Restriktionen bei Mikrofinanzfonds...behindern eine breite Markteinführung

Von Edda Schröder

Seit Beginn dieses Jahres ist es möglich, Mikrofinanzfonds in Deutschland zum öffentlichen Vertrieb zuzulassen. Grundsätzlich ist diese Neuerung eine sehr positive Entwicklung für den deutschen Investmentfonds- Markt und auch für die zunehmende Bedeutung von nachhaltigem Investment. Leider sind einige Einschränkungen gemacht worden. Positiv ist zu bewerten, dass 75 Prozent des Fondsvermögens in unverbriefte Darlehensforderungen, die hauptsächlichen Investments in Mikrofinanz, investiert werden dürfen. Die wesentlichen Einschränkungen betreffen jedoch die Mikrofinanzinstitute, an die diese Darlehen vergeben werden dürfen. So darf die Summe der von einem Mikrofinanzinstitut vergebenen Kredite 10 Millionen Euro nicht unterschreiten. Damit erreicht man allerdings nur die Top 50 Mikrofinanzinstitute in der Welt. Darüber hinaus muss eine multioder bilaterale Entwicklungsbank an diesem Institut beteiligt sein. Der entwicklungspolitische Nutzen wird durch diese Einschränkungen sehr stark minimiert. Gerade die Mikrofinanzinstitute, die Refinanzierungsmöglichkeiten suchen, liegen in der "Mittelschicht". Hier sprechen wir über 500 bis 600 Institute. Diese arbeiten trotzdem professionell, auch wenn sie keine Entwicklungsbank als Aktionär haben.

Für viele Anleger, die Mikrofinanzfonds mit einer sozialen aber auch finanziellen Rendite verbinden, werden die Anlagemöglichkeiten damit unnötig eingeschränkt.

Unsere Welt heute

Der Markt und seine Zahlen
  • Mehr als 4 Mrd. Menschen leben von weniger als 4 Euro täglich.
  • Mehr als 1 Mrd. Menschen leben von weniger als 1 Euro täglich.
  • 800 Mio. Menschen hungern. 500 Mio. von ihnen leiden unter chronischer Unterernährung.
  • Mehr als 840 Mio. Erwachsene sind Analphabeten, mehr als 100 Mio. Kinder haben nie eine Schule besucht.
  • 800 Mio. Menschen leben ohne Zugang zu ärztlicher Behandlung.
  • 70% der Armen der Welt sind Frauen und Kinder.
Mikrokredite können hier tatsächlich etwas bewegen. Die direkte "Hilfe zur Selbsthilfe" haben in den vergangenen 30 Jahren 500 Millionen Menschen in Anspruch genommen. Investitionen und Spenden von großen Unternehmen halten den Kreditkreislauf für Menschen der Dritten Welt am Leben. Doch es darf gern noch etwas mehr sein: "Um den Bedarf an Mikrokrediten decken zu können, reichen Spenden nicht aus", sagt Regula Schegg. Auf bis zu 400 Milliarden Dollar schätzt die Direktorin der Grameen-Stiftung in den USA den weltweiten Bedarf; 15 Milliarden Dollar schwer sind die aktuellen Investitionen aller Mikrofinanz-Institute. "Um 500 Millionen Menschen einen jährlichen Kreditbedarf
von durchschnittlich 800 Dollar zu sichern, muss frisches Geld vom Kapitalmarkt kommen."

Schätzungen der Organisation Consultative Group to Assist the Poor (CGAP) zufolge gibt es 80 Prozent aller Unternehmen der Entwicklungsländer nur, weil diese in der Vergangenheit einen Mikrokredit erhielten.

Edda Schröder, 43, Geschäftsführerin Invest in Visions
Edda.Schroeder@investinvisions.com
www.investinvisions.de

Quelle:



     
        
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