Wachsende Netzwerke fördern die Kreislaufwirtschaft
Kunststofffensterrecycling zur Ressourcenschonung und Umweltentlastung
Die Erfolgsgeschichte von Rewindo in den vergangenen zwei Jahrzehnten zeigt am Beispiel PVC-Altfensterrecycling, wie freiwillige Selbstverpflichtungen, technische Standards sowie branchen- und länderübergreifende Kooperation zusammenwirken und Kreislaufwirtschaft fördern können.
Die Anfänge des werkstofflichen PVC-Altfensterrecyclings reichen in die 1990er Jahre zurück. Mit Gründung der Rewindo GmbH Fenster-Recycling-Service durch die führenden Kunststoff-Profilhersteller in Deutschland vor knapp 20 Jahren wurde daraus eine echte Branchenlösung. Als bundesweites Sammel- und Wiederverwertungssystem für PVC-Altfenster, -türen und -rollläden sollte Rewindo das werkstoffliche Recycling der Bauprodukte im Sinne der Kreislaufwirtschaft und als Ausdruck der Produktverantwortung ihrer Gesellschafter fördern und intensivieren. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet Rewindo seitdem, unterstützt von seinen Recycling- und Logistikpartnern, mit Service, Information und Kommunikation gegenüber den Abfallerzeugern, insbesondere Fensterbau- und Abbruchunternehmen, aber auch Entsorgern sowie deren privaten und öffentlichen Auftraggebern an der Umsetzung der vielfältigen Aufgaben.
Deponieverbot als Katalysator
Das Recyclingsystem verzeichnet seit seiner Gründung einen jährlichen Anstieg der Recyclingmengen von einst 3.000 Tonnen PVC-Rezyklat aus Altfenstern auf heute über 38.000 Tonnen, die in Form von PVC-Recyclingprofilen wieder in den Materialkreislauf gelangen und einer Größenordnung von mehr als zwei Millionen Altfenstern entsprechen. Hinzu kommen über 97.000 Tonnen an Profilabschnitten aus der Fensterproduktion. In Summe also über 135.000 Tonnen Sekundärrohstoff, der Ressourcen und CO2 einspart. Ein wichtiger Katalysator für die enorme Aufwärtsentwicklung war u.a. das seit 2005 in Deutschland geltende Deponieverbot von Siedlungsabfällen. Neben der energetischen Verwertung in Müllverbrennungsanlagen verblieb das werkstoffliche Recycling als einzige Möglichkeit. Es entspricht auch dem Gedanken des Kreislaufwirtschaftsgesetzes.
Hoher technischer Standard beim Recycling
Dass die Umsetzung mechanischen Recyclings für Kunststoff-Altfenster überhaupt möglich wurde, verdankt Rewindo nicht nur den stofflichen Eigenschaften der PVC-Bauprodukte, sondern auch dem hohen technischen Standard beim Altfensterrecycling. In den modernen Anlagen der Recyclingpartner erfolgt nach Anlieferung der ausgedienten Bauelemente die Trennung von Glas, Metall und anderen Stoffen sowie die Rückgewinnung von sortenreinem PVC. Daraus werden dann bei den Herstellern PVC-Recyclingprofile gefertigt, die die gleichen bauphysikalischen Eigenschaften aufweisen wie Neuware. Das Rezyklat ist dabei im Profilkern eingeschlossen. Die Oberfläche erhält auf dem Wege der Koextrusion eine Schicht aus Neu-PVC.
Vom Dienstleister zum branchenübergreifenden Netzwerk
Der technische Aspekt allein ist aber nur ein, wenn auch zentraler, Baustein im Materialkreislauf für PVC-Altfenster. Wesentlich für den heutigen und künftigen Erfolg der Recyclinginitiative ist, dass sich Rewindo in den zurückliegenden Jahren mehr und mehr vom reinen Service-Dienstleister zu einem branchenübergreifenden Netzwerk in Gestalt einer ökonomischen und ökologischen Allianz für Ressourceneffizienz, CO2-Einsparung und Klimaschutz weiterentwickelt hat.
Um die verfügbaren Mengen an PVC-Altfenstern möglichst umfassend dem Recycling zuzuführen, bedarf es einer ausgereiften Sammellogistik. Von Beginn an bewährt hat sich bereits die Abholung der ausgedienten Fenster an den Baustellen: zum einen durch eigene Fahrzeuge der Recycling- und Logistikpartner, zum anderen durch beauftragte Entsorgungsbetriebe. Das bisherige Holsystem wurde von Rewindo in den zurückliegenden Jahren optimiert und durch regionale Annahmestellen für kleinere und Kleinstmengen von PVC-Altfenstern erweitert. Derzeit beträgt ihre Zahl ca. 60 – mit steigender Tendenz. Bei diesen Annahmestellen können kleine Handwerksbetriebe ihre Altfenster abgeben. So werden in der Fläche zusätzliche PVC-Fenster, -Türen und -Rollläden erfasst und gelangen ins Recycling.
