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Zwischen Greenwashing und echter Verantwortung – Unternehmen in der Pflicht

Neue Studie untersucht, welche Folgen eine Pflicht zur Klimaberichterstattung hätte

Sollen Unternehmen ihre Umweltverträglichkeit verpflichtend offenlegen? Die Klimakrise rückt ein wenig beachtetes Feld in den Fokus: Die Berichterstattungspflicht von Unternehmen. Katrin Hummel, Leiterin der Abteilung für Accounting & Reporting an der WU Wien, untersucht gemeinsam mit ihrer Kollegin Emira Jasari (Universität Zürich) in ihrer neuen Studie, welche Folgen eine Pflicht zur Klimaberichterstattung hätte.

© Elisa, pixabay.com© Elisa, pixabay.com
Die Ergebnisse zeigen, dass eine verpflichtende Offenlegung keinen Zusammenhang mit der tatsächlichen Klimaperformance der Unternehmen hat. Für die freiwillige Offenlegung finden die Forscherinnen allerdings einen positiven Zusammenhang mit der Höhe der Treibhausgasemissionen – je klimaschädlicher die Unternehmen sind, desto eher erstatten sie Bericht. Diese Unternehmen versuchen offenbar gerade durch zusätzliche freiwillige Berichterstattung „grüner" zu erscheinen, als sie tatsächlich sind. Die Analyse zeigt zugleich, dass die Investor*innen diese Strategie durchschauen und lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen, verpflichtenden Informationen positiv bewerten.

Die Forscherinnen untersuchten, welche Klimainformationen Unternehmen in einem regulierten Berichterstattungsumfeld offenlegen und wie Investor*innen diese Informationen bewerten. Hierfür konzentrierten sich die Forscherinnen auf eine Regulierung in Großbritannien, die bereits seit dem Geschäftsjahr 2013 verbindliche Angaben zur Klimaberichterstattung für große, börsennotierte Unternehmen vorsieht. Diese Regulierung ist sehr spezifisch und erlaubt somit eine genaue Aufteilung der offengelegten Informationen in verpflichtende versus freiwillige Offenlegung.


Berichterstattung staatlich regulieren?
Die Studie liefert erste empirische Erkenntnisse zu einer regulierten Klimaberichterstattung. Dabei zeigt sich, dass eine präzise und genaue Regulierung das Potential für Greenwashing teilweise reduzieren und den Informationsgehalt für Investor*innen erhöhen kann. Beides ist wichtig für den Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft.

Zum Hintergrund: Klimaberichterstattung in Österreich
Immer mehr Staaten planen Unternehmen in die Pflicht zu nehmen und Klimaberichterstattung analog zur Finanzberichterstattung verpflichtend vorzuschreiben. Angesichts des Klimawandels gewinnt die Klimaberichterstattung zunehmend auch für Investor*innen an Bedeutung. Gleichzeitig hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass insbesondere in der Nachhaltigkeitsberichterstattung das Potential für Greenwashing groß ist.

In Österreich müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen mit durchschnittlich mehr als 500 Mitarbeiter*innen aufgrund des Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetzes (NaDiVeG) seit dem Geschäftsjahr 2017 über ihre Umweltverträglichkeit berichten – zur Zeit etwa 100 Unternehmen. Allerdings sind die im Gesetz definierten Anforderungen sehr allgemein formuliert, was die Vergleichbarkeit der offengelegten Informationen erschwert. Aktuell wird in der EU daher eine Verschärfung der Gesetzgebung diskutiert, welche auch verbindliche Standards der Nachhaltigkeits- und insbesondere Klimaberichterstattung vorsieht.

Laut einer Untersuchung von EY publiziert nur 46 Prozent von Österreichs Top-Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht und etwas mehr als ein Drittel der österreichischen berichtspflichtigen Unternehmen lässt ihre Nachhaltigkeitsinformationen extern prüfen – deutlich weniger als in Deutschland (73 Prozent).
 
Über Katrin Hummel
Katrin Hummel ist seit 2021 Professorin für Accounting & Reporting an der WU Wien. Sie promovierte in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Stuttgart und setzte dann ihre wissenschaftliche Karriere als Postdoc an der Universität Zürich fort. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Fragestellungen an der Schnittstelle zwischen Accounting und Nachhaltigkeit mit einem besonderen Fokus auf Nachhaltigkeitsberichterstattung und Nachhaltigkeitsperformance. Ihre Forschung wurde in zahlreichen renommierten internationalen Zeitschriften publiziert, unter anderem im European Accounting Review, Accounting and Business Research, Journal of Business Ethics und Journal of Accounting and Public Policy.

Katrin Hummel ist Mitglied des Herausgeberbeirats der Zeitschrift Accounting Forum, Mitglied der Arbeitsgruppe Sustainability Reporting des Austrian Financial Reporting and Auditing Committee (AFRAC), Jurymitglied des Austrian Sustainability Reporting Awards (ASRA) und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Instituts österreichischer Wirtschaftsprüfer:innen (iwp).

Researcher of the Month
Mit dem „Researcher of the Month" stellt die WU herausragende Arbeiten von Forscher*innen vor, die mit ihrer Forschung maßgeblich zur Lösung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und rechtlicher Fragen beitragen. Das monatliche Video „Researcher of the Month" präsentiert die Arbeit der Forscher*innen und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der vielfältigen WU-Forschung.
Kontakt: Wirtschaftsuniversität Wien, Alexander Vieß | alexander.viess@wu.ac.at | www.wu.ac.at

Wirtschaft | CSR & Strategie, 08.11.2022

     
        
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