Goldener Löwe für den weltgrößten Plastikverschmutzer

Absurder Gewinn für Coca-Cola in Cannes

Die PR-Agenturen der größten Umweltverschmutzer der Welt räumen in Cannes zahlreiche Preise ab – auch in der Kategorie Nachhaltigkeit.
 
'Recycle me': Die Kampagne der PR-Agentur Ogilvy gewann vier goldene Löwen am Cannes Werbefilm-Festival. © OgilvyDas Cannes Lions International Festival for Creativity prämiert jedes Jahr die besten Werbefilme und verleiht goldene, silberne sowie bronzene Löwen in unterschiedlichen Kategorien. Es ist weltweit eines der bedeutendsten Festivals der Werbebranche.
 
In der Kategorie "nachhaltige Entwicklungsziele" werden gemäß Website "kreative Problemlösungen, Lösungen oder andere Initiativen gewürdigt, die Kreativität nutzen, um die Welt positiv zu beeinflussen." Die Juroren bewerten die eingereichten Werbefilme danach, wie sie "zur UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft beigetragen oder diese vorangebracht haben." Der schlechte Witz: Viele der diesjährigen Gewinner arbeiten für einige der größten Umweltverschmutzer der Welt. So gewann etwa die britisch-amerikanische Werbeagentur Ogilvy einen Grand Prix für eine Recycling-Werbung für Coca Cola – den weltweit größten Plastikverschmutzer.
 
Eine weitere Goldmedaillengewinnerin in der Kategorie Nachhaltigkeit ist die Agentur AKQA, die wie Ogilvy zum globalen Medienkonzern WPP mit Sitz in London gehört. AKQA wurde für die Kampagne Pink Chip ausgezeichnet, einem Börsenindex für von Frauen geführte Unternehmen. Dies hielt AKQA jedoch nicht davon ab, gleichzeitig einen Vertrag mit Saudi Aramco einzugehen. Im elfköpfigen Verwaltungsrat des staatlichen Ölkonzerns von Saudi-Arabien sitzt gerade mal eine Frau. Auch Ogilvy unterhält seit langem Beziehungen zu einer Reihe von Öl- und Gaskunden, darunter BP, Shell und Chevron. Dies ergaben Recherchen von Clean Creatives und DeSmog.
 
Parallel dazu arbeiten die PR-Agenturen für Öl-Konzerne
Der Hauptpreis in der Kategorie Nachhaltigkeit ging an die Pariser Werbeagentur Publicis Conseil und den Automobilriesen Renault. Für eine Kampagne, bei der Renault Arbeitnehmenden mit schlechtem Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln während ihrer Probezeit im neuen Job gratis Fahrzeuge zur Verfügung stellt. Falls sie die Probezeit bestehen, müssen sie die Fahrzeuge dann bezahlen.

Während sich Publicis Conseil vorne herum für ihren vermeintlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit feiert, arbeitet sie hinten herum bereits seit 2015 mit dem französischen Energieunternehmen Engie zusammen und hatte zuvor einen Vertrag mit TotalEnergies, dem sechstgrößten Öl- und Gasunternehmen der Welt, so die Recherchen von DeSmog.
 
Edelman, die größte private PR-Firma der Welt, nahm eine Goldmedaille in der Kategorie Nachhaltigkeit für eine Kampagne mit der Reederei DP World entgegen. Die Kampagne mit dem Titel "The Move to -15" beschreibt, wie die Kühlhaustemperatur für den Transport von Tiefkühlkost sicher von -17 auf -15 Grad Celsius erhöht werden kann.  Die Änderung verspricht Energieeinsparungen von "25 Terawattstunden und 17,7 Millionen Tonnen Kohlenstoff jährlich", heißt es auf der Website von Edelman. In der Werbung argumentiert eine Stimme aus dem Off, dass "in einer sich erwärmenden Welt jedes Grad eine bedeutende Auswirkung hat".
 
Edelmann fördert "umweltfeindliche" Agenda
Philippe Stalder. © privatGleichzeitig arbeitet Edelmann jedoch seit langer Zeit schon mit Kunden, deren Geschäftstätigkeiten das Klima aufheizen. Die Agentur hat vor kurzem ihren globalen PR-Vertrag mit Shell erneuert und unterhält Geschäftsbeziehungen zu den Öl- und Gaskonzernen Chevron und Sasol. Das Climate Investigations Center bezeichnet Edelman deshalb als "die dominierende PR-Firma für Handelsverbände, die eine umweltfeindliche Agenda fördern."
 
Nur wenige Wochen vor der Verleihung der Cannes Löwen forderte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Gutteres, die Regierungen der UN-Mitglieder dazu auf, Werbung für fossile Brennstoffe zu verbieten. PR-Agenturen rief er dazu auf, alle Verbindungen zu dieser Branche zu kappen.
 
In seiner Rede am 5. Juni im American Museum of Natural History in New York forderte Guterres die Werbeindustrie auf, "nicht länger als Ermöglicher der Zerstörung unseres Planeten zu agieren". In Cannes blieben seine Worte indes ungehört.
 
Quelle: Infosperber. Mit freundlicher Genehmigung.
 
Philippe Stalder ist freier Journalist in der Schweiz.


     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Zukunft bauen
  • Frieden kultivieren
  • Moor rockt!
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
17
DEZ
2025
Lunch & Learn: Geschichten & Inspirationen zum Mitmachen
Impulse: Katrin Hansmeier, Basil Merk, Tina Teucher
online
17
JAN
2026
INNATEX
Internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien
65719 Hofheim-Wallau
05
FEB
2026
Konferenz des guten Wirtschaftens 2026
Veränderung willkommen? Wie Wandel gelingen kann
90475 Nürnberg
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Megatrends

Wohlstandsverlust - und die Angst vor Veränderung
Christoph Quarch stellt die Frage, welche Art von Wohlstand wir wirklich brauchen
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

FNG-Siegel: 25 Fonds der Erste Asset Management mit Bestnote ausgezeichnet

Vom Öko-Pionier zum chinesischen Familienalltag: SODASAN und Stakunft Home gestalten nachhaltiges Wohnen

So klappt's mit den Weihnachtsgeschenken – ohne Stress und Schulden

Deutschland hat kein Geldproblem, Deutschland hat ein Skill-Problem

Zuversicht und Inspiration schenken

Landesinnungsverband des Maler- und Lackiererhandwerks Berlin-Brandenburg und Zentek halten Kunststoffeimer im Kreislauf

Ab 14.12.2025 gilt der neue Fahrplan der Deutschen Bahn für 2026

Wie verbessern Skibrillen die Sicht und Sicherheit auf den Pisten

  • NOW Partners Foundation
  • Engagement Global gGmbH
  • circulee GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • toom Baumarkt GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • TÜV SÜD Akademie
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)