Kasseler Wissenschaftler finden Möglichkeit zur Wassereinsparung im Nahen Osten

Der Ansatz, Wasser durch vorausschauende Steuerung von Stauwerken zu sparen, ist auch auf andere wasserarme Gebiete übertragbar

Wasser ist im Nahen Osten ein knappes Gut. Seine Verteilung hat in der Geschichte immer wieder zu politischen Spannungen in der Krisenregion geführt. Berechnungen von zwei Kasseler Forschern zur Nutzung des Jordan-Wassers könnten nun dazu beitragen, solche Spannungen zu entschärfen. 

Der König-Abdullah-Kanal. © Klein/Theobald.Der Jordan und der See Genezareth, den er durchfließt, spielen für die Trinkwasserversorgung und die Landwirtschaft der Levante eine entscheidende Rolle. Alleine Israel entnimmt aus dem See Genezareth bis zu 400 Mio. Kubikmeter Süßwasser pro Jahr, Jordanien nach einem 2021 geschlossenen Vertrag mit Israel jährlich 100 Mio. Kubikmeter. Zugleich sagen Prognosen für die kommenden Jahrzehnte einen erhöhten Süßwasserbedarf bei einem gleichzeitigen Rückgang des Wasserdargebots voraus.

Umso dringlicher ist es, mit dem vorhandenen Wasser sparsam umzugehen und es optimal einzusetzen. Erste Simulationen von Prof. Dr. Stephan Theobald und Martin Klein vom Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft der Universität Kassel haben nun die Möglichkeit ergeben, bis zu 8 Prozent des Wassers einzusparen. Ansatzpunkt ist eine Steuerung der Wasserabgabe des See Genezareth, die die geplante Wasserentnahme Jordaniens vorausschauend einbezieht.

Während Israel das Wasser direkt über eine Pipeline aus dem See entnimmt, erhält Jordanien das Wasser über den König-Abdullah-Kanal, der aus dem See und von einigen Zuflüssen gespeist wird und parallel zum Fluss das Jordantal durchquert. An 31 Stellen wird Wasser entnommen und für die Landwirtschaft verwendet. Nach dem Vorschlag der beiden Kasseler Wissenschaftler sollen die Jordanier die geplanten Entnahmen an die israelischen Betreiber des Stauwerks melden; die könnten dann vorausschauend festlegen, wann sie wie viel Wasser ablassen müssen, um die Wasserbedarfe zeit- und ortsgenau zu bedienen. Dafür haben die Kasseler mithilfe eines Tools eine Berechnungsgrundlage erstellt.

„Da über den Wasserverbrauch in Jordanien keine exakten Daten vorliegen, haben wir mit gemittelten Monatsdaten gerechnet", schränkt Klein ein. „Die exakte Höhe des Einsparpotenzials ist daher noch unsicher. Klar ist aber: Es ist möglich, am See Genezareth eine substanzielle Menge Wasser zu sparen, das sonst versickern oder verdunsten würde oder anderweitig verloren geht." Ob der Vorschlag umgesetzt wird, ist offen und hängt von der Kooperationsbereitschaft der Jordanier und Israelis ab. Die Wissenschaftler haben ihre Studie jüngst auf einer Konferenz in Dubai präsentiert. „Grundsätzlich ist der Ansatz, Wasser durch vorausschauende Steuerung von Stauwerken zu sparen, auf andere wasserarme Gebiete übertragbar", so Klein.

Die Studie ist Teil der SALAM-Initiative. Die SALAM-Initiative ist ein Verbundprojekt, in dem 20 Partnerinstitutionen aus Palästina, Jordanien, Israel und Deutschland gemeinsam an Strategien zur Lösung des Wasserdefizit-Problems im Nahen Osten arbeiten. Sie wurde finanziell gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
 
Kontakt: Universität Kassel, Sebastian Mense | presse@uni-kassel.de | www.uni-kassel.de


     
        
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