisch mit mineralischen Dämmplatten verkleidet. Die Wände der oberen Etagen werden zunächst mit Holzfasern gedämmt. Darauf folgt eine Schicht aus Hanf und Schafwolle, die das Klima der Räume prägen soll. 

Zum Schluss dient ein Lehmverputz als Schutz, und die Täferung aus Fichtenholz kleidet die Wände ein. Um das Holz zu veredeln, wird es mit einer  Schlämme aus Kalk und Magermilch angestrichen, die aus der Molkerei Wernetshausen stammt.

Elektrobiologie im Fokus
Die Isolation ist nicht nur ökologisch, sondern schirmt damit das gesamte Gebäude und dessen Elektroverkabelung gegen Strahlung ab. «Mobilfunk ist hier nicht messbar, deshalb darf nach dem Bau mit einer elektrobiologischen Wohnatmosphäre mit wenig Strahlung gerechnet werden», sagt Feurer. Deshalb habe man bewusst auf eine Photovoltaikanlage verzichtet, um den optimalen Schutz zu erzielen. Denn laut dem Bauleiter verstärken Solarzellen auf einem Hausdach den Anteil an Strahlung zusätzlich. 

Die Hauszuleitung sei extra so platziert, dass die Privaträume nicht betroffen würden. Gleiches gilt für WLAN-Verbindungen, an deren Stelle normale LAN-Kabel treten. «Die Elektrosensibilität ist nach wie vor ein umstrittenes Thema, aber wir wollten bei diesem Bau eine Vorreiterrolle übernehmen.»

Nichts für Einzelgänger
© Marc Wischnitzky© Marc Wischnitzky
Für die Wärme sorgt im Gebäude eine Pelletheizung, welche die Wärme über Wandheizpaneele durch den Lehm in die einzelnen Räume bringt. Die Nassräume mit ihren Natursteinverkleidungen erhalten wiederum eine Bodenheizung.

Die grösste Wohneinheit mit zweieinhalb Zimmern inklusive Nasszelle auf 50 Quadratmetern kostet ein Genossenschaftsmitglied 1979 Franken. Ein einzelnes Zimmer inklusive Bad auf 21 Quadratmetern ist für 1299 Franken zu haben. Noch sind die meisten Wohnteile nicht vermietet.

«Wie in einer Wohngemeinschaft soll das Leben hier bald geteilt werden. Aber wer Ruhe braucht, kann sich jederzeit zurückziehen.» Dieser Ansatz sei das Grundrezept für das eher ungewöhnliche Wohnkonzept, meint der Präsident der Genossenschaft, Marc Wischnitzky. 

Er engagiert sich bei der Gemcop, einer Gemeinschaftskooperative. Diese setzt sich für die Schaffung und Erhaltung von ökologisch ausgerichteten Gemeinschaften und Genossenschaften ein und verwaltet sie. «Einzelgänger würden sich hier wohl unwohl fühlen, doch wer die Abgeschiedenheit in der Natur und etwas Gemeinschaft sucht, ist hier definitiv am richtigen Ort.»

Von Luca Da Rugna
 
Lesen Sie dazu auf forum auch die ausführliche Meldung

Gemeinsame Selbsthilfe
Die Genossenschaft Herzetappe 10 setzt im Zusammenhang mit Architektur auf gemeinsame Selbsthilfe, wodurch Mitwirkung entstehen soll. So werden künftige Bewohner von renovierten Gebäuden am Bauprozess beteiligt. Dabei wird mit naturbelassenen Baustoffen gearbeitet, die keine Kosten für spätere Generationen verursachen. Wer künftig in dieser Wohngemeinschaft leben möchte, kann sich als Genossenschafter unter www.herzetappe10.ch möglichst zeitnah bewerben.


     
        
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