Was ist eigentlich Solidarität?
Der aktuelle Kommentar von Maiken Winter
- Mit dem Auto Spenden zur Ukraine-Sammelstelle fahren – fortbewegt mit Benzin, dessen Erlös zum Teil den Krieg finanziert.
- Warme Decken spenden, während man selbst die Wohnung schön warm heizt – mit Gas, das zu 55 Prozent aus Russland kommt und dessen Erlös zum Teil den Krieg finanziert.
- Im Internet auf Friedenskampagnen klicken, während der Strom dazu zum Teil aus Kohlekraftwerken kommt, die zu 50 Prozent Kohle aus Russland verbrennen – Kohle, mit deren Erlös zum Teil der Krieg finanziert wird.
Was ist wirklich solidarisch?
Ja, auf jeden Fall: Schnelle Hilfe für Notleidende. Zusätzlich: Endlich aufhören, fossile Energien zu verbrauchen!
Dazu gehört: Heizung runterdrehen, Strom sparen, weniger Konsumgüter kaufen, weniger (keine) Lebensmittel wegwerfen, nur im dringendsten Notfall mit dem Auto fahren und – wenn irgend möglich – umsteigen auf alternative Möglichkeiten. Nicht morgen, sondern heute.
Kohle, Erdgas und Öl aus anderen Ländern beziehen ist keine Lösung. Ja, das hilft, Russland den Erlös aus fossilen Energien zu nehmen. Aber ein Umstieg zu anderen Ländern erzeugt wieder neue Abhängigkeiten, und vor allem: Ein Umstieg vernachlässigt die noch größere unmittelbare Bedrohung durch eine globale Klimakatastrophe.
Weniger Energie konsumieren
Statt Laufzeiten für Kohle- und Kernkraftwerke zu verlängern, sollten wir endlich weniger Energie konsumieren! Unser "Leid", weniger zu konsumieren, steht in keinem Verhältnis zu dem Leid, das wir gerade in der Ukraine durch unseren Energiehunger mitfinanzieren und zu dem Leid, das die Klimakatastrophe global bewirken wird.
Dr. Maiken Winter, Gründerin des Vereins WissenLeben e.V, arbeitete zunächst als Ornithologin. Seit einem Training mit dem früheren US-Vizepräsidenten Al Gore hat sie sich darauf fokussiert, Vorträge und Workshops über den Klimawandel und seine Lösungsmöglichkeiten zu halten.
Unter "Der aktuelle Kommentar" stellen wir die Meinung engagierter Zeitgenossen vor und möchten damit unserer Rolle als forum zur gewaltfreien Begegnung unterschiedlicher Meinungen gerecht werden. Die Kommentare spiegeln deshalb nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider, sondern laden ein zur Diskussion, Meinungsbildung und persönlichem Engagement. Wenn auch Sie einen Kommentar einbringen oder erwidern wollen, schreiben Sie an Alrun Vogt: a.vogt@forum-csr.net
Gesellschaft | Politik, 13.03.2022
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