Forschungsbericht IUFRO: Wald, Bäume und menschliche Gesundheit

Interdisziplinärer Forschungsbericht untermauert den gesundheitlichen Nutzen von Wäldern und Bäumen für die Menschen weltweit

Ein internationales Team von Forscher*innen aus den Bereichen Forstwirtschaft, Ökologie, Landschaftsgestaltung, Psychologie, Medizin, Epidemiologie und öffentliche Gesundheit hat die wissenschaftliche Datenlage zu den vielfältigen gesundheitsfördernden Wirkungen von Wäldern, Bäumen und Grünflächen weltweit bewertet. Das Ergebnis der bis dato umfangreichsten Bewertung zu diesem Thema liegt nun in einem englischsprachigen Bericht vor. 
 
Mischwaldprojekt der Berliner Forsten mit Fotorahmen für Besucher*innen. © IUFRO, Gerda WolfrumDer einem Peer-Review unterzogene Bericht "Forests and Trees for Human Health: Pathways, Impacts, Challenges and Response Options" (Wald, Bäume und menschliche Gesundheit: Prozesse, Wirkungen, Herausforderungen und Handlungsoptionen - Ein globaler Wissenschaftsbericht) wurde von der von der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO) geführten Global Forest Expert Panels (GFEP) Initiative der Collaborative Partnership on Forests (CPF) erarbeitet. 

Die 1892 in Eberswalde bei Berlin gegründete IUFRO vereint mehr als 15.000 Wissenschaftler*innen in mehr als 630 Mitgliedsorganisationen – hauptsächlich öffentliche Forschungszentren und Universitäten – in 115 Ländern und ist Mitglied des Internationalen Wissenschaftsrats. Im Jahr 2019 ging IUFRO mit dem deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Partnerschaft ein, deren Fokus die Unterstützung der Arbeit des GFEP-Programms ist.

Der Bericht zeigt die zahlreichen Vorteile für die körperliche, seelische und soziale Gesundheit der Menschen auf, die nachgewiesenermaßen mit Wäldern und Grünraum in Zusammenhang stehen. Er unterstreicht auch die wichtigen Beiträge von Wäldern und Bäumen zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und deren Zielen (Sustainable Development Goals / SDGs). Besonders im Fokus ist SDG3, „ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten und das Wohlergehen zu fördern"

So präsentiert der Bericht unter anderem Belege für positive Auswirkungen auf die Neuroentwicklung bei Kindern oder die kognitiven Fähigkeiten im Alter, auf Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Depressionen und stressbedingte Störungen. Obwohl sich Gesundheitsvorteile in allen Lebensphasen, beginnend bei der pränatalen Phase, belegen lassen, sind besonders die positiven Auswirkungen auf Kinder hervorzuheben, nicht zuletzt aufgrund der bedeutenden Folgen im späteren Leben. So konnte zum Beispiel in einer Studie mit Zehnjährigen in München eine positive Wirkung von Wald und Grünflächen auf den Blutdruck nachgewiesen werden.

Vor allem die Bewegung im Grünen fördert die Gesundheit. Eine Befragung von Menschen über 60 in Deutschland zeigte den deutlich positiven Zusammenhang zwischen Gesundheitszustand und Bewegung bzw. Aufenthalt in Wäldern oder Parks. Eine ähnliche Untersuchung in sechs europäischen Ländern ergab, dass das gesundheitliche Wohlbefinden und die Lebensqualität von Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen und Besucher*innen eines Seniorenheims durch regelmäßige Aufenthalte im Grünen stiegen. 

Wälder, Bäume und Grünflächen sorgen nicht nur für eine gesündere Umwelt, sondern liefern auch zahlreiche Güter und Dienstleistungen, darunter Medikamente, nahrhafte Lebensmittel und andere Produkte, die die menschliche Gesundheit stärken. Heilpflanzen, die besonders für indigene Völker und lokale Gemeinschaften (IPLCs) wichtig sind, bieten eine medizinische Grundversorgung für 70 Prozent der Weltbevölkerung. Auch ein großer Anteil der in der westlichen Medizin verwendeten Medikamente beruht auf Wirkstoffen aus Wäldern und Bäumen. 

Wälder, Bäume und Grünflächen tragen auch dazu bei, die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. In Städten bieten Grünflächen und Bäume erhebliche Kühleffekte. Das ist umso bedeutsamer, als die Häufigkeit von Hitzewellen zunimmt, die das Risiko von Hitzestress und Schlaganfall stark erhöhen.

Die gesundheitlichen Vorteile von Wäldern und Bäumen, die vom körperlichen und seelischen Wohlbefinden bis zur allgemeinen Verringerung der Sterblichkeit reichen, überwiegen bei weitem die Gesundheitsrisiken. Da Gesundheitsgefahren in bzw. von Wäldern hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht werden, zum Beispiel die verminderte Luftqualität bei Waldbränden, besteht dringender Handlungsbedarf, um diese Gefahren zu reduzieren. 

„Unser Bericht nimmt eine One-Health-Perspektive ein, die anerkennt, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und der weiteren Umwelt eng miteinander verbunden und voneinander abhängig ist. Wir empfehlen den Entscheidungsträger*innen in den Bereichen Wald, Gesundheit und verwandten Feldern, die Beziehungen zwischen Wald und Mensch ebenfalls integrativer zu verstehen. Durch die Verknüpfung von wald- und gesundheitspolitischen Maßnahmen und Strategien können neue innovative Antworten auf die Herausforderungen für die Gesundheit und den Wald gefunden werden", sagt der Vorsitzende des Gremiums, der niederländische Forscher Cecil Konijnendijk.

FORESTS AND TREES FOR HUMAN HEALTH: PATHWAYS, IMPACTS, CHALLENGES AND RESPONSE OPTIONS.
A Global Assessment Report, IUFRO World Series Volume 41, Wien 2023
Herausgeber*innen: Cecil Konijnendijk, Dikshya Devkota, Stephanie Mansourian und Christoph Wildburger
Über IUFRO
IUFRO, die International Union of Forest Research Organizations, ist eine weltweit tätige Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Wien, die sich der Zusammenarbeit in der Waldforschung und in verwandten Wissenschaften widmet. IUFRO wurde 1892 von den forstlichen Versuchsanstalten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in Eberswalde bei Berlin gegründet und zählt mittlerweile 630 Mitgliedsorganisationen wie Universitäten und Forschungszentren in 115 Ländern. IUFRO verbindet über 15.000 Wissenschaftler*innen und andere Akteur*innen mit dem Fokus auf Wälder, Bäume und Forstprodukte und will mit ihrer Arbeit einen Beitrag zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele leisten. Der 26. IUFRO Weltkongress findet im Juni 2024 in Stockholm statt.
 
Über GFEP
Das von IUFRO geleitete Global Forest Expert Panels (GFEP)-Programm erstellt objektive und unabhängige wissenschaftliche Studien zu weltweit bedeutsamen Schlüsselfragen im Bereich Wald und Waldpolitik. Seit 2007 hat GFEP unter anderem acht globale Studien vorgelegt, die sich mit Themen wie Wald und Klimawandel, Wald und Wasser, Wald und Ernährungssicherheit oder Wald und Artenvielfalt beschäftigen. Im Jahr 2019 ging IUFRO mit dem deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Partnerschaft ein, deren Fokus die Unterstützung der Arbeit des GFEP-Programms ist. 

Kontakt: International Union of Forest Research Organizations IUFRO, Gerda Wolfrum | +43-1-8770151-17  | wolfrum(at)iufro.org

Umwelt | Klima, 29.03.2023
     
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