EBS Executive School: Top-Weiterbildung in Sustainable Finance & Sustainable Business

Fürs Klima, gegen die Wohnungsnot:

Wie die EU eine freiwillige Reduzierung der Wohnfläche fördern kann

Die Wohnungspolitik der EU steht vor der Aufgabe, angemessenen Wohnraum für alle bereitzustellen und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch drastisch zu reduzieren. Wenn Menschen ihre Wohnfläche freiwillig reduzieren, können sie einen bedeutenden Beitrag zu diesem Ziel leisten. Um dies zu ermöglichen, sollte die EU den Bau von kleineren Wohnungen in einem attraktiven Umfeld und eine flexiblere Nutzung des vorhandenen Wohnungsbestands fördern, so das Fazit einer Studie mit Beteiligung des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit - Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS).
 
© Anja; Pixabay.comBauen und Wohnen tragen wesentlich zum Klimawandel bei. Durch eine Verkleinerung der Wohnfläche würden Treibhausgas-Emissionen, insbesondere vom Heizen, reduziert. Wir wollten verstehen, unter welchen Bedingungen das in Europa funktionieren könnte", sagt RIFS-Direktorin Doris Fuchs, Ko-Autorin der Studie. Die Forschenden untersuchten dafür die Akzeptanz, die Motivation und die erwarteten Auswirkungen einer freiwilligen Wohnflächenreduzierung in fünf EU-Ländern: Deutschland, Lettland, Schweden, Spanien und Ungarn. Die Arbeit entstand in dem Projektkonsortium "EU 1,5° Lebensstile", das vom RIFS koordiniert wird.

Im Zentrum standen Fragen wie: Was kann die Europäerinnen und Europäer dazu motivieren, auf kleinerem Raum zu wohnen? Welche Auswirkungen hätte die Verkleinerung, zum Beispiel auf das nachbarschaftliche Zusammenleben oder das Konsumverhalten? Welche gesellschaftlichen Veränderungen könnten zur Zufriedenheit mit der reduzierten Wohnfläche beitragen? Antworten erhielten die Forschenden bei interaktiven Workshops mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Interessenvertretern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien in den fünf Ländern.

Kaum Bereitschaft, die Wohnfläche freiwillig zu verringern
Die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf ist in Europa zwischen den Jahren 2000 und 2018 um 16 Prozent gestiegen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind allerdings groß: In Lettland liegt die Wohnfläche bei 29,6 Quadratmetern, in Schweden hingegen bei 48,7 Quadratmetern. "Dennoch äußerten die Befragten in allen Ländern ähnliche Bedenken bezüglich einer Verkleinerung: Sie fürchteten eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit und Privatsphäre und beschrieben den Wohnungsmarkt als schwierig. Wer Wohneigentum erwirbt, sieht dies als langfristige Geldanlage, die auch mit sozialem Status verbunden ist", sagt Erstautor Matthias Lehner (Universität Lund).

Die Bereitschaft zur Reduzierung von Quadratmetern war unter den Teilnehmenden der Workshops in Spanien mit 42 Prozent am höchsten, in Ungarn bekundeten nur 15 Prozent Bereitschaft zum Umzug. Noch unpopulärer als kleinere Wohnungen war in allen Ländern die Vorstellung, gemeinsam mit anderen in einer Wohn- oder Hausgemeinschaft zu leben. Ungarische Befragte fühlten sich hiervon an negative Erfahrungen mit dem erzwungenen Zusammenleben während der Sowjetzeit erinnert.

Attraktives Umfeld erleichtert Entscheidung
Trotz vielfältiger Herausforderungen sei aber auch deutlich geworden, dass EU-Bürgerinnen und -Bürger sich für eine Verringerung der Wohnfläche entscheiden könnten, wenn die Bedingungen stimmen, so Fuchs: "Häufig genannt wurden zentral gelegene Wohnungen in einem grünen, freundlichen und sicheren Umfeld mit Dienstleistungs- und Freizeitangeboten. Dies sollte verbunden sein mit attraktiven gemeinschaftlichen Einrichtungen und öffentlichen Räumen, die den geringeren privaten Lebensraum kompensieren und das Lebensgefühl insgesamt verbessern."

