Ein „grünes Netz“ für ein klimaneutrales Deutschland

Valentina Daiber über die Bedeutung der Telekommunikationsbranche beim Erreichen der Klimaziele

Die Telekommunikationsbranche spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung des Klimawandels. Denn sie stellt die digitale Infrastruktur zur Verfügung, die Deutschland braucht, um Klimaziele mit digitalen Technologien und nachhaltigen Lösungen zu erreichen. Unternehmen und Menschen nutzen diese digitale Infrastruktur nicht zuletzt dazu, um klimaschonende Geschäftsmodelle und Anwendungen zu verwirklichen und einen besseren Alltag zu schaffen. Wie wichtig das ist, zeigt eine Studie des Branchenverbands Bitkom. Demnach lassen sich allein durch digitale Technologien in Deutschland im Jahr 2030 bis zu 37 Prozent der Treibhausgas-Emissionen einsparen.

© Christian SchlüterDas Potenzial digitaler Technologien für den Klimaschutz ist groß. Die kürzlich von der Bundesregierung beschlossene Verschärfung des Klimaschutzgesetzes sollte daher ein weiterer Ansporn zur Digitalisierung sein. Denn diese wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten können und müssen, dass Deutschland bis 2030 65 Prozent weniger Treibhaus­gasemissionen als 1990 aufweist und schließlich 2045 klima­neutral ist. Um das Potenzial zu heben, muss insbesondere in den emissionsintensiven Bereichen Energie, Verkehr und Industrieproduktion die Digitalisierung beschleunigt wer­den. Denn wie eine Bitkom­Studie aus diesem Jahr zeigt, lassen sich durch die beschleunigte Digitalisierung bis 2030 im Energiesektor bis zu 23 Megatonnen CO2 einsparen, 28 Megatonnen im Verkehrsbereich und sogar 61 Megatonnen in der industriellen Fertigung. Zur Einordung des Potenzials: In Deutschland wurden im Jahr 2020 insgesamt rund 739 Megatonnen Treibhausgase freigesetzt.

Mit Mobilfunk und Digitalisierung Klimaziele erreichen
Für den Energiesektor bedeutet dies nun insbesondere, dass die Energiewende gelingen muss. Insgesamt lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix in Deutsch­ land 2020 bei über 50 Prozent (Quelle: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme). Damit die Digitalisierung in Deutschland auf grünen Füßen steht, benötigen wir mehr Strom aus erneuerbaren Energien. Und dazu wiederum müssen Energienetzbetreiber und ­-versorger die dezen­trale Energieerzeugung bewältigen, immer mehr Quellen für erneuerbare Energie über Telekommunikationsnetz­werke überwachen und Stromflüsse steuern. Nur durch die Verbindung mit Telekommunikationsleistungen wer­ den die entsprechenden Stromnetze zu Smart Grids. Sie ermöglichen es, dass der Strom an verschiedenen Orten gespeichert oder verbraucht wird und das Stromnetz dennoch stabil bleibt.

Menschen nutzen Telekommunikationslösungen und helfen so, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren. Mit Videokon­ferenzen statt Präsenzmeetings und Virtual Reality statt Messebesuch werden Geschäftsreisen ersetzt. Eine 2020 veröffentlichte Studie der Berliner Denkfabrik IZT im Auftrag von Greenpeace zeigt, dass der CO2-­Ausstoß im Verkehr in Deutschland um 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr sinken könnte, wenn 40 Prozent der Arbeitnehmer:innen dauerhaft zwei Tage die Woche im Homeoffice arbeiten. Das entspricht 18 Prozent aller Emissionen, die durch das Pendeln entstehen. Wer dennoch unterwegs ist, kann die eigene Mobilität über den Mobilfunk und die intelligente Verknüpfung der unterschiedlichen Verkehrsträger optimieren oder Sharing-Dienste nutzen. Reisende profitieren von anonymisierten Mobilfunkdaten zur Berechnung von Verkehrsströmen. Dadurch werden Staus verringert, CO2-­Emissionen gesenkt und Fahrpläne sowie Fuhrparkkapazitäten im öffentlichen Bereich optimiert. Auch in der intermodalen Logistik – See, Luft, Straße – und Warenwirtschaft werden Warenströme noch präziser gesteuert, um etwa Leerfahrten zu vermeiden.

