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Warum wir anders bauen müssen

Ziele für klimagerechtes und klimaangepasstes Bauen

Der Klimawandel führt zu Veränderungen des Wetters mit zunehmenden Extremereignissen und zu neuen Anforderungen an Bauweise und Stadtstruktur. Bei der Planung müssen die Ziele für klimagerechtes und klimaangepasstes Bauen gleichzeitig verfolgt werden, um zukunftsfähige, d.h. nachhaltige und widerstandsfähige Gebäude und Quartiere zu realisieren.
 
Abb. 1: Von Klimagefahren zu physischen Klimarisiken – Quelle: Umweltbundesamt (Hrsg.) 2023, Fact Sheet: Durchführung einer robusten Klimarisiko- und Vulnerabilitätsanalyse nach EU Taxonomie – Empfehlungen für UnternehmenIm Jahr 2015 haben fast 200 Staaten bei der UN-Klimakonferenz in Paris ein Abkommen zum Klimaschutz unterschrieben. Sie wollen die Erderwärmung auf deutlich unter 2° C begrenzen. Aber die bisherigen Maßnahmen reichen wahrscheinlich nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn sich nichts ändert, wird die Erde laut IPCC-Bericht von 2023 bis zum Jahr 2100 um bis zu 3,5° C wärmer. Die folgenden Bereiche werden sich in Zukunft stark verändern und beeinflussen, wie wir Gebäude, Stadtteile und Städte bauen:
  • Temperatur: Es wird immer heißer und es gibt mehr Hitzewellen und Trockenperioden.
  • Niederschlag: Es regnet weniger, dafür gibt es aber mehr Überschwemmungen und Hochwasser oder große Hagel und Schneemengen.
  • Wind: Es kommt zu Veränderungen der globalen Luftströmungen sowie stärkeren und häufigeren Extremereignissen wie Orkane oder Tornados.
Schon bei der Planung von Städten und Gebäuden müssen wir darauf achten, dass die Versorgung, die Gesundheit der Menschen und ihre Lebensqualität sicher sind. Wie sehr das Klima in einer Stadt vom Grad der Urbanisierung beeinflusst wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Das Stadtklima wird beeinflusst durch die Baustoffe, wie sie Wärme speichern und Sonnenstrahlung reflektieren. Auch die Bodenversiegelung, der Mangel an Pflanzen und geringe Windgeschwindigkeiten spielen eine Rolle. Für Bauwerke und die Infrastruktur sind vor allem lang anhaltende Hitzewellen, der urbane Wärmeinseleffekt sowie Starkregen und Hochwasser eine Gefahr. Bestandsgebäude müssen an die zu erwartenden Veränderungen angepasst und Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen darauf ausgerichtet werden.
 
Rechtliche Vorgaben und Forderungen
Die Stadtentwicklung muss so gestaltet werden, dass sie dem Vorsorgeprinzip der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel entspricht. So müssen Schäden durch den Klimawandel für Menschen und die Umwelt vermieden oder reduziert werden. Im Juli 2023 hat das Bundeskabinett den Entwurf eines Klimaanpassungsgesetzes verabschiedet. Die Identifikation und Analyse von Risiken ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Planung konkreter Maßnahmen. Der Prozess der Untersuchung von sich ändernden Klimarisiken aufgrund des Klimawandels ist auch Bestandteil der EU-Taxonomie. Diese definiert die Kriterien, zu denen im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eine Berichtspflicht für große Unternehmen mit Analyse und Bewertung der Klimarisiken gehört. Ein physisches Klimarisiko kann für ein System auftreten, wenn das System einer Klimagefahr ausgesetzt ist und dafür anfällig ist (Abb. 1).
 
In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von Aktivitäten konzipiert, um die Akteur:innen im Bereich der Planung bei der Analyse potenzieller Gefahrensituationen zu unterstützen und Instrumente sowie Orientierungshilfen für die Implementierung in der Planung bereitzustellen. Diese lassen sich fünf Phasen zuordnen (Abb. 2).
 
Wie Gefahren erkennen?
Abb. 2: Analyse potenzieller Gefahrensituationen – Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) 2023, Klimaangepasste Gebäude und Liegenschaften – Empfehlungen für Planende, Architektinnen und Architekten sowie Eigentümerinnen und Eigentümer.Das GIS-ImmoRisk Naturgefahren ist ein geographisches Informationssystem (GIS), das Immobilieneigentümer: innen, Entwickler:innen und Kaufinteressierte unterstützt, Naturgefahren wie Starkregen, Winterstürme, Waldbrand, Erdbeben und Hitze an Immobilienstandorten bundesweit zu bewerten. Es bietet qualitative und quantitative Klimarisikoanalysen sowie Hintergrundinformationen und Erläuterungen. Zusätzlich können Nutzer:innen Gefahren- und Objektsteckbriefe erstellen sowie spezifische Informationen und Vorsorgemaßnahmen abrufen. Das Online-Tool wird durch den Bund unentgeltlich zur Verfügung gestellt und ist bereits verpflichtend im Rahmen des Förderprogramms „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude" (QNG) anzuwenden.
 
