Nachhaltig bauen – wie geht das?

Inzwischen ist das Thema Nachhaltigkeit tief in der Gesellschaft verankert. Es begegnet den Bürgern bei der Suche nach Kleidung, Lebensmitteln und auf Reisen. Besondere Beachtung finden nachhaltige Fragestellungen beim Bau eines Hauses. Geht doch eine florierende Bauwirtschaft derzeit immer noch mit einem sehr hohen Ressourcen-, Energie- und Flächenverbrauch einher. 

So werden etwa 35 Prozent der fossilen Energieträger und die Hälfte der weltweit zur Verfügung stehenden Rohmaterialien in der Baubranche eingesetzt. Dabei kann jeder Bauherr darauf achten, beim Bau seines Hauses nachhaltige Prinzipien zu berücksichtigen. Zumal er damit dem Umweltschutz dient und langfristig bares Geld spart.
 
Nachhaltiges Bauen bedeutet klimaneutrales Bauen! © raodlight, pixabay.com 
Was wird unter nachhaltigem Bauen verstanden?
Derzeit wird der Begriff Nachhaltigkeit inflationär verwendet. Dabei gibt es eine einfache und leicht verständliche Definition. Nachhaltigkeit bedeutet, dass die heute lebende Bevölkerung nur so viele Ressourcen verbraucht, dass für zukünftige Generationen eine ausreichende Lebensgrundlage erhalten bleibt.
 
Nachhaltiges Bauen versucht, diesen Vorsatz in der Baubranche umzusetzen. Es geht darum, beim Bau eines Hauses ökologische, ökonomische und soziokulturelle Kriterien zu erfüllen. Dabei wird der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie erfasst. Dieser Umstand bedeutet, dass nachhaltige Kriterien in der Planungsphase, der Bauphase, während der jahrzehntelangen Nutzungszeit sowie bei einer eventuellen Sanierung bis zum Abriss berücksichtigt werden.

Jetzt mit dem Hausbau beginnen

Die heutige Zeit zeichnet sich durch hohe Baukosten aus. Die aktuellen Bauzinsen belaufen sich auf etwa 4 Prozent. Daher schrecken viele Menschen vor einem Neubau zurück. Allerdings ist abzusehen, dass die Kosten für ein Bauvorhaben in naher Zukunft nicht fallen, sondern eher steigen werden. 

Dafür können im Gegenzug mit einer Immobilie, die mit hohen Umweltstandards nach dem neuesten Stand der Technik daherkommt, langfristig Kosten gesenkt werden. Überdies stehen derzeit noch zahlreiche Fördermittel zur Verfügung. Je früher also mit dem Hausbau begonnen wird, desto eher kann von einer hohen Lebensqualität in Verbindung mit niedrigen Unterhaltskosten profitiert werden.

Nachhaltiges Bauen fußt auf drei Dimensionen

Klassische Modelle der Erstellung von Immobilien berücksichtigen fast ausschließlich die Wirtschaftlichkeit. Dabei werden ökologische und soziale Aspekte ausgeblendet und fließen, wenn überhaupt, nur zu einem geringen Prozentsatz in die Kalkulation ein. 

Nachhaltiges Bauen umfasst neben den ökonomischen auch die ökologische und die soziokulturelle Dimension. Alle drei Kategorien werden dabei als gleichwertig betrachtet.

Ökologische Dimension

Der ökologische Faktor macht deutlich, dass der Schonung der Ressourcen eine große Bedeutung beigemessen wird. Es geht um die Vermeidung von Flächenversiegelung, die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien und die Reduzierung der Energiekosten. 

Die folgenden Rahmenbedingungen sind zu beachten:
  • Vermeidung des Schadstoffausstoßes bei Neubauten und der Sanierung von Bestandsbauten. 
  • Einsparung von Asphalt und Beton, um eine weitere Bodenversiegelung zu vermeiden.
  • Nutzung von erneuerbaren Rohbaustoffen wie Holz, Zellulose und Naturfasern.
  • Eine dauerhafte und universelle Nutzung der Immobilie wird angestrebt.

Ökonomische Dimension

Neben den Anschaffungs- und Errichtungskosten unterliegen beim nachhaltigen Bauen die Baufolgekosten einer stärkeren Gewichtung. Diese fallen während der gesamten Nutzungsphase an. Im Fokus stehen Wirtschaftlichkeit, Wertstabilität, Erhalt des Kapitals und des Gebäudewerts sowie die Kosten für den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.

Dabei können mit der Erstellung von Lebenszyklusanalysen große Sparpotenziale erkannt werden. Von ausgesprochener Bedeutung sind dabei die folgenden Faktoren:
  • Errichtungskosten für die Planung und für den eigentlichen Bau.
  • Nutzungskosten, zu denen das eingesetzte Kapital, die Verwaltung, der Betrieb und die Instandhaltung gezählt werden.
  • Rückbaukosten für den Abriss und die Entsorgung.

