Umwelt | Klima, 16.07.2021

Die Natur bestraft den Hochmut

Klimaschutz darf nicht auf einzelne Maßnahmen reduziert werden

Zu der verheerenden Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands erklärt Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands: 
 
Die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands ist verheerend. © analogicus, pixabay.com"Das Mitgefühl der NaturFreunde Deutschlands gilt den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe. Leider waren derartige Wetterextreme zwar nicht im Hinblick auf den konkreten Zeitpunkt, wohl aber in ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit absehbar. Doch die Lernfähigkeit der Verantwortlichen ist nach wie vor langsam, zu langsam. Und es ist ein trauriges Kapitel der Verdrängung und Ignoranz.
 
2002, nach dem Jahrhunderthochwasser an der Elbe, wollte die Bundesregierung Schröder das Hochwasserschutzkonzept massiv verschärfen, ausgerichtet an der Marke eines mindestens zweihundertjährigen Hochwassers. Doch das Vorhaben wurde im Bundesrat blockiert, es kam zu einer Arbeitsgruppe des Vermittlungsausschusses zwischen Bundestag und Bundesrat, die ich damals geleitet habe.
 
Viele Nächte reichten nicht aus, den Widerstand der Bundesländer zu brechen. Trotz der schlimmen Erfahrungen entlang der Elbe und anderer ostdeutscher Flüsse konnte das Notwendige nicht durchgesetzt werden. Es siegten kurzfristige und kurzsichtige Interessen. Was in Sachsen passiert sei, könne andere Regionen nicht treffen. Und obendrein sei es eine absolute Ausnahme gewesen, so die Ausreden.
 
Es siegte die Unvernunft. Dabei war die Grundlage des Hochwasserschutzgesetzes der Bundesregierung das Gutachten der Bundesanstalt für Wasserkunde, das die Folgen des Klimawandels auf Starkregen und Flussregime prognostiziert hatte. Man kann nur in Verzweiflung daran zurückdenken. Es gab auch von den Fraktionen zu wenig Unterstützung, auch von den Grünen war wenig zu hören.
 
Eine zweite traurige Erinnerung tut sich auf. Seit Jahren warnen die Klimapolitiker vor einer Abschwächung der thermohalinen Strömungen infolge der Erwärmung der ozeanischen Deckschichten und des Abschmelzens der Polkappen, zudem verschieben sich die Tiefdruck- und Hochdruckgebiete. Das führt zu Starkregen, der sich vor allem über den Mittelgebirgen abregnet. Doch es wird nicht ernst genommen, weil die Klimakrise vor allem mit Erwärmung gleichgesetzt wird. Dabei droht vor allem die Zunahme der Wetterextreme.
 
Und auch jetzt wird der Klimaschutz auf einzelne Maßnahmen reduziert, obwohl es vor allem darum geht, das Schneller, Höher und Weiter zu stoppen. Dafür reicht die Umstellung auf Solarenergie mit einem enormen Stromwachstum und einem unabsehbaren Metallverbrauch nicht aus. Noch immer ist die Dimension der globalen Umweltkrise nicht verstanden. Doch wir leben heute im Anthropozän, in dem die Menschen entweder die Vernichter des menschlichen Lebens werden oder die Gestalter einer nachhaltigen Zukunft."
 
Kontakt: NaturFreunde Deutschlands | mueller@naturfreunde.de | www.naturfreunde.de


     
        
Cover des aktuellen Hefts

forum future economy

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy.

  • Mit diesem Schritt markiert der Verlag bewusst eine Zeitenwende – hin zu einer Wirtschaft, die Zukunft schafft, statt nur Probleme zu verwalten.
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
09
DEZ
2025
Club of Rome Salon: Building the City of the Future (in English)
Cities, World Expos, and Stakeholders Driving Sustainability
10178 Berlin
Alle Veranstaltungen...
Anzeige

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Mobilität & Transport

"It's all about Mobility."
Büßen wir nicht ein, worum es uns letztlich geht - Freiheit und Lebendigkeit?
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Seit 15 Jahren: faire und umweltbewusste Beschaffung mit dem Kompass Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in der Cloud

The GREEN MONARCH Awards 2025 Verleihung in Berlin

forum Nachhaltig Wirtschaften heißt jetzt forum future economy

Wie Unternehmen mit regionaler Aufforstung ihre ESG-Ziele stärken

forum future economy

Lkw-Service unterwegs

future economy: Regeneration als neue Fortschrittserzählung

  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Engagement Global gGmbH
  • Global Nature Fund (GNF)
  • TÜV SÜD Akademie
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • circulee GmbH
  • toom Baumarkt GmbH
  • NOW Partners Foundation
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW)
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH