Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 23.05.2024
EU-Lieferkettengesetz nimmt letzte Hürde
Paradigmenwechsel beim Menschenrechts- und Umweltschutz
- Menschenrechte und Umweltstandards in Lieferketten gestärkt
- Monatelanges politisches Tauziehen findet ein Ende
- Bundesregierung muss deutsches Lieferkettengesetz anpassen
Große Unternehmen in der EU müssen in ihren Lieferketten zukünftig auf
die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards hinwirken. Der
Rat der Europäischen Union hat die entsprechende Richtlinie, das
sogenannte EU-Lieferkettengesetz, heute final beschlossen. Damit endet
ein monatelanges politisches Tauziehen, bei dem auf deutscher Seite
insbesondere die FDP das Vorhaben zu Fall bringen wollte. Die
EU-Mitgliedstaaten haben nun zwei Jahre Zeit, das Vorhaben in nationales
Recht umzusetzen. Die Bundesregierung muss das bereits bestehende
deutsche Lieferkettengesetz entsprechend anpassen.Johannes Heeg, Sprecher der Initiative Lieferkettengesetz: "Die Zeit der Ausreden ist vorbei: Die EU verpflichtet erstmals Unternehmen, in ihren Lieferketten Verantwortung für Mensch und Umwelt zu übernehmen. Der heutige Tag markiert einen Paradigmenwechsel im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung durch Unternehmen. Das ist ein Erfolg der Zivilgesellschaft und eine gute Nachricht für alle, die unter ausbeuterischen Bedingungen in Lieferketten arbeiten."
Patrick Rohde, stellvertretender Geschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): "Trotzdem ist die Richtlinie an vielen Stellen hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben. Besonders betrübt uns, dass entgegen der Ambitionen des Europäischen Parlaments keine klimabezogenen Sorgfaltspflichten in ihr enthalten sind. Auch die Vorschriften zum Klimaplan sind trotz inhaltlicher Nachschärfungen bemerkenswert lasch. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, dass Unternehmen, die ihre Klimapläne nicht umsetzen, zumindest nicht ausdrücklich sanktioniert werden können. Dabei sollte die Richtlinie doch gerade ein Schritt weg von Versprechen und hin zu Taten sein."
Das EU-Lieferkettengesetz geht insbesondere im Bereich der zivilrechtlichen Haftung über das bestehende deutsche Gesetz hinaus: Bei Menschenrechtsverletzungen, die eindeutig von Unternehmen verursacht wurden, erhalten Betroffene zukünftig die Möglichkeit, vor EU-Gerichten Schadenersatz zu verlangen. Die Bundesregierung muss das Lieferkettengesetz an dieser Stelle nachschärfen. In anderen Punkten bleibt die EU-Richtlinie hinter dem deutschen Gesetz zurück: So erfasst sie Unternehmen nur, wenn sie mehr als 1.000 Mitarbeiter*innen beschäftigen und einen Jahresumsatz von mehr als 450 Millionen Euro aufweisen - eine Schwelle, die im deutschen Gesetz nicht vorgesehen ist.
Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt: "Die deutsche Bundesregierung muss das Gesetz nun zügig in deutsches Recht überführen und konsequent umsetzen. Gemeinsam mit unseren weltweiten Partnern werden wir den zivilgesellschaftlichen Druck aufrechterhalten und Betroffene von Menschenrechtsverletzungen unterstützen.Wenn europäische Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten Verantwortung tragen, steht den Menschen nun endlich der Klageweg vor europäischen Gerichten offen."
Eine Analyse der Unterschiede zwischen dem europäischen und dem deutschen Lieferkettengesetz und den daraus entstehenden nötigen Maßnahmen der Bundesregierung hat die Initiative Lieferkettengesetz heute veröffentlicht. Das zivilgesellschaftliche Bündnis aus zeitweise mehr als 140 Organisationen hatte sich seit 2019 erfolgreich zunächst für ein deutsches und danach für ein europäisches Lieferkettengesetz eingesetzt.
Heike Drillisch, Koordinatorin des CorA-Netzwerks für Unternehmensverantwortung: "In den letzten fünf Jahren war die Initiative Lieferkettengesetz eine entscheidende Stimme für Umwelt- und Menschenrechtsschutz und hat ein erfolgreiches Beispiel für zivilgesellschaftliche Kampagnenarbeit gesetzt. Gemeinsam haben wir viel erreicht - doch es gibt noch viel zu tun. Deswegen wird sich die Initiative Lieferkettengesetz fortan im Rahmen des CorA-Netzwerks für eine gute Umsetzung der Richtlinie in Deutschland einsetzen."
Hintergrund:
Die Initiative Lieferkettengesetz wird getragen von:
Amnesty International, Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e.V. (agl), Brot für die Welt, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Christliche Initiative Romero (CIR), CorA-Netzwerk für Unternehmensverantwortung, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), FEMNET e.V., Forum Fairer Handel e.V., Germanwatch e.V., Greenpeace e.V., INKOTA-netzwerk e.V., Bischöfliches Hilfswerk Misereor. V., Oxfam Deutschland e.V., SÜDWIND e.V., ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, WEED - Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung e.V., Weltladen-Dachverband e.V., Werkstatt Ökonomie e.V.
Neben den 20 Trägerorganisationen unterstützen mehr als 120 weitere Organisationen das Bündnis.
Mehr Informationen:
"Was liefert das EU-Lieferkettengesetz?" - Kurzbewertung der EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) der Initiative Lieferkettengesetz
Kontakt: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Petra Kirberger | presse@bund.net | www.bund.net
forum future economy
forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.
- Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Anzeige
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht
Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
LOHAS & Ethischer Konsum
"Du sollst konsumieren!"Für Christoph Quarch ist der Black Friday ein schwarzer Tag
Jetzt auf forum:
The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin
forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy
future economy: Regeneration als neue Fortschrittserzählung
Für Hobby- und professionellen Gartenbau: Label kennzeichnet nachhaltige Substratherstellung
"Was heute vermieden wird, muss später unter massivem Zeit- und Kostendruck nachgeholt werden."