Wenn die EU eine Verringerung der Wohnfläche fördern will, so die Forschenden, sollte sie den Bau von kleineren Wohnungen in einer lebenswerten städtischen Umgebung fördern. Der vorhandene Wohnungsbestand sollte effizienter genutzt werden, etwa durch die Teilung oder Zusammenlegung von Wohnungen für unterschiedliche Haushaltsgrößen, die Förderung von Wohngemeinschaften und die Verbesserung der Nachhaltigkeit durch Renovierungen. Hierfür seien entsprechende Gesetze und wirtschaftliche Anreize für Bau und Planung notwendig. Aber auch "weiche Werte" wie eine gute Gemeinschaft seien wichtig, die Politik solle daher Initiativen für sozialen Zusammenhalt und Inklusion unterstützen.

Lehner, M., Richter, J. L., Kreinin, H., Mamut, P., Vadovics, E., Henman, J., Mont, O., & Fuchs, D. (2024). Living smaller: acceptance, effects and structural factors in the EU. Buildings and Cities, 5(1), pp. 215-230. doi.org/10.5334/bc.438

Am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) werden Entwicklungspfade für die globale Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft erforscht, aufgezeigt und unterstützt. Es ist seit 2023 ein Teil der Helmholtz-Gemeinschaft, eingebunden ins Deutsche Geoforschungszentrum GFZ Potsdam. Der Forschungsansatz ist transdisziplinär, transformativ und ko-kreativ. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, politischen Institutionen, kommunalen Verwaltungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft werden von allen getragene Lösungen entwickelt. Zentrale Forschungsthemen sind unter anderem die Energiewende, der Klimawandel und soziotechnische Wandel, aber auch Fragen der nachhaltigen Governance und Partizipation. Ein starkes nationales und internationales Partnernetzwerk verbunden mit einem Fellow-Programm unterstützen das Institut.

Kontakt: Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS), Dr. Bianca Schröder | bianca.schroeder@rifs-potsdam.de | www.rifs-potsdam.de


Lifestyle | Einrichten & Wohnen, 06.07.2024

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
06
FEB
2025
14. Kongress Klimaneutrale Kommunen 2025
Der Fachkongress für die kommunale Energiewende - Ticket-Rabatt für forum-Leser*innen!
79108 Messe Freiburg
06
FEB
2025
Konferenz des guten Wirtschaftens 2025
Mission (im)possible: Wie Unternehmen das 1,5-Grad-Ziel erreichen
80737 München
11
FEB
2025
E-world energy & water 2025
Europas Leitmesse der Energie- und Wasserwirtschaft
45131 Essen
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Digitalisierung

Was erreicht man damit, wenn man eine Social-Media-Plattform boykottiert?
Christoph Quarch empfiehlt allen seriösen Kräften den Rückzug von X
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

GREENTECH FESTIVAL setzt neue B2B-Schwerpunkte und erweitert Portfolio mit GREENTECH CAREERS

Circular Design Summit 2025: Die Zukunft der Wirtschaft gestalten

Song Contest „Dein Song für EINE WELT!“: Start in eine neue Runde

Omexom stellt auf der E-world 2025 aus (11. bis 13. Februar 2025, Stand 106, Halle 5)

Heizkosten sparen mit einem Holz- oder Pelletofen: Effizient und nachhaltig heizen

Weltstadt mit Herz und Einwegverpackungsproblem – braucht München eine Verpackungssteuer?

Zeit für mutige Agrarpolitik!

Clever Umziehen als Student: Tipps für Budget und Planung

  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Kärnten Standortmarketing
  • Global Nature Fund (GNF)
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • toom Baumarkt GmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • NOW Partners Foundation
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • circulee GmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften