Es reicht – Kohleausstieg ganz persönlich
Johannes Auge betrachtet den Ausstieg als Einstieg in eine nachhaltige Energieversorgung.
forum Nachhaltig Wirtschaften 4/2020 den großen Wandel für eine Gesellschaft im Aufbruch.
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Johannes Auge, geschäftsführender Gesellschafter der B.A.U.M. Consult GmbH in Hamm, hat zum Thema Kohleausstieg eine ganz persönliche Meinung. Denn seine Heimatstadt Hamm hat lange von und mit der Kohle gelebt. Doch nun ist es Zeit für den Wandel.
Die Bergarbeiter-Kolonie in Hamm-Werries ist mein zu Hause. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Mein Großvater hat eine Kokerei geleitet, meine Schulkameraden haben fast ausnahmslos „auf dem Pütt" gelernt.
Kohle und damit auch Kohletransporte gehörten damit eigentlich von Beginn an zu meinem Leben. Vor 20 Jahren habe ich ein Haus am südlichen Zipfel der Kolonie erworben, direkt an den Schienen, über die der Kohleexpress beinahe täglich Richtung Uentrop unterwegs ist. Dass dieser bereits um 5.30 Uhr an meinem Schlafzimmer vorbeirumpelt habe ich zu spät gemerkt, der Kaufvertrag war bereits unterschrieben. Über Menschen, die sich über den „Lärm" von Windenergieanlagen beschweren, kann ich seitdem nur müde lächeln.

Im Zuge der ersten bundesweiten Stilllegungsauktion für Steinkohlekraftwerke am 1.12.2020 hat das Kraftwerk Westfalen in Hamm-Uentrop den Zuschlag bekommen. RWE erhält dafür 120 Mio. Euro. Ein Schnäