Turbulenzen oder kreative Zerstörung?
Die Finanzmarktkrise ist nicht das Ende des Kapitalismus
Das Geschäftsmodell des amerikanischen Investmentbankings ist am Ende, nachdem sich nun auch Morgan Stanley und Goldman Sachs unter die Obhut der Federal Reserve begeben haben. 20 Jahre lang prägten die stolzen Banken das Wirtschaftsgeschehen in den USA und waren weltweit Vorbild. Auch Bank Chef Josef Ackermann wollte vor gar nicht langer Zeit die Deutsche Bank möglichst rasch in eine reine Investmentbank umbauen - heute wird er froh sein, dass dieser Plan gescheitert ist.
Auch Europa wird von der Finanzmarktkrise gebeutelt, aber die Konjunktur liegt nicht am Boden, sie macht nur eine kurze Verschnaufpause
Der augenblickliche Zusammenbruch der Finanzmärkte ist spektakulär, unverständliche Finanzprodukte, übermäßige Verschuldung der Haushalte und natürlich die Gier nach immer satteren Renditen haben zu einer Blase ungeahnten Ausmaßes geführt. Und die Politik hat stillgehalten und die amerikanische Notenbank für ihre Politik des leichten Geldes noch gelobt. Wenn Bundeskanzelerin Merkel den USA jetzt Versagen vorwirft, weil sie kurz vor der Bundestagswahl um die Konjunktur fürchtet, ist dies ein Stück weit unehrlich.
Auch und gerade die deutsche Wirtschaft hat in hohem Maße von den USA profitiert. Als in Deutschland nach dem Einbruch um die Jahrtausendwende der Gürtel enger geschnallt wurde und der Konsum - bis heute - in Grund und Boden gespart wurde, hielten die ausgabefreudigen US-Amerikaner die Weltkonjunktur am Laufen und ermöglichten mit ihrer weltweiten Nachfrage die Globalisierung. Davon profitierte wiederum in hohem Maße die deutsche Exportwirtschaft. Statt die USA zu kritisieren, täte Merkel gut daran, ihre Hausaufgaben zu machen; die gute Konjunktur der letzten Jahre hat viele Möglichkeiten eröffnet, die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Eine Chance, die mit immer neuen Belastungen leichtfertig verschleudert wurde.
Die Hände reiben sich die Kritiker des Kapitalismus - sie sehen das Ende des ungeliebten "Systems" wieder einmal heraufdämmern. Zu Unrecht. Krisen sind systemimmanent und es wird sie immer wieder geben. Im Unterschied zu anderen -ismen hat sich das kapitalistische System aber immer als erneuerungsfähig erwiesen, getreu dem Motto: Jede Krise ist auch eine Chance. Dabei ist es natürlich mehr als nur ein Schönheitsfehler, dass viele Risiken jetzt verstaatlicht werden, aber auch das ist marktwirtschaftlich - in Krisen ist nicht Dogmatismus, sondern Handlungsfähigkeit und Flexilibilität gefragt.
Die globale Bankenwelt wird nach den Turbulenzen nicht mehr die gleiche sein und es wird konjunkturelle Bremsspuren geben. Das Primat der Politik wird in der Krise wieder sichtbar, sie sollte mit Augenmaß handeln.

Auch Europa wird von der Finanzmarktkrise gebeutelt, aber die Konjunktur liegt nicht am Boden, sie macht nur eine kurze Verschnaufpause
Foto: Mathias Prange
Der augenblickliche Zusammenbruch der Finanzmärkte ist spektakulär, unverständliche Finanzprodukte, übermäßige Verschuldung der Haushalte und natürlich die Gier nach immer satteren Renditen haben zu einer Blase ungeahnten Ausmaßes geführt. Und die Politik hat stillgehalten und die amerikanische Notenbank für ihre Politik des leichten Geldes noch gelobt. Wenn Bundeskanzelerin Merkel den USA jetzt Versagen vorwirft, weil sie kurz vor der Bundestagswahl um die Konjunktur fürchtet, ist dies ein Stück weit unehrlich.
Auch und gerade die deutsche Wirtschaft hat in hohem Maße von den USA profitiert. Als in Deutschland nach dem Einbruch um die Jahrtausendwende der Gürtel enger geschnallt wurde und der Konsum - bis heute - in Grund und Boden gespart wurde, hielten die ausgabefreudigen US-Amerikaner die Weltkonjunktur am Laufen und ermöglichten mit ihrer weltweiten Nachfrage die Globalisierung. Davon profitierte wiederum in hohem Maße die deutsche Exportwirtschaft. Statt die USA zu kritisieren, täte Merkel gut daran, ihre Hausaufgaben zu machen; die gute Konjunktur der letzten Jahre hat viele Möglichkeiten eröffnet, die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Eine Chance, die mit immer neuen Belastungen leichtfertig verschleudert wurde.
Die Hände reiben sich die Kritiker des Kapitalismus - sie sehen das Ende des ungeliebten "Systems" wieder einmal heraufdämmern. Zu Unrecht. Krisen sind systemimmanent und es wird sie immer wieder geben. Im Unterschied zu anderen -ismen hat sich das kapitalistische System aber immer als erneuerungsfähig erwiesen, getreu dem Motto: Jede Krise ist auch eine Chance. Dabei ist es natürlich mehr als nur ein Schönheitsfehler, dass viele Risiken jetzt verstaatlicht werden, aber auch das ist marktwirtschaftlich - in Krisen ist nicht Dogmatismus, sondern Handlungsfähigkeit und Flexilibilität gefragt.
Die globale Bankenwelt wird nach den Turbulenzen nicht mehr die gleiche sein und es wird konjunkturelle Bremsspuren geben. Das Primat der Politik wird in der Krise wieder sichtbar, sie sollte mit Augenmaß handeln.
Mathias Prange
Quelle: Redaktion Nachhaltig Wirtschaften
Lifestyle | Geld & Investment, 22.09.2008

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