Wirtschaft | Führung & Personal, 11.03.2025
Ihre Kraft für Morgen
Herausfordernde Situationen bewältigen und als Führungskraft ein stabiles Vorbild sein
Wie können Führungskräfte herausfordernde Situationen meistern, ohne sich selbst zu verlieren? Empathie, das Verstehen innerer Antreiber und gezielte Selbstfürsorge können den Unterschied zwischen Burnout und nachhaltigem Erfolg ausmachen. Entdecken Sie, wie Sie als Führungspersönlichkeit Ihre Kraft für morgen bewahren und gleichzeitig Ihr Team inspirieren.

Dieser hohe Anspruch an sich selbst kann schnell zu einer Überforderung führen, besonders, wenn emotionale und zwischenmenschliche Herausforderungen hinzukommen. Und er kann falsche Vorbilder und damit subtile Handlungsanweisungen für Organisationen kreieren. Doch wie können derlei Zwickmühlen bewältigt werden? Wie setzen Führungskräfte gesunde Grenzen, wenn sie mit schwierigen Mitarbeitenden, Kunden oder Geschäftspartnern umgehen, ohne dabei ihre Führungsqualitäten infrage zu stellen oder in ein Gefühl der fehlenden Selbstwirksamkeit zu geraten? Und was können sie tun, um langfristig Resilienz und Gelassenheit in solchen Situationen zu bewahren?
„Nur wer für sich selbst sorgt und mit Klarheit und Weitsicht agiert, bleibt langfristig in der Lage, andere effektiv zu unterstützen."
Empathie versus Mitgefühl: Warum Selbstfürsorge entscheidend ist
Gut zu wissenAbgrenzung der Begriffe
Mitgefühl: Emotionale Reaktion auf das Leiden einer anderen Person, verbunden mit der Motivation, das Leid zu lindern und Lösungen zu entwickeln.
Empathie: (Reine) Fähigkeit, die Emotionen, Perspektiven und Gedanken anderer Menschen nachzuempfinden und zu verstehen. Man unterscheidet zwischen emotionaler Empathie (= Miterleben / eigenes Erleben des Schmerzes einer anderer Person) und kognitiver Empathie (= Verstehen bzw. verstandesgemäßes Nachvollziehen des Leids eines anderen Menschen).
Mikrobiom: Gesamtheit aller Mikroorganismen (u.a. Bakterien, Pilze, Mikroben) auf unserer Haut, dem Mund und v.a. im Darm, die zur Aufrechterhaltung unserer Gesundheit beiträgt.
Parasympathikus: Teil des autonomen Nervensystems, das in Ruhe und Regeneration aktiv wird. Gegenspieler des Sympathikus, der für Aktivierung und Stressreaktionen verantwortlich ist. |
Diese Haltung entspringt einer tief empfundenen Empathie, einer Fähigkeit, die in der Führung von unschätzbarem Wert sein kann. Empathie ermöglicht es uns, die Perspektive anderer einzunehmen und ihre Gefühle zu verstehen. Allerdings birgt sie auch Risiken: Wer Empathie unvermittelt erlebt, spürt mitunter das Leid anderer Menschen fast wie das eigene. Dieses Miterleben kann auf Dauer zu emotionaler Überlastung führen, besonders in stressreichen Berufen.
Mitgefühl bietet eine hilfreiche Alternative: Im Gegensatz zur Empathie handelt es sich hierbei um keine reine Fähigkeit oder Reaktion, sondern eine motivierende Haltung. Es ermöglicht Führungskräften, unterstützend zu handeln, ohne sich selbst zu verlieren oder in eine passive Rolle zu geraten. Mitgefühl schafft die Distanz, die notwendig ist, um klare Entscheidungen zu treffen, während es gleichzeitig eine Verbindung zu den Bedürfnissen anderer wahrt.
Das oft zitierte Beispiel mit den Sauerstoffmasken im Flugzeug verdeutlicht diesen Unterschied: Wer zuerst anderen hilft, ohne sich selbst zu sichern, riskiert am Ende, niemandem wirklich helfen zu können. Übertragen auf die Führungsrolle bedeutet dies: Nur wer für sich selbst sorgt und mit Klarheit und Weitsicht agiert, bleibt langfristig in der Lage, andere effektiv zu unterstützen.
Die Rolle der inneren Antreiber verstehen und steuern
Unsere Reaktionen auf Herausforderungen werden nicht nur von äußeren Umständen bestimmt, sondern auch von unseren „inneren Antreibern". Diese unbewussten Muster sind häufig das Ergebnis von frühkindlichen Prägungen und Glaubenssätzen, sprich Überzeugungen, auf Grundlage derer wir handeln, deuten und bewerten. Sie beeinflussen ebenfalls, wie wir auf Stress reagieren und unsere Führungsrolle wahrnehmen. Zu den inneren Antreibern gehören:
- „Mach es allen recht."
- „Sei schnell."
- „Sei stark."
- „Sei perfekt."
- „Streng dich an."
Unter normalen Umständen können diese Antreiber hilfreich sein. Sie können uns dazu motivieren, hohe Standards zu erreichen und Herausforderungen anzunehmen. Doch in bestimmten Kontexten oder auch unter Stress können sie die Kontrolle übernehmen und uns in reaktive Verhaltensmuster drängen.
