Vom Blitz getroffen - Mit "Form Follows Sustainability" ist mir ein Licht aufgegangen

von Reinhard Pascher und Sebastian Baumgartner

Natürlich waren wir als Veranstalter des Volvo SportsDesign FORUM gut auf das diesjährige ECO-Thema vorbereitet, aber dann kamen für mich die neuen Einsichten mit voller Wucht. Als erster öffnete mir Peter Waeber, der Chef von Bluesign, die Augen, indem er demonstrierte, was Sportprodukte so alles verursachen. Er zeigte eine wunderschöne Outdoorjacke und fügte dann in seinem trockenen Schweizer-Deutsch hinzu: "Diese Jacke verunreinigt 900 Liter Wasser, giftige Produktionssubstanzen wandern auf wilde Deponien und toxische Stoffe kommen mit der menschlichen Haut in Berührung."

Viele schöne Produkte sind einfach nur Sondermüll

"Dabei wäre es ganz einfach", fährt er fort, "mit ein paar kleinen Maßnahmen in der chinesischen Produktion könnten die Schadstoffe um ein Vielfaches reduziert und gleichzeitig Energie eingespart werden. Bereits innerhalb einer Saison amortisieren sich diese Investments." Ich habe verstanden. Man kann etwas tun.

Kurzfristig. Erschwinglich. Effektiv.

Aber wo soll man anfangen? Mit Peter Waeber telefonieren? Mit den Stofflieferanten sprechen? Die Designer besser auf ECODesign briefen? Ich grüble so dahin, da läuft mir Professor Braungart in die Arme und so stelle ich ihm diese Fragen. Ich habe die Frage noch nicht zu Ende gesprochen, da fängt er, als hätte er auf nichts anderes gewartet, mit einem Redeschwall an: "Es gibt überhaupt kein EcoDesign, es gibt nur gutes und schlechtes Design. - Vergiss das Schlechte, denk nicht einmal daran, das Schlechte etwas weniger schlecht zu machen! Du bist ja auch kein besserer Mensch, wenn Du Deine Kinder nur dreimal statt fünfmal schlägst. Nein, vergiss das Schlechte, denk an das Gute. Die Natur entwickelt alles Gute in Kreisläufen. Genau davon profitieren Sport und sportliche Menschen. Wenn Designer gut sein wollen, müssen sie die Regeln der Natur verstehen - dann stellen sich die richtigen Kreisläufe fast von selbst ein."

Gibt es ethisches Design?

Ok, ok, offensichtlich gibt es viele Möglichkeiten, aber wo sollen die Designer jetzt wirklich anfangen. Sollen sie alles vergessen, was sie auf der Universität gelernt haben? Da sehe ich Andrej Kupetz, den Geschäftsführer vom Rat für Formgebung im Rednerraum stehen. Also schnell hin und in die nächste Fragerunde. Andrej gibt ganz offen zu: "Bisher war die ökologische Ausbildung der Designer ganz schlecht. Aber ein extremer Wandel hat eingesetzt. Professoren und Studenten haben gleichermaßen verstanden und EcoDesign-Lehrstühle sprießen wie Blumen aus dem Boden. Zu Recht. Wir brauchen eine neue Design-Ethik." Frech wie ich bin, konfrontiere ich ihn mit Michael Braungarts Worten - "wir brauchen kein ethisches Design, wir brauchen gutes Design." Andrej lächelt und meint: "Im Unterschied zu anderen habe ich auch Philosophie studiert, darum weiß ich, was Ethik bedeutet." Dann wird er konkret. "Seit so viel in Entwicklungsländern produziert wird, haben Designer und Marken gleichermaßen eine neue Verantwortung. Diese Verantwortung ist eine extreme Herausforderung und die Designer und Agenturen die sich dieser Verantwortung stellen, werden ein großes Aufgabenfeld vorfinden." Sprach er und eilte für seinen Vortrag auf die Bühne. Am Abend, auf der Volvo Sports- Design Party, trank ich mit meinem Freund und Kollegen Sebastian Baumgartner ein Gläschen Wein. Wir ließen den Tag Revue passieren und waren sehr froh, dass der Tag so gut gelaufen ist. Sebastian hatte leuchtende Augen, als er sagte, "seit sechs Monaten beschäftige ich mich rund um die Uhr mit dem Thema Nachhaltigkeit, habe viele hochinteressante Menschen getroffen und durfte schlussendlich den heutigen Tag hautnah erleben. Ich denke wir sind der Wahrheit einen großen Schritt näher gekommen. Wir sollten jetzt und an dieser Stelle einen großen Nagel in den Boden schlagen und uns voll und ganz diesem Thema widmen." Uns war schnell klar, dass eine neue Zeit begonnen hatte.

Das Kompetenz-Netzwerk

Schon am nächsten Morgen trafen wir uns zum Frühstück und ich sagte ganz spontan zu Sebastian: "Wir werden den Weg des oberflächlichen Marketings verlassen und einen großen Schritt in eine neue, nachhaltige Richtung tun. Lass uns sofort einen Plan machen". Wir skizzierten direkt auf die Frühstücksserviette und waren uns einig: Die Sportartikelindustrie muss viel Ballast abwerfen, um mit neuer Energie und neuen Produkten einen sportlichen Kreislauf in Schwung zu bringen. Wir als Agentur können dabei als Katalysator fungieren, die besten Leute wie Peter Waeber, Michael Braungart, Andrej Kupetz, Christian Hochfeld, Fritz Lietsch, um nur einige zu nennen, in einem Kompetenz-Netzwerk für den Sport zusammenzubringen. In den Wochen nach dem Event reisten wir viel, trafen viele Experten und setzten den Plan in die Tat um. Die ersten CSR-Projekte haben begonnen. Es ist ungemein spannend, wir lernen täglich dazu und es ist immer wieder toll zu sehen, wie kompetent und schnell unsere Partner intelligente Lösungen aufzeigen. Für Pascher + Heinz hat die Zukunft damit bereits begonnen. Eine Zeit mit mehr Nachhaltigkeit und Produkten, die von innen heraus schön sind. Wir als Agentur freuen uns auf die Herausforderung.

Über die Autoren

Reinhard Pascher ist Designer und Geschäftsführer der Pascher + Heinz GmbH. Seit 25 Jahren entwickelt er Konzepte und Produkte für die Sportartikelindustrie und arbeitete für Firmen wie Atomic, Burton, Dupont, Flow, F2, Head, ispo, Neil Pryde, Puma, Red Bull, Volvo, Völkl. Vor fünf Jahren rief er das VOLVO SportsDesign Forum ins Leben. Reinhard Pascher ist Juror bei zahlreichen internationalen Awards.

Sebastian Baumgartner machte sich als erfolgreicher Inline-Skater und Entwickler einen Namen. Seit drei Jahren leitet er das VOLVO SportsDesign FORUM bei Pascher + Heinz. In Zukunft wird er gemeinsam mit Reinhard Pascher die EcoDesign Agenden der Agentur vorantreiben und das internationale Netzwerk koordinieren.

Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 09.07.2008

     
        
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