In der Industrieproduktion werden Maschinen mit Maschi­nen über den Mobilfunk vernetzt. Internet-­of-­Things-­Lösun­gen und Sensorik optimieren Produktionsabläufe. Dies bietet ein enormes Potenzial zur Senkung der CO2-­Emissionen. Denn vernetzte Maschinen arbeiten reibungslos miteinander und produzieren weniger Ausschuss. Eventuelle Störungen können frühzeitig durch vorausschauende Instandhaltung vermieden werden – all das wird unter dem Stichwort „Pre­dictive Maintenance" entwickelt. Zudem können Maschinen in Leerzeiten automatisiert abgeschaltet und ihre Lebens­ dauer verlängert werden.

Ein „grünes Netz" braucht Stromeffizienz und erneuerbare Energien
Die immer schneller voranschreitende Digitalisierung ging im O2 Netz in den vergangenen 5 Jahren mit jährlichen Steigerungen des Datenvolumens von bis zu 60 Prozent einher. Umso wichtiger ist es, schon heute eine digitale Netzinfrastruktur mit Netto-Null-Emissionen zur Verfügung zu stellen. Also eine Infrastruktur, die unter dem Strich keine unternehmenseigenen Treibhausgas­-Emissionen verursacht. Entsprechende Maßnahmen sind im Responsible Business Plan 2025 von Telefónica hinterlegt. Dieser 5-­Jahres-­Plan ist das Steuerungsinstrument unseres Nachhaltigkeitsma­nagements und beinhaltet 76 Nachhaltigkeitsmaßnahmen, die teils mit bonusrelevanten quantitativen und teils mit qualitativen Zielen hinterlegt werden. 27 dieser Maßnahmen zahlen direkt auf den Schwerpunkt „Umwelt & Klima" ein. Besonders wichtige Ziele für ein grünes Netz: Wir wollen den Stromverbrauch pro Byte bis 2025 im Vergleich zu 2015 um mindestens 82 Prozent senken und die Grünstromqualität steigern.

Zentral zur Erreichung der Energieeffizienzziele sind vor allem die 5G-­Einführung, der 4G-­Ausbau und die 3G-­Abschaltung sowie stetige Modernisierungen im Netz. Denn 5G ver­braucht bis zu 90 Prozent weniger Strom pro Byte als die Vor­gängergenerationen. Auch an der Qualität des Grünstroms arbeiten wir. Für einen Telekommunikationsanbieter reicht es nicht, zu 100 Prozent Grünstrom einzukaufen, wie wir es bereits seit 2016 machen. Denn für angemietete Mobilfunk­standorte, etwa private Dachflächen, haben Unternehmen keine Einkaufshoheit. Im Falle des O2 Netzes bedeutete dies, dass Ende 2020 noch zwei Prozent des Gesamtstromverbrauchs nicht unbedingt durch Grünstromeinkauf gedeckt waren. Diesen Anteil neutralisieren wir derzeit durch den Kauf von Herkunftsnachweisen. Auch diesen geringen Anteil werden wir noch weiter reduzieren.

Darüber hinaus wollen wir u.a. mit Power Purchase Agree­ments in Anlagen zur Herstellung erneuerbarer Energien investieren. Diese langfristigen Stromabnahmeverträge mit Energieerzeugern erlauben es diesen, beispielsweise Windräder oder andere alternative Energiequellen für das O2 Netz zu betreiben.
 
Ein digitales, klimaneutrales Deutschland begrenzt die Erderwärmung
Ich bin überzeugt, dass Deutschland mit der beschleunigten Digitalisierung auf dem richtigen Weg zur Klimaneutralität ist und einen entscheidenden Beitrag zum Pariser Klima­ abkommen und dem 1,5­Grad­Ziel leisten wird. Wir sind besser als wir glauben.
 
Valentina Daiber kam 1999 zu Telefónica Deutschland (damals Viag Interkom). Seit dem 1. August 2017 ist sie Vorständin Recht & Corporate Affairs. In dieser Funktion verantwortet sie die Bereiche Recht, Compliance, Corporate Security und Datenschutz, die Regulierungsarbeit, die Beziehungen zu Behörden und Regierungsstellen und den Bereich Corporate Responsibility.

Quelle: B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Technik | Digitalisierung, 01.09.2021
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