So funktioniert der Pestizid-Ausstieg bis 2035

NGO erstellt 5-Punkte-Plan

Im Zuge der Debatte um eine Reduzierung des Pestizideinsatzes in der europäischen Landwirtschaft hat foodwatch einen Plan für einen schrittweisen Komplett-Ausstieg veröffentlicht. Demnach soll ein Anbau ohne Ackergifte zunächst bei Getreide und Mais erreicht werden. Dort ist der Einsatz der Mittel am weitesten verbreitet, aber auch am einfachsten und kostengünstigsten umzusetzen. Erst wenn der Pestizid-Ausstieg bei diesen Kulturen erreicht ist, folgen andere Pflanzen, wie etwa Raps oder Zuckerrüben. Dieses schrittweise Vorgehen wird laut der Verbraucherorganisation die Menge der eingesetzten Pestizide effektiv reduzieren, ohne die landwirtschaftliche Produktivität zu beeinträchtigen.
 
© hpgruesen, pixabay.com"Der Verlust der biologischen Vielfalt und die Zerstörung der Ökosysteme schreiten in einem alarmierenden Tempo voran. Wir müssen den Pestizid-Wahnsinn endlich stoppen, um die Umwelt und damit die Existenzgrundlage unserer Landwirt:innen zu schützen. Unser Fünf-Punkte-Plan für einen Pestizid-Ausstieg ist keine grüne Utopie, sondern ein realistischer Ansatz, um die Landwirtschaft nachhaltig und zukunftsfähig zu machen - und damit die Ernährungssicherheit zu sichern, die von Bestäubern und gesunden Böden abhängt", sagte Annemarie Botzki von foodwatch.

Die fünf Schritte zum Ausstieg aus Pestiziden:
  1. Einzelne Pflanzenkulturen betrachten: Ein Komplettausstieg von heute auf morgen ist unrealistisch. Um den Pestizideinsatz maßgeblich zu senken, braucht es vielmehr einen schrittweisen Ausstieg. Angefangen mit Pflanzen, bei denen eine Reduzierung der Pestizide am einfachsten ist.

  2. Mit den einfachsten und relevantesten Kulturen anfangen: Viele der derzeit in Europa angebauten Kulturen haben das Potenzial für eine pestizidfreie Produktion. Notwendig dafür sind relativ einfache agronomische Anpassungen, wie Fruchtfolge und Bodenbearbeitung, bei geringen Zusatzkosten. Dazu gehören Kulturen wie Getreide und Mais, die einen erheblichen Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche der EU ausmachen. In Deutschland beispielsweise entfallen allein auf Weizen und Gerste 45 Prozent des Pestizideinsatzes.

  3. Konkrete Maßnahmen umsetzen: Neben den auf die einzelnen Kulturen zugeschnittenen landwirtschaftlichen Methoden, wie Optimierung der Fruchtfolge, Förderung natürlicher Schädlingsbekämpfer und Einsatz resistenter Sorten, muss der Pestizidaussteig durch politische Maßnahmen vorangetrieben werden: Erstens durch eine EU-weite Einführung einer nach Toxizität und Wirksamkeit gestaffelten Steuer auf den Verkauf von Pestiziden. Zweitens eine Reform der derzeitigen Zulassungspraxis für Pestizide. Derzeit ist die Zulassung jedes dritten Pestizids in der EU längst abgelaufen, dennoch werden die Produkte weiterhin massenhaft versprüht. Alle Zulassungen für Pestizide müssen auf ihre absolute Notwendigkeit hin überprüft werden.

  4. Pestizidfreies Getreide zum neuen Standard machen: Eine Untersuchung von Supermärkten in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden hat ergeben, dass es den Handelskonzernen an einer umfassenden Strategie zur Reduzierung und zum Ausstieg aus der Verwendung von Pestiziden in der Getreideproduktion fehlt. Die Einzelhändler müssen sich dafür einsetzen, ihr Sortiment an Getreideprodukten pestizidfrei zu machen, eine Beschaffungspolitik für pestizidfreie Getreideprodukte einzuführen und durch die jährliche Veröffentlichung von Daten zum Pestizideinsatz für Transparenz im gesamten Prozess zu sorgen.

  5. Von positiven Beispielen inspirieren lassen: Die pestizidfreie Getreideproduktion findet in Europa bereits statt. Das Einzelhandelsunternehmen Migros in der Schweiz etwa fördert die pestizidfreie Produktion mit verschiedenen Projekten in Zusammenarbeit mit einer Vereinigung von Schweizer Landwirten. Ein weiteres Beispiel für pestizidfreies Brot ist die Bäckerei Maurer in Deutschland, die sich als Pionier in der Förderung nachhaltiger und pestizidfreier landwirtschaftlicher Praktiken etabliert hat. Die Bäckerei baut Getreide auf über 900.000 Quadratmetern Ackerfläche im Rems-Murr-Kreis ohne Pestizide, Gentechnik oder Wachstumsregulatoren an.
Quellen und weiterführende Informationen:

Kontakt: foodwatch e.V., Andreas Winkler | presse@foodwatch.de | www.foodwatch.de



     
        
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