See der Superlative in Gefahr
Der Malawisee ist "Bedrohter See des Jahres 2022"
Einer der ältesten Seen der Erde leidet: Bevölkerungswachstum, Überfischung und die Auswirkungen des Klimawandels setzen den Malawisee, südlichster See im ostafrikanischen Grabensystem zwischen Malawi, Mosambik und Tansania, unter Stress. Um auf die dramatische Situation aufmerksam zu machen, erklären der Global Nature Fund (GNF) und das Netzwerk Living Lakes das einzigartige Ökosystem zum "Bedrohten See des Jahres 2022".

Bis sich bei einem solch gigantischen See negative Auswirkungen menschlicher Aktivitäten zeigen, kann es eine Weile dauern - und doch hat der Malawisee diesen Punkt leider bereits deutlich überschritten. Deshalb ernennen ihn der Global Nature Fund (GNF) und das internationale Netzwerk Living Lakes zum "Bedrohten See des Jahres 2022". Jährlich wird mit diesem Titel anlässlich des World Wetlands Day am 2. Februar auf einen See oder ein Feuchtgebiet aufmerksam gemacht, das durch den Eingriff des Menschen massiv bedroht ist. Dabei sollen auch Wege aufgezeigt werden, um den einzigartigen Lebensraum nachhaltig zu schützen.
Menschliche Aktivtäten hinterlassen deutliche Spuren
In den letzten Jahrzehnten hat Malawi seine Bevölkerung fast verfünffacht, von vier Millionen Menschen im Jahr der Unabhängigkeit 1964 auf geschätzte 19,7 Millionen heute. Daniel Mwakameka, Geschäftsführer der Living Lakes-Partnerorganisation Action for Environmental Sustainability (AfES) in Malawi, erklärt: "Der Bedarf an Nahrungsmitteln ist mittlerweile kaum noch zu decken. Die Folge sind Überfischung, Artenverlust und Verschmutzung des Malawisees. Fisch aus dem See deckt etwa siebzig Prozent des Bedarfs an tierischem Eiweiß hierzulande. Mit dem steigenden Fischkonsum geraten die Fischbestände unter Druck. Das Bevölkerungswachstum hat außerdem zu einer verstärkten Landbewirtschaftung im Einzugsgebiet des Sees geführt. Unangemessene landwirtschaftliche Praktiken, Kahlschlag, Bodenerosion und hoher Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden stören den Nährstoffkreislauf im See und stellen eine ernsthafte Gefahr für das empfindliche Ökosystem dar. Darüber hinaus ist der Malawisee sehr anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels."
Hunger und Armut befeuern den Teufelskreis
In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Niederschlagsmenge in Ostafrika signifikant abgenommen, der Wasserstand des riesigen Sees ist gesunken. Dadurch ist die Lebensgrundlage von Millionen lokaler Fischer*innen und ihren Familien in Malawi, Tansania und Mosambik bedroht. Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Viertel der Menschen in extremer Armut. Gerade in Gemeinden in der direkten Umgebung des Sees fehlt es den Menschen oft am Nötigsten. Aus der Not heraus kommt es zu umweltschädlichen Methoden im Fischfang, die oftmals Schonzeiten und rechtliche Rahmenbedingungen ignorieren.
Mögliche Wege aus der Krise
Bislang haben die genannten Probleme gepaart mit Naturkatastrophen, fehlenden finanziellen und technischen Kapazitäten, mangelndem Wissen zum Schutz von Wasserökosystemen sowie schwacher politischer Koordination die Bemühungen zum Schutz des Malawisees behindert. Es ist jedoch noch nicht zu spät, die Situation am See zum Guten zu wenden. Deshalb fordern der GNF und Living Lakes gemeinsam mit AfES Malawi die sofortige Umsetzung folgender Maßnahmen:
- Sanierung aller geschädigten Gebiete am Malawisee und in seinem Einzugsgebiet einschließlich der Förderung einer biodiversitätsfreundlichen Landwirtschaft;
- Verringerung des direkten Drucks auf den See durch Bewusstseinsbildung und Bereitstellung alternativer Lebensgrundlagen, z. B. Fischzucht in Teichen;
- Verbesserung von Kapazitäten und Wissen zu aquatischen Ökosystemen in der lokalen Bevölkerung und bei Entscheidungsträger*innen und verstärkte Berücksichtigung der nach¬haltigen Bewirtschaftung aquatischer Ökosysteme in der Entwicklungsplanung;
- Gezielte Schulung des zuständigen Fachpersonals und der Gemeinden in Bezug auf die Erhebung, Verarbeitung und Speicherung von Daten für eine fundierte Entscheidungsfindung zum Schutz und zur Wiederherstellung aquatischer Ökosysteme;
- Gerechtere Aufteilung des Zugangs zur Biologischen Vielfalt des Sees und seiner Ökosystemleistungen.
Erste Schritte in die richtige Richtung
AfES führt in Zusammenarbeit mit dem GNF konkrete Projekte durch, um Bedrohungen am Malawisee zu bekämpfen. Für Thies Geertz, Projektleiter beim GNF, spielen Bewusstseinsbildung und die Aufklärung der Menschen vor Ort eine zentrale Rolle: "Wir wollen die Entscheidungsträger*innen zuständiger Behörden, von Fischereiverbänden, Verwaltungsausschüssen und Komitees der Dörfer beim nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen unterstützen. Landwirt*innen erhalten Schulungen in biodiversitätsfreundlicher Landwirtschaft, Agroforstwirtschaft und Fischteichwirtschaft. Wenn wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort alternative Einkommensmöglichkeiten entwickeln, haben sie eine Chance, ihre eigene Lebensgrundlage zu erhalten."
Über den Global Nature Fund und Living Lakes
Seit 1998 engagiert sich der Global Nature Fund (GNF) von Radolfzell am Bodensee aus für Natur und Umwelt. Als Koordinator des weltweiten Netzwerks Living Lakes bringt der GNF gemeinsam mit über 130 Partnerorganisationen und 113 Seen und Feuchtgebieten in 57 Ländern auf allen Kontinenten Gewässerschutz voran, macht auf die Gefahren aufmerksam, die Seen, Flüsse und Feuchtgebiete rund um den Globus bedrohen, und entwickelt Lösungen zu ihrem Erhalt.
Über Action for Environmental Sustainability (AfES)
Action for Environmental Sustainability (AfES), eine nationale Nichtregierungsorganisation in Malawi, setzt sich seit 2007 für die Bekämpfung von Umweltzerstörung und Armut ein. Zu den Aktivitäten von AfES gehören Aufforstungsmaßnahmen, das Anlegen von Gemeindewäldern, die Förderung der natürlichen Waldregeneration sowie einer nachhaltigen Agroforstwirtschaft, die Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Waldbewirtschaftungsplänen, die Förderung einer biodiversitätsfreundlichen Landwirtschaft, die Schaffung alternativer Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung, nachhaltige Energie, Umweltbewusstsein und Lobbyarbeit.
Umwelt | Biodiversität, 01.02.2022

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