Vertikale Landwirtschaft
Dubai hat größte Anlage der Welt gebaut
Aktuell müssen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) etwa 90 Prozent ihrer Lebensmittel aus dem Ausland importieren. In Zukunft möchte der Wüstenstaat am Persischen Golf mit der vertikalen Landwirtschaft mehr Lebensmittel selbst produzieren, um die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu reduzieren.
Was ist die vertikale Landwirtschaft?

Nahrungsmittelproduktion in der Wüste
Dass die Nahrungsmittelproduktion in der Wüste funktionieren kann, zeigt schon heute Bustanica, die größte Hydrokulturfarm der Welt. Das Joint Venture der staatlichen Fluggesellschaft Emirates und des Unternehmens Crop One produziert auf über 30.000 Quadratmetern Salat, Rucola, Spinat und anderem Gemüse ohne Pestizide und Herbizide.
„Langfristige Ernährungssicherheit und Selbstversorgung sind für das Wirtschaftswachstum eines jeden Landes von entscheidender Bedeutung, und die VAE bilden da keine Ausnahme. In unserer Region gibt es angesichts der begrenzten Anbauflächen und des Klimas besondere Herausforderungen. Bustanica läutet eine neue Ära der Innovation und der Investitionen ein, die wichtige Schritte für ein nachhaltiges Wachstum sind und mit den klar definierten Strategien unseres Landes zur Lebensmittel- und Wassersicherheit übereinstimmen", erklärt Ahmed bin Saeed Al Maktoum, der Vorsitzende der Fluggesellschaft Emirates.
Die vertikale Indoor-Farm Bustanica wurde im Juli 2022 rund 70 Kilometer von Dubai entfernt in der Nähe der Flughafens Dubai World Central eröffnet. Der Zutritt der Anlage ist laut Till Bartels von Stern.de nur mit Schutzkleidung, Maske, Haarnetz und desinfizierten Schuhen erlaubt.
Controlled Environment Agriculture in der vertikalen Landwirtschaft
In einem Teil der Anlage setzten Arbeiter die Samen per Hand in wenige Quadratzentimeter große Schaumwürfel. 162 dieser Schaumwürfel werden zu einer Palette zusammengefasst, die dann bei Dunkelheit und unter Wasserzufuhr keimt. Nach zwei Wochen werden die Pflanzen in die Wachstumskammern von Bustanica verlegt, in denen die Raumtemperatur, Beleuchtung, Nährstoff- und Feuchtigkeitszugabe sowie andere Umweltfaktoren permanent von Computer überwacht werden (controlled environment agriculture).
„Emirates Flight Catering investiert ständig in die neuesten Technologien, um die Kunden zu begeistern, die Abläufe zu optimieren und unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Bustanica trägt dazu bei, unsere Lieferkette zu sichern, und gewährleistet, dass unsere Kunden lokal bezogene, nahrhafte Produkte genießen können. Indem wir die Produktion näher an den Verbraucher heranbringen, verkürzen wir den Weg der Lebensmittel vom Bauernhof bis auf den Tisch. Herzlichen Glückwunsch an das Bustanica-Team für seine bisherigen bemerkenswerten Leistungen und dafür, dass es weltweit Standards und Maßstäbe in der Agronomie setzt", so Ahmed bin Saeed Al Maktoum.
Die vertikale Farm in Dubai produziert aktuell etwa 3.000 Kilogramm Lebensmittel täglich. Die reifen Pflanzen werden von Hand geerntet und in einem Kühlraum bei vier Grad Celsius schonend verarbeitet. Anschließend landen sie nur einen Tag später in den Geschäften Dubais. Weil in der simulierten Natur von Bustanica keine Pestizide, Herbizide und Chemikalie verwendet werden und keine Schädlinge vorkommen, sind alle Produkte ohne Waschen „ready to eat".
„Unsere Hauptkunden sind Großhändler, Hotels, Restaurants und zu zehn Prozent auch die Küchen der Fluggesellschaften. In naher Zukunft wollen wir auch Kräuter und Tomaten anbauen", erklärt Robert Fellows, der Produktionsdirektor der Anlage.
Erntezeiten unabhängig von Klima
Die vertikale Landwirtschaft ist unabhängig vom Klima, weil alle Umweltbedingungen, etwa das Licht, die Wasserzufuhr und die Temperatur, in der Anlage nach Belieben verändert werden können. In vertikalen Farmen kann somit ganzjährig, unabhängig vom Klima des Landes oder den Jahreszeiten, Gemüse produziert werden. Bei Bustanica kann die erste Ernte bereits vier Wochen nach dem Keinem der Samen stattfinden. Weitere Pflanzen können alle zwei Wochen geerntet werden.
Deutliche Reduktion des Wasserverbrauchs
Die traditionelle Landwirtschaft in den VAE benötigt etwa 317 Liter zur Produktion von einem Kilogramm Gemüse. Der hydroponische Anbau in Bustanica benötigt hingegen nur 15 Liter Wasser. Möglich ist diese deutliche Reduktion des Wasserverbrauchs um 95 Prozent, weil das Gewächshaus einen geschlossenen Kreislauf bildet, in dem das Wasser permanent zirkuliert.
Hoher Energiebedarf der Indoor-Farm
Kritiker der vertikalen Landwirtschaft sehen vor allem den hohen Energiebedarf der geschlossenen Systeme als problematisch. Während in der Natur die Sonne das für die Fotosynthese der Pflanzen benötigte Licht bereitstellt, müssen die Pflanzen in den vertikalen Farmen beleuchtet werden. Außerdem ist in Regionen wie Dubai eine Kühlung des Gebäudes nötig. Damit die vertikale Landwirtschaft nachhaltig ist, muss ihr enormer Energiebedarf also aus regenerativen Quellen gedeckt werden. Die Betreiber von Bustanica erklären, dass sie dazu Solarenergie verwenden möchten, für die es in Dubai gute Bedingungen gibt.
Vertikale Landwirtschaft in anderen Staaten
Neben Dubai wollen auch andere Staaten durch die vertikale Landwirtschaft unabhängiger von Lebensmittelimporten werden. Ein Beispiel dafür ist Singapur, das aktuell 90 Prozent seiner Lebensmittel importiert. Durch große vertikale Farmen sollen bis 2030 30 Prozent der Nahrungsmittel selbst produziert werden. Die vertikalen Farmen sollen unter anderem auf Hausdächern und Lagerhallen entstehen.
Auch in New York, Paris, Tokio oder Berlin wurden bereits vertikale Farmen gebaut. Dabei handelt es sich bisher aber primär um Forschungsprojekte, mit denen die Technologie weiterentwickelt werden soll.
Gesellschaft | Megatrends, 15.10.2022

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