Software-Werkzeuge für CSR

Effizientes Informationsmanagement und maßgeschneiderte Stakeholder- Kommunikation

In der CSR- und Nachhaltigkeits- Kommunikation vollzieht sich derzeit ein tiefgreifender Wandel, vorangetrieben durch die Gestaltungschancen des Internet. Die Entwicklungstendenzen weisen von einheitlichen Papierberichten mit pauschalisiertem Informationsangebot in Richtung maßgeschneiderte Kommunikationsinstrumente für spezifische Zielgruppen abgestimmt auf einschlägige Vorgaben. Die Nutzung moderner Internettechnologien und -dienste, die crossmediale Verfügbarkeit von Berichten sowie dialogische und interaktive Formen der Online-Kommunikation nehmen stark zu.

CSR goes online

Diese aktuellen Entwicklungstendenzen sind gute Gründe für den Einsatz ausgefeilter Software- Werkzeuge: Komfortable Publikationsumgebungen ermöglichen ein computergestütztes Publizieren. Groupware-Technologien unterstützen die arbeitsteiligen und funktionsbereichsübergreifenden Redaktionsprozesse. Online-Informationssysteme helfen Unternehmen, die Last der Publikation von Papierberichten zu wenden in eine Lust der maßgeschneiderten CSR-Online-Kommunikation. Die "honeymoon period" scheint jedenfalls vorüber: Printberichte à la "one size fits all", so wie sie für die frühen Anfänge in den 1990er Jahren noch ausreichend waren, genügen den differenzierten Anforderungen heute nicht mehr. CSR- und Nachhaltigkeits-Kommunikation befinden sich im Übergang in eine neue digitale Phase.

Standardisierte Weiterverarbeitung ist gefragt

Insbesondere seit professionelle Nutzer in der "financial community" verstärkt begonnen haben, ökologische und soziale Leistungsindikatoren in ihre Bewertungen mit einzubeziehen, steigt auch die Nachfrage nach Software-Werkzeugen. Die Inhalte müssen hochaktuell und thematisch abgestimmt auf detaillierte Fragenkataloge sein, sollten möglichst online verfügbar sein und in einem Datenformat vorliegen, das das nochmalige manuelle Eingeben der Inhalte überflüssig macht. Papiergebundenen Berichten sind hier enge Grenzen gesetzt. Die Belastungen der Unternehmen durch Anfragen interessierter Kreise nehmen erheblich zu, sind zeitaufwendig und damit auch ressourcen- und kostenintensiv. Selbst online-verfügbare Berichte in layoutbezogenen Datenformaten wie HTML bieten hier keine Abhilfe. Sie lassen sich nicht maschinell auswerten. Software-Lösungen, die Inhalte, Struktur und Layout getrennt voneinander verarbeiten können, versprechen eine wirksame Unterstützung.

Software-Markt für CSR und Nachhaltigkeit

Mittlerweile gibt es eine Reihe von Software-Werkzeugen am Markt, darunter beispielsweise doWEB Online Reporting and Analysis (doCOUNT), Enablon - Sustainable Development (Enablon), Corporate Sustainability Management Software (Proventia Solutions), SoFi CSM (PE Europe) und TechniData EPM (Technidata/SAP). Sie unterstützen Unternehmen vor allem im internen Informationsmanagement für CSR und Nachhaltigkeit, je nach spezifischer Ausrichtung zum Beispiel in den Bereichen Compliance und EH&S (Umwelt, Gesundheit und Arbeitsschutz). Ungeachtet ihrer schwerpunktmäßigen Einsatzbereiche und der damit einhergehenden Vorzüge spielt bei den marktgängigen Software- Werkzeugen die kommunikative Qualität bislang eine noch untergeordnete Rolle. Die Folge: Zielgruppenorientierung, Individualisierung und Personalisierungskonzepte, Interaktivität sowie Möglichkeiten zum Online-Dialog können externe Stakeholder als die eigentlich anvisierten Adressaten oftmals gar nicht nutzen. Selbst bei internationalen Vorreitern in der CSR- und Nachhaltigkeitskommunikation wie Volkswagen und Henkel bleibt die Zielgruppenorientierung ein strategisches Ziel.

Software-Lösung für CSR und Nachhaltigkeit à la carte

Um beide Bereiche, effizientes Informationsmanagement und interne Prozessunterstützung einerseits sowie hypermediale Darstellung und maßgeschneiderte Stakeholder- Kommunikation andererseits zusammenzuführen, hat sich eine Forschungsinitiative etabliert. Führende Institutionen in der Wirtschafts- und Betrieblichen Umweltinformatik arbeiten dort im Document Engineering und Software Engineering zusammen. Die Schwerpunkte sind der Entwurf standardisierter Dokumentstrukturen und die Entwicklung zukunftsweisender Software- Lösungen. Der Clou dürfte eine flexible Warenkorbfunktion sein. Sie bietet eine maßgeschneiderte CSR-Online- Kommunikation, die über den Best Practice von O2 und dessen "personalized reporting feature" hinausgeht. So können die Nutzer aus voreingestellten Profilen ihren Bericht auswählen und die Inhalte passgenau aus einer umfassenden Datenbasis zusammenstellen - wie bei einem Warenkorb. Die Stakeholder werden sozusagen zu Redakteuren ihrer eigenen Kommunikationsinstrumente, indem sie selbst Breite und Tiefe des Inhalts sowie Präsentationsmedium und Datenformat interaktiv bestimmen können.

Empfehlungen zu CSR-Software

Die Auswahl und Implementierung von Software zu CSR und Nachhaltigkeit beeinflusst letztlich die Geschäftsprozesse. Deshalb sollten technische, personelle, organisatorische und unternehmensstrategische Aspekte zusammenspielen. Nicht allein die Performance sollte im Vordergrund stehen, sondern mit den drei CSR-Kriterien der Human-, Sozial- und Naturverträglichkeit kombiniert werden. Trotz der Fortschritte in den vergangenen Jahren sind Software- Werkzeuge für CSR und Nachhaltigkeit immer noch nicht integraler Bestandteil betrieblicher Anwendungssysteme. Ihre vollständige Integration ist bis dato nicht beziehungsweise nur ansatzweise vollzogen. Insbesondere Systeme des Stoffstrommanagements, aber auch der CSR- und Nachhaltigkeitskommunikation, sind nach wie vor weitgehend eigenständige Systeme, die mit ERP-Systemen lose über Schnittstellen gekoppelt werden.

Über die Autoren

PD Dr. habil. Ralf Isenmann (Universität Bremen), Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre - Innovation und Kompetenztransfer, Institut für Projektmanagement und Innovation (IPMI), und Forschungszentrum Nachhaltigkeit (artec) www.innovation.uni-bremen.de

Prof. Dr.-Ing. habil. Jorge Marx Gómez, ist Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Oldenburg. www.wi.informatik.uni-oldenburg.de

Quelle:



     
        
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