Erster Kongress zur Dekolonialisierung des Naturschutzes

Forderung nach menschenrechtebasiertem Ansatz

Zum Abschluss des weltweit ersten Kongresses zur Dekolonialisierung des Naturschutzes, forderten eine Reihe von Redner*innen ein Ende des "Festungs-Naturschutzes" und die Anerkennung der Landrechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften. 
 
Aktivist*innen verschiedener Organisationen protestierten zum Beginn des Weltnaturschutzkongresses für Klimagerechtigkeit und gegen den kolonialen Naturschutz. © SurvivalDer Kongress "Our Land, Our Nature" fand am 2. und 3. September in Marseille, Frankreich, statt - unmittelbar vor dem Beginn des Weltnaturschutzkongresses (IUCN World Conservation Congress) dort. Mehr als 3.000 Menschen nahmen vor Ort oder online teil.
 
Während des Kongresses forderten indigene und nicht-indigene Aktivist*innen und Expert*innen:
  • die Landrechte der indigenen Völker in den Mittelpunkt des Naturschutzes zu stellen - anstatt der Forderung nach weiteren Schutzgebieten;
  • die Abkehr von 30×30 (der Plan fordert, 30 % der Erde bis zum Jahr 2030 in "Schutzgebiete" umzuwandeln) und "naturbasierten Lösungen": Beide Maßnahmen würden voraussichtlich zu weiteren Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften führen;
  • indigene Völker in den Mittelpunkt des Naturschutzes, der Klimaschutzmaßnahmen und den Kampf für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu stellen;
  • ein Ende des "Festungs-Naturschutzes" - des rassistischen und kolonialen Modells des Naturschutzes, das von Regierungen, globalen Konzernen und großen Naturschutzorganisationen gefördert und vorangetrieben wird.
Auf der Pressekonferenz zum Abschluss des Kongresses erklärte Dr. Mordecai Ogada, Ökologe und Naturschützer: "30x30 ist ein strukturelles Problem - um das Richtige zu tun, müssen wir die Struktur ändern. Wir müssen eine andere Art von Haus bauen, bevor wir die Wände in einer Farbe streichen, die uns gefällt. Wir müssen die Art und Weise der existierenden Schutzgebiete überdenken und nach einem differenzierteren Modell für den Schutz der biologischen Vielfalt suchen. Hier haben die großen Organisationen riesige Probleme, da sie sich schwer tun, ihre eigenen Strukturen zu ändern."
 
Juan-Pablo Gutierrez (Yukpa) von ONIC (Kolumbien) sagte: "Schutzgebiete sind schon seit jeher geschützt: Von den Menschen und Gemeinschaften, die sie schon immer geschützt haben. Bei 30×30 geht es darum, dass Regierungen die öffentliche Meinung davon ablenken wollen, indem sie Lösungen vorschlagen, die sich überhaupt nicht auf das eigentliche Problem beziehen. Wenn man den Klimawandel bekämpfen will, muss man die wahren Ursachen bekämpfen, die zu ihm führen."
 
Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Menschenrechte und Umwelt, David Boyd, hat vor kurzem ein unmissverständliches Positionspapier veröffentlicht, in dem er argumentiert, dass das Erreichen von Umweltzielen "eine dramatische Abkehr vom 'Naturschutz wie üblich'" erfordert. Sein Bericht fordert stattdessen einen radikal anderen, menschenrechtebasierten Ansatz.
 
Die Redner*innen von "Our Land Our Nature" werden in Kürze eine gemeinsame Erklärung abgeben, die auf der Website von Survival International veröffentlicht wird.
 
Am Nachmittag des selbigen Tages veranstalteten Aktivist*innen von Survival, Extinction Rebellion Frankreich und weiteren Gruppen einen Protestmarsch, der am alten Hafen von Marseille endete.
 
Hier können Sie sich den gesamten Kongress noch einmal anschauen:
Sehen Sie sich online die Aufzeichnung der Pressekonferenz an.
 


     
        
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