Simulation beschleunigt Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung
Experten betonen bei Blueprint Live-Talk Möglichkeiten von Green Engineering
Nachhaltigkeit spielt in der Produktentwicklung aktuell erst bei rund einem Viertel der Unternehmen eine zentrale Rolle. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter Teilnehmern beim Blueprint Talk zum Thema Green Engineering, der diese Woche live aus der CADFEM Firmenzentrale in Grafing bei München übertragen wurde. 35 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass Nachhaltigkeit zumindest teilweise schon berücksichtigt werde. Bei 13 Prozent spielt sie in der Entwicklung neuer Produkte noch gar keine Rolle. Insgesamt hatten sich mehr als 400 Interessierte zum Talk angemeldet.

Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung sei auch deswegen eine Herausforderung, weil sie Expertise und Umdenken erfordere, sagte Therese Seiringer von Thyssenkrupp Automotive Technology. "Wo Prozesse über Jahre hinweg etabliert wurden, muss man Umschulungen machen, das Wissen intern aufbauen, und das bedeutet auch hohe Investitionskosten." Zudem sei Nachhaltigkeit ein sehr komplexes Thema: "Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, gehen damit auch immer soziale Aspekte einher." Dazu gehöre am Ende der Produktion auch die Frage nach dem Umgang mit überschüssigen Materialien, "die früher Abfall waren, die ich vielleicht weiterverwenden kann".
"Tsunami an Regulatorik" hilfreich

Bernd Vojanec betonte, dass man für eine wirkliche Kreislaufwirtschaft wissen müsse, was konkret in welchem Produkt steckt. "Wenn keiner weiß, was genau drin ist, ist ein Recycling oder eine Wiederaufbereitung nicht möglich." Man bekomme Nachhaltigkeit nicht in den Griff, wenn man die Daten nicht im Griff hat. Auch hier sahen die Gesprächs-Experten große Vorzüge durch Digital Engineering.
Auch Stefan Kuntzagk von der Lufthansa Technik hob die Möglichkeiten von Digital Engineering hervor und verglich es mit einer Brille, die manche Details erst sichtbar macht. Bei Flugzeugen habe man durch numerische Simulation die Möglichkeit durch kleinste Änderungen zum Beispiel an der Außenhaut den Treibstoff-Verbrauch zu senken. "Kleine Änderungen, mit denen wir was bewegen können." Mit Hilfe der vielen Daten aus dem Flugbetrieb (Big Data Analytics) könne zudem etwa ein auffälliges Verhalten zum Beispiel bei Triebwerken frühzeitig erkannt und korrigiert werden, was am Ende positive Auswirkungen habe.
Von außen könne man oft nicht sehen, was passiert, wenn einzelne Parameter geändert werden. Digital Engineering zeige aber enorme Einsparmöglichkeiten auf, jedes Kilo weniger CO2 spare auch Geld. "Simulation macht das möglich." Sie helfe außerdem, so Bernd Vojanec, "die Entwicklungszeit zu verkürzen und auf Tests zu verzichten oder auf viel höherem Level in Tests einzusteigen".
Nachhaltigkeit ist ein Teamplay
Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung ist aber nicht nur eine Frage der Simulations-Tools. "Bei Unternehmen unserer Größe geht es auch darum, sich der damit einhergehenden Verantwortung bewusst zu sein", sagte Therese Seiringer. Wo es Sinn macht, müssten Nachhaltigkeitsziele in die Planung und den gesamten Entwicklungsprozess integriert werden. Das betreffe auch Gremienarbeit, da seien Abstimmungen mehrerer Units nötig, denn Entscheidungen zur Nachhaltigkeit "müssen ja auch in den jeweiligen Arbeitsalltag passen". Nach Stefan Gatersleben ist Nachhaltigkeits- oder Sustainability-Management daher "nichts anderes als ein Teamplay von unterschiedlichen Einheiten des Unternehmens".
Mit Blick auf den ab 2027 in der EU verpflichtenden Digitalen Produktpass rieten die Gesprächsteilnehmer zur Vorbereitung. Es sei wichtig, schon jetzt das Thema Nachhaltigkeit mit Hilfe digitaler Tools auszuprobieren und nach und nach umzusetzen. Dabei könne man Schritt für Schritt die eigene Expertise aufbauen und feststellen, dass auch niederschwellige Simulation viel bewirken kann. Das könne vor allem im Mittelstand auch gemeinsam in Kooperation von Firmen oder zusammen mit Branchenverbänden geschehen.
Über CADFEM

Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 19.11.2024

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