Ein Beispiel: Eine Führungskraft mit dem hauptsächlichen inneren Antreiber „Sei perfekt" könnte dazu neigen, Kleinigkeiten zu überarbeiten, anstatt wichtige Aufgaben zu delegieren. Oder eine Managerin (vgl. Zielgruppe und Forschungsstand, nicht Bestandteil des Textes) mit dem Antreiber „Sei schnell" könnte von einem Mitarbeiter kurzfristige Ergebnisse verlangen, ohne dessen Arbeitsprozess oder Bedürfnisse zu berücksichtigen. Solche Situationen können Konflikte verschärfen und die Teamdynamik belasten.
Das Bewusstsein über die eigenen inneren Antreiber ist ein entscheidender erster Schritt, um diese in den Griff zu bekommen. Indem wir lernen, sie zu erkennen und bewusst zu steuern, gewinnen wir die Kontrolle zurück. Gleichzeitig fördert ein offener Austausch über innere Antreiber innerhalb von Teams das gegenseitige Verständnis und reduziert Spannungen.
„Aktuelle Studien belegen, dass Unternehmen, die in die Resilienz und das Stressmanagement ihrer Mitarbeitenden investieren, ihre Produktivität um bis zu 20 Prozent steigern und für jeden investierten Euro zwei Euro zurückerhalten.”
Eine resiliente Unternehmenskultur schaffen
Die Resilienz einer Organisation hängt maßgeblich davon ab, wie gut Führungskräfte und Mitarbeitende mit Stress umgehen können. Eine Unternehmenskultur, die Gesundheit, klare Grenzen und eine konstruktive Zusammenarbeit fördert, trägt entscheidend zur langfristigen Stabilität bei. Und mehr noch: Aktuelle Studien belegen, dass Unternehmen, die in die Resilienz und das Stressmanagement ihrer Mitarbeitenden investieren, ihre Produktivität um bis zu 20 Prozent steigern und für jeden investierten Euro zwei Euro zurückerhalten. Dies bezeichnet man auch als den „RoP" (Return on Prevention).
Führungskräfte, die als Vorbilder agieren, indem sie ihre eigene Gesundheit priorisieren, setzen einen positiven Standard für ihr Team. Offene Gespräche über die Bedeutung von Selbstfürsorge oder idealerweise ein zusätzliches, professionell konzipiertes Stressmanagementprogramm sind dabei ebenso wichtig wie die Förderung von Teamwork und gegenseitiger Unterstützung. Für Führungskräfte ist außerdem das Wissen um die eigenen inneren Antreiber – und im Optimalfall auch derer ihrer Teammitglieder – sowie deren Auswirkungen auf ihr Verhalten essenziell. So können sie proaktiv handeln und stressige Situationen entschärfen, bevor sie eskalieren. Teams profitieren davon, wenn ihre Führung klar und souverän bleibt, selbst in schwierigen Zeiten.
Gesunde Teams sind nachhaltig erfolgreich
Indem Führungspersönlichkeiten von reaktiver Empathie bzw. der bloßen Fähigkeit, Leid anderer nachzuempfinden oder zu -vollziehen zu proaktivem Mitgefühl wechseln und die Ursachen von Stress an der Wurzel angehen, können sie nicht nur ihre eigene Resilienz stärken. Sie können auch ein Umfeld schaffen, in dem ihr Team erfolgreich und nachhaltig arbeiten kann. So wird Führung nicht nur zur Aufgabe, sondern zur Möglichkeit, gemeinsam zu wachsen und langfristig erfolgreich zu sein.
Wenn Führungskräfte bewusst Verantwortung für ihr eigenes Wohlbefinden übernehmen, indem sie einen gesunden Umgang mit Stress erlernen, profitieren nicht nur ihre Teams, sondern verbessert sich auch ihre eigene mentale und körperliche Gesundheit. Unter anderem werden das Nervensystem und das Mikrobiom besser reguliert. Dies trägt zu einem ausgeglichenen Hormonhaushalt und einer stabilen Immunabwehr bei. Die regelmäßige Aktivierung des Parasympathikus – etwa durch gezielte Entspannungsphasen oder Achtsamkeit – fördert die Regeneration des Körpers und reduziert das Risiko von Herz-Kreislauf- oder Autoimmunerkrankungen.
Darüber hinaus unterstützt ein achtsamer Lebensstil die psychische Stabilität. Eine stabile emotionale Verfassung fördert erwiesenermaßen die kognitive Leistungsfähigkeit, Kreativität und Entscheidungsstärke – Fähigkeiten, die in Führungspositionen essenziell sind. Indem Führungskräfte für sich selbst sorgen, schaffen sie nicht nur ein Vorbild für andere, sondern stärken langfristig ihre eigene Resilienz und Gesundheit.
Fritjof Benjamin Nelting ist Medizinökonom, Geschäftsführer der Gezeiten Haus Holding GmbH mit Kliniken an vier Standorten, Therapeut für klinische Psychoneuroimmunologie (kPNI), Mitglied des wissenschaftlichen Beirats bei der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Pflege e.V. (DCGP) und zertifizierter Aufsichtsrat der Board Academy.
Diana Mynarek berät und coacht in den Bereichen Organisations- und Führungskräfteentwicklung sowie betriebliche Resilienz. Ihr akademischer Hintergrund setzt sich zusammen aus den Bereichen Wirtschaft, Psychologie und Sprachwissenschaften.
Dieser Artikel ist in forum 02/2025 - Save the Ocean erschienen.

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