Die Gefährdungsanalyse hilft für die nachfolgend aufgeführten klimatischen Veränderungen praktische Lösung zu entwickeln. Die Sicherstellung eines sommerlichen Wärmeschutzes wird in Zukunft eine zunehmend signifikante Rolle spielen. Dabei spielt der solare Wärmeeintrag durch die transparenten Flächen des Gebäudes eine entscheidende Rolle. Effektive Sonnenschutzmaßnahmen (z.B. Raffstores oder Sonnenschutzverglasungen) in Kombination mit einer hohen Speichermasse der Bauteile wie beispielsweise außen gedämmter Massivwände reduzieren die sommerliche Hitzebelastung. Die Verbindung von Außen- und Innenraum, etwa durch die Nutzung von Bäumen zur Verschattung der Fassade, bietet ein signifikantes Potenzial. Zum Schutz vor Überflutungen bei Starkregen oder Flusshochwasser müssen planerische, technische und konstruktive Maßnahmen in Kombination ergriffen werden. Der technische Hochwasserschutz auf dem Grundstück, z.B. die Verwendung von Dammbalkensystemen, ist nur in Verbindung mit konsequenten planerischen Maßnahmen erfolgreich. Zu den relevanten Planungsschritten zählen beispielsweise die Vermeidung von Geländeneigungen zum Gebäude sowie die Vermeidung bodengleicher, ebener Eingänge zum Schutz vor Hochwasser infolge Starkregens.
 
Synergetischer Effekt verschiedener Maßnahmen
Die Kombination verschiedener Anpassungsmaßnahmen führt zu einem synergetischen Effekt. So tragen Retentionsdächer bei Starkregen nicht nur zu einer effektiven Wasserspeicherung und Abflussverzögerung bei, sondern auch zur Kühlung des Gebäudes und seiner Umgebung durch ihre erhöhte Verdunstungsleistung. Gleiches gilt für die Entsiegelung von Vegetationsflächen auf dem Grundstück. Die konkreten Maßnahmen am Gebäude sind oftmals einfach umzusetzen, insbesondere dann, wenn sie frühzeitig in der Planung berücksichtigt wurden. So muss beispielsweise die Konstruktion einer Außenwand so beschaffen sein, dass sie den potenziellen Schaden, der durch erhöhte Lufttemperatur, Sonneneinstrahlung, Schlagregen, Sturm und Hagel verursacht werden kann, verhindert oder im Schadensfall eine unkomplizierte und zeitnahe Reparatur ermöglicht. Die Fassadenoberfläche muss einen adäquaten Hagelwiderstand aufweisen, der beispielsweise bei einer Putzfassade durch das Putzsystem (mit Putzdicke, Zugfestigkeit etc.) bestimmt werden kann. Alternative Fassadenaufbauten wie etwa der Einsatz einer widerstandsfähigen Vorsatzschale bieten in diesem Zusammenhang einen Vorteil.
 
Thomas Rühle: Dipl.-Ing. Bauingenieurwesen, ist Prokurist im Öko-Zentrum NRW. Seine Schwerpunkte sind die Entwicklung von Nachhaltigkeitskonzepten, Koordination und Nachhaltigkeitszertifizierung nach DGNB/BNB, bau- und materialökologische Beratung, Ökobilanzierung. Er ist DGNB-Senior-Auditor und Koordinator Nachhaltiges Bauen gem. BNB (Öko-Zentrum NRW) sowie Mitglied des DGNB-Beirats für Schad- und Risikostoffe.

Jonas Rütter: B.Sc., Ing. Raumplanung, M.Sc., Ing. Stadt- und Regionalentwicklung, ist Berater und Teamleiter im Öko-Zentrum NRW. Seine Schwerpunkte sind Klimafolgenanpassung und kommunale Wärmeplanung. Er ist Referent „Wärmewende in der Praxis" und Mitglied der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) e.V.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Gesellschaft | Green Cities, 20.05.2025
Dieser Artikel ist in forum 03/2025 - Der Wert der Böden erschienen.
     
        
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