Den Aufbau nachhaltiger Lieferketten mit GRAS unterstützen

Das System "GRAS" wurde optimiert: Rohstoffanbau ohne Gefährdung wertvoller Wälder, Moore oder Grasländer

GRAS, das Online-Tool zum Aufbau und zur Überprüfung von nachhaltigen Lieferketten auf der Basis land- und forstwirtschaftlicher Rohstoffe, wurde in einem vierjährigen Projekt erweitert und optimiert. Es deckt jetzt 62 Länder ab. Das Team der GRAS GmbH machte die Daten neuester Satellitengenerationen verfügbar und integrierte u. a. eine Feuer-Warn-App in das System. Außerdem entwickelten die Experten eine Methodik, um auch die Produktionsflächen von Kleinbauern zu erfassen und in internationale, zertifizierte Lieferketten zu integrieren. Deutlich ausgebaut wurden auch Informationen zu sozialen Fragestellungen. 
 
Satellitenbilder sind ein zentrales Element von GRAS. (Zum Vergrößern bitte anklicken.) © GRAS GmbH 2021GRAS ist ein wertvolles Instrument für Nachhaltigkeits-Zertifizierungen, egal ob im Bereich Bioenergie, biobasierte Produkte oder Nahrungs- und Futtermittel. Es wird aber nicht nur für die Zertifizierung eingesetzt. Große Markeneigner nutzen es beispielsweise für die Risikoanalyse ihrer Lieferanten und für das Monitoring, Banken verwenden es im Kontext von Kreditentscheidungen. In der Forstwirtschaft können mit GRAS beispielsweise Kohlenstoffbestände und Kalamitäten ermittelt werden.
 
GRAS leistet damit auch einen wichtigen praktischen Beitrag bei der Umsetzung des gerade verabschiedeten Lieferkettengesetzes.
 
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat das Vorhaben unterstützt, der Abschlussbericht steht auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 22015416 zur Verfügung.
 
GRAS steht für Global Risk Assessment Services und ist seit 2015 auf www.gras-system.org kostenlos verfügbar. Das GRAS-Tool deckt inzwischen Anbauregionen global verteilt in 62 Ländern ab, in denen das Risiko des Kohlenstoff- und Biodiversitätsverlustes durch eine nicht-nachhaltige landwirtschaftliche Produktion besonders hoch ist. Hier können sich Nutzer für die sie interessierenden Flächen Informationen zur Biodiversität, zur Kohlenstoffspeicherung, zur Historie der Landnutzung und zu sozialen Aspekten (z. B. Ernährungssicherheit, indigene Bevölkerung) anzeigen lassen.
 
In dem jetzt abgeschlossenen Projekt verbesserten die Entwickler ihr Tool weiter, um noch kontinuierlichere und präzisere Informationen über Anbauflächen bereitstellen zu können. Dafür machten sie u. a. die Daten neuester Satelliten-Generationen verfügbar. Zeitreihenanalysen von Satellitenbildern, über die sich Landnutzungsänderungen erkennen lassen, sind ein zentrales Element von GRAS. Moderne Satelliten liefern, je nach Ort und Plattform, Aufnahmen in Intervallen von einem bis max. 16 Tagen. So lassen sich zum Beispiel Rodungen zeitlich sehr genau eingrenzen. Das GRAS-Team entwickelte innerhalb des Projekts spezielle Algorithmen und Cloud-Lösungen, die die für Analysen erforderlichen enormen Datenmengen effizient und zuverlässig verarbeiten können. Außerdem nutzte GRAS LiDAR- und Radardaten, mit denen sich die jeweilige Vegetation unabhängig von Tageslicht und Wolkenbedeckung auch mit einer Höhenkomponente ermitteln lässt. Im Ergebnis entstanden Kohlenstoff- und dreidimensionale Waldkarten.
 
Als neue Option wurde ein Feuer-Warnsystem integriert, das Nutzer per E-Mail innerhalb von 24 Stunden über auftretende Brände in ihren Beobachtungsgebieten informiert. Feuer im ländlichen Raum sind in den in GRAS verfügbaren Ländern häufig Indikatoren für Brandrodungen und anschließende Landnutzungsänderung.
 
In vielen Regionen der Welt sind Kleinbauern für einen großen Teil der landwirtschaftlichen Produktion verantwortlich. Gleichzeitig wird ihnen ein beachtlicher Anteil der Entwaldungen zugeschrieben. Deshalb ist es wichtig, auch hier die Nachhaltigkeit überprüfen zu können. Im Vorhaben wurde für diese Aufgabe eine Pilotanwendung im Palmölsektor in Indonesien konzipiert und erfolgreich getestet. Kurz gesagt basiert die Methodik auf einer mobilen App zur Datenerhebung bei den Kleinbauern vor Ort und der Übertragung dieser Daten in eine Datenbank, wo ein automatischer Abgleich mit festgelegten Nachhaltigkeitskriterien erfolgt. Die Ergebnisse werden für Nutzerrecherchen aufbereitet und visualisiert. Das System ermöglicht auch Gruppenzertifizierungen, die sich für Kleinbauernkooperativen anbieten. In Verknüpfung mit diesen Instrumenten entstand eine Tracking-App, mit der sich Lieferketten vom Endprodukt bis zum Anbaufeld des einzelnen Kleinbauern zurückverfolgen lassen. Die App hilft, Manipulationen zu verhindern, zum Beispiel indem sie Liefermengen mit zertifizierten Flächen automatisch abgleicht. Bei ihrer Entwicklung prüften die GRAS-Experten u. a. die Nutzbarkeit der Blockchain-Technologie. Diese innovative Technologie verwaltet als Datenbanksystem Informationen in einem dezentralen Netzwerk, was ein hohes Maß an Sicherheit gegen Betrug verspricht.
 
Die im Vorhaben entwickelten Konzepte für die Kleinbauernerfassung und Tracking-App stehen für weitere Pilotanwendungen mit Marktteilnehmern zur Verfügung.
 
Gerade im Zusammenhang mit Biokraftstoffen steht das Thema der indirekten Landnutzungsänderung (iLUC - indirect Land Use Change) im Raum. Damit ist die Verdrängung des etablierten Rohstoffanbaus auf sensible Flächen gemeint, ausgelöst durch die steigende Nachfrage zum Beispiel nach Palmöl zur Biodieselherstellung. Im Extremfall ist dann der Anbau für den Tank nachhaltig, während der Anbau für den Teller auf Raubbau basiert. GRAS kann ILUC zwar nicht verhindern. Jedoch kann das System aufzeigen, wenn das ILUC-Risiko bei einem Rohstoffanbau für Biokraftstoffe gering ist. Dies ist dann der Fall, wenn der Rohstoffproduzent die Biomasse für Kraftstoffe entweder durch eine Steigerung der Flächenproduktivität oder durch Inkulturnahme bislang brachliegender Flächen ohne hohen Wert für Biodiversität und Kohlenstoffbindung erzeugt. Beides lässt sich mit Hilfe der GRAS-Instrumente nachweisen, Biokraftstoffhersteller können so Verpflichtungen im Rahmen der EU-Gesetzgebung erfüllen.
 
Kontakt: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. | n.paul@fnr.dewww.fnr.de

Umwelt | Ressourcen, 22.06.2021

     
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