Europaweite Kooperation
Die Erhöhung der Recyclingquoten ist ein gemeinsames Ziel der europäischen PVC-Branche und ihrer Nachhaltigkeitsinitiative VinylPlus®. Die freiwillige Selbstverpflichtung beinhaltet, europaweit bis zum Jahr 2030 jährlich eine Million Tonnen PVC zu recyceln. Als Partner von VinylPlus® leistet Rewindo auf nationaler Ebene einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele. Das Monitoring der jährlichen Recyclingmengen in Deutschland lag von Beginn an im Aufgabenbereich von Rewindo. Kürzlich erfolgte eine europaweite Harmonisierung der Datenerfassung für Altfenster und verwandte Produkte zwischen dem Dachverband der europäischen Profilhersteller EPPA, dem VinylPlus-Partner Recovinyl und Rewindo mittels der neuen, von der EU-Kommission anerkannten Plattform PolyREC und dem Datenerfassungssystem RecoTraceTM.
Eine weitere Initiative für Ressourcenschonung und Klimaschutz mit weitreichenden Auswirkungen auf die Kunststoffbranche in Europa wurde von der Europäischen Kommission selbst ins Leben gerufen: die Circular Plastics Alliance (CPA). Hier geht es dezidiert um die Wiederverwertung von Kunststoffen. Bis zum Jahr 2025 müssen demnach 10 Millionen Tonnen Rezyklat in neuen Kunststofferzeugnissen Anwendung finden. Mittlerweile haben sich etwa 300 Unternehmen zur Beteiligung an der Umsetzung verpflichtet. Über die EPPA ist auch Rewindo Teil dieser Allianz geworden.
Zeichen setzen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Die verstärkten Recyclingziele auf europäischer Ebene haben seit 2016 zur Entstehung eines Rewindo-Netzwerks von Premium-Partnern geführt. Den Mitgliedern bieten sich eine Vielzahl von Vorteilen, u.a. Nutzung des Premium-Partnerlogos im Rahmen eigener und gemeinsamer Kommunikationsaktivitäten und Empfehlung als dem Recycling besonders verpflichteter Fachbetrieb. So symbolisiert die Kooperation nach außen die Übernahme von Produktverantwortung im Interesse der Umwelt sowie die Unterstützung der hochgesteckten Recyclingziele der CPA.
In den letzten fünf Jahren hat sich so aus ersten Anfängen im Bereich Fensterbau eine viel beachtete Allianz von aktiv Mitwirkenden und Unterstützern des werkstofflichen PVC- Altfensterrecyclings herausgebildet. Aktuell verzeichnet Rewindo insgesamt 22 Premium-Partner-Betriebe, darunter 15 aus der Fensterbaubranche, drei Extrusionsunternehmen, zwei Folienhersteller und zwei Unternehmen aus dem Recycling-Maschinenbau. In Kürze startet eine Kampagne zur Gewinnung von Unternehmen der Glas- und Beschlagbranche. Ziel ist es, am Ende die gesamte PVC-Wertschöpfungskette als Premium-Partner der Rewindo abzubilden. Sie alle setzen mit ihrer Mitgliedschaft ein Zeichen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Das Netzwerk wird derzeit und im kommenden Jahr um zusätzliche Sponsor-Partnerschaften erweitert. Dafür gibt es ein großes Potenzial. Eine Vielzahl von Fensterbaubetrieben hat, zum Teil schon seit Jahren, eine sog. Ökovereinbarung mit Rewindo unterzeichnet. Insgesamt besteht langjähriger Kontakt zu über 1.400 Unternehmen der Branche.
Michael Vetter ist Geschäftsführer der Rewindo GmbH Fenster-Recycling-Service mit Sitz in Bonn. Zugleich verantwortet der Diplom-Ingenieur den Bereich Recycling der VinylPlus Deutschland e.V.
Madaster – das Kataster für Materialien
In der Madaster-Online-Plattform werden Gebäude registriert, einschließlich der Materialien und Produkte, die sich in ihnen befinden. Die Madaster-Plattform bietet Immobilieneigentümern und anderen Stakeholdern die Möglichkeit, Daten ihrer Immobilien zu speichern, zu verwalten, anzureichern und auszutauschen. Dies erleichtert die Wiederverwendung, fördert intelligentes Design und eliminiert Abfall. Gebäude werden damit zu Rohstoffbanken. Von Madaster profitieren z.B. Bauunternehmer, Projektentwicklerinnen, Architekten, Ingenieurinnen und Rückbau- oder Entsorgungsunternehmen. Madaster unterstützt seine Nutzer bei der Organisation und Verwaltung der Daten während des gesamten Lebenszyklus‘ der Objekte.
Die Plattform bietet die Möglichkeit, Industry Foundation Classes Dateien (IFC, offener Standard im Bauwesen zur digitalen Beschreibung von Gebäudemodellen) direkt auf die Plattform zu laden und die Informationen in einem 3D-Modell darzustellen. Mit Madaster lassen sich sichere webbasierte Material Passports für Gebäude erstellen. Sie enthalten Informationen über die Qualität, Herkunft und die Position von Materialien und Produkten und geben Einblick in den materiellen, zirkulären und finanziellen (Rest-)Wert des entsprechenden Gebäudes.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Madaster-Plattform: www.madaster.de |
Quelle: B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 29.11.2021
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