„Der Schlüssel zum Klima liegt im Globalen Süden“
Perspektivenwechsel in der Nachhaltigkeits-Debatte
… so lautete die Botschaft, die der Volkswirtschaftler Ulrich Brasche mit der Vorstellung seines Buches „Mehr Klimagerechtigkeit" (oekom Verlag) bei stratum verband. Für stratum-Geschäftsführer Richard Häusler liegt darin ein wesentlicher Perspektivenwechsel in der Nachhaltigkeits-Debatte. Immer noch glauben wir im Globalen Norden, in Sachen Nachhaltigkeit dem Globalen Süden voraus zu sein.
Ulrich Brasche Auf dem Weg zu mehr Klimagerechtigkeit
Im Bündnis mit dem Globalen Süden Widerstände überwinden oekom Verlag ISBN: 978-3-98726-045-2
€ 22,00 oekom.de
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Ein tiefgreifendes Paradoxon durchzieht unsere Wahrnehmung von Nachhaltigkeit. Immer noch glaubt die westliche Öffentlichkeit, dass die Lösungen der globalen Umweltprobleme im wirtschaftlich und technologisch überlegenen Globalen Norden lägen. Die Fortschritte des Globalen Südens diesbezüglich entziehen sich denn auch ihrer Wahrnehmung oder werden schlicht weniger anerkannt. Entsprechend spiegeln die Nachhaltigkeitsdebatten diese mentale Prägung wider. Dabei gerät aus dem Blick, wo die entscheidenden Hebel liegen.
Denn längst ist der Westen nicht mehr der Nabel der Welt, wie es auch der Politikexperte Johannes Plagemann und der Leiter des Afrika-Referats der Friedrich-Ebert-Stiftung Henrik Maihack gerade in ihrem gemeinsamen Buch „Wir sind nicht alle: Der globale Süden und die Ignoranz des Westens" zu erklären versuchen.
Fossile Energien, die für Jahrhunderte reichen
Der Globale Norden beherbergt zwar die Länder mit den höchsten Emissionsraten. Der globale Süden jedoch verursacht bereits heute den größten absoluten Anteil an CO2-Emissionen. Die dort stetig wachsende Bevölkerung und ihr Streben nach wirtschaftlichem Aufschwung werden diesen Trend weiter beschleunigen. Und damit nicht genug. Die meisten der südlichen Länder verfügen über eigene fossile Energien, die für Jahrhunderte ausreichen würden – Energien, deren Nutzung freilich verlockend ist und deren Export eine wesentliche Einnahmequelle darstellt. Auf ihren Aufstieg aus der Armut werden diese Länder jedenfalls nicht verzichten, nur um dem Globalen Norden die Fortführung seines klimaschädlichen Lebensstils zu ermöglichen.Der Schlüssel im Kampf gegen die Erderwärmung
Länder wie China, Vietnam oder Indonesien haben bereits einen großen Schritt auf dem Weg aus der Armut zurückgelegt – entsprechend stieg ihr Energieeinsatz. Das riesige Indien folgt dicht darauf. In Afrika wird sich die Zahl der Menschen bis 2050 verdoppeln – und auch dieser wünschenswerte Fortschritt wird sich in der Klimabilanz zeigen. Die Herausforderung, vor der die Welt steht, liegt deshalb darin, diesen wachsenden Wohlstand des Globalen Südens auf der Basis erneuerbarer Energien stattfinden zu lassen. Denn hier liegt der eigentliche Schlüssel zur Reduzierung der globalen CO2-Emissionen. Dies erfordert nicht nur finanzielle Investitionen, sondern auch den Transfer von Technologien und Know-how sowie eine Verlagerung der Wertschöpfung.
Nicht teure Geschenke, sondern lohnende Investitionen
Worum es sich dabei handelt, sind keine mehr oder minder großzügige Geschenke im Namen der „Entwicklungshilfe". Es handelt sich vielmehr um klug angelegte Investitionen in die eigene Zukunft. Zwar fallen anfangs hohe Investitionsvolumina an, doch schon bald würde sich ein Return einstellen: durch den Verkauf von Maschinen und Anlagen, den Re-Import günstig erzeugter Energieträger und vor allem durch die Vermeidung von Klimafolgeschäden, sodass sich die Investitionen langfristig mehr als rechnen.
Noch sind die Rahmenbedingungen in den Zielländern meistens längerfristig schlecht abschätzbar, weshalb private Investoren oft überzogene Risikoaufschläge verlangen. Doch die Hürden können überwunden werden, wenn die großen Kapitalsammelstellen wie Pensionsfonds, Versicherungen ect. unter Absicherung aus öffentlichen Mitteln angezapft werden. Vielsprechende Vorschläge dazu liegen auf den internationalen Verhandlungstischen.
Alles in allem ist der Fokus auf den Globalen Süden als Hauptakteur im Kampf gegen den Klimawandel nicht nur eine ethische Notwendigkeit, sondern auch eine strategische Investition in eine nachhaltige Zukunft für die gesamte Welt, betont Professor Brasche in seinem Buch. Ein Scheitern dieser Bemühungen hätte katastrophale Folgen für das heutige und zukünftige Leben auf unserem Planeten.
Ulrich Brasche ist ein deutscher Ökonom und Professor an der Technischen Hochschule Brandenburg. Er befasst sich vor allem mit der europäischen Integration und den Schnittstellen zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und internationaler Politik
Ulrich Brasche (* 1951) ist ein deutscher Ökonom und Professor an der Technischen Hochschule Brandenburg. Er befasst sich vor allem mit der europäischen Integration und den Schnittstellen zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und internationaler Politik.
Umwelt | Klima, 01.12.2023

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