Soziokulturelle Dimension

Bei der soziokulturellen Dimension steht die ästhetische und kulturelle Qualität eines Gebäudes im Mittelpunkt. Es wird davon ausgegangen, dass mit steigendem Niveau die Nutzerzufriedenheit wächst, wodurch die Immobilie länger als gewöhnlich erhalten bleibt. Allerdings müssen Schutzziele wie die Funktionalität der Immobilie sowie die Sicherheit, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer berücksichtigt werden. 

Welche Aspekte sind bei einer nachhaltigen Bauweise zu beachten?

Nachhaltiges Bauen zeichnet sich durch eine ganzheitliche Betrachtung eines Bauprojekts aus, bei der alle Lebenszyklusphasen verknüpft werden. Dabei stehen mehrere Themen im Mittelpunkt.  

Flächenverbrauch und Versiegelung

In Deutschland und Europa nimmt die Bodenversiegelung stetig zu. Besteht doch vielerorts noch das Dogma, dass ein hoher Bodenverbrauch mit wirtschaftlicher Prosperität verbunden ist. 

Demgegenüber stehen Schäden, die erst seit kurzer Zeit in der breiten Öffentlichkeit Beachtung finden. Diese finden bei einer nachhaltigen Bauweise, die so weit wie möglich auf eine weitere Bodenverdichtung verzichtet, Berücksichtigung. Dabei handelt es sich um die folgenden Erscheinungen:
  • Erhöhtes Risiko von Hochwasser und Überschwemmungen
  • Ausgeprägte Hitze- und Dürrephasen
  • Gefährdung der biologischen Vielfalt
  • Verringerung der Speicherkapazität von Treibhausgasen
  • Verlust der Bodenproduktivität, die in der Konsequenz zu Lebensmittelknappheit führt
  • Geringere Staubbindung

Dauer der Nutzung

Je nach Art des Gebäudes unterliegt eine Immobilie einer Nutzung von 40 bis 80 Jahren. Ziel des nachhaltigen Bauens ist es, diese Nutzungsdauer zu verlängern.

Baumaterialien

Nachhaltiges Bauen setzt auf eine stark reduzierte Verwendung von Zement, Beton, Stahl und Aluminium. Diese Baustoffe zeichnen sich bei der Herstellung durch einen erhöhten Energie- und Umweltverbrauch aus. 

Einen weitaus geringeren ökologischen Fußabdruck verursachen Bauherren, die auf nachhaltige und nachwachsende Rohstoffe setzen. Vor allem regional geschlagenes Holz rückt dabei wieder ins Zentrum des Interesses. Der Baustoff ist ein schlechter Wärmeleiter, speichert CO2 und besticht trotz seines geringen Gewichts durch seine enorme Zug- und Druckfestigkeit. Darüber hinaus erfüllen Lehm, Naturstein, Reet und Ziegel nachhaltige Kriterien.

Wärmeschutz und Dämmmaßnahmen

Bei der Dämmung geht der Trend hin zu natürlichen Werkstoffen. In der Regel reduzieren diese Materialien im Winter die Wärmeverluste entscheidend. Im Sommer dagegen sind sie verantwortlich für ein angenehm kühles Raumklima. 

Als natürliche Dämmstoffe bieten sich die folgenden Materialien an:
  • Zellulose: Wird in der Regel aus Altpapier hergestellt und besitzt eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit.
  • Flachs: Ist leicht zu verarbeiten und wirkt feuchteregulierend.
  • Kork: Zeichnet sich durch eine hohe Trittschall- und Wärmedämmung aus. Billige Produkte können giftige Klebstoffe enthalten.
  • Hanf: EU-zertifizierte Erzeugnisse werden pestizidfrei angebaut. Überdies ist Hanf hautverträglich und resistent gegen Schädlinge.
  • Schafwolle: Filtert Schadstoffe aus der Luft und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen.

Nutzung erneuerbarer Energieträger

Die Nutzung von fossilen Brennstoffen ist ein Auslaufmodell und wird zukünftig mehr und mehr an Bedeutung verlieren. Um die Energieversorgung und die Heizung eines modernen Gebäudes, das die Nachhaltigkeitsprinzipien berücksichtigt, zu sichern, bieten sich die folgenden Möglichkeiten an:
  • Solarenergie: Photovoltaik, Solarthermie, Luft-Wasser-Wärmepumpe
  • Bioenergie: Pelletheizung, Gas-Wärmepumpe, Brennstoffzellen
  • Erdwärme: Grundwasser-Wärmepumpen, Sole-Wasser-Wärmepumpen

Welche Fördermittel stehen bereit?

Die Regierung lässt Bauherren, welche die Nachhaltigkeitsprinzipien beim Bau eines Hauses beachten, nicht allein. Über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt sie zinsgünstige Kredite bis zu 150.000 Euro mit einer Laufzeit von bis zu 35 Jahren, wobei die Zinsbindung auf zehn Jahre begrenzt ist. Die Programme sind mit anderen Fördermaßnahmen kombinierbar.

Um die Berechtigung zur Förderung zu erhalten, muss der Antrag frühzeitig vor dem Baubeginn abgeschickt werden. Außerdem wird zur Pflicht gemacht, einen ausgewiesenen Energieeffizienz-Berater in die Planung und die Umsetzung des Bauvorhabens einzubeziehen.


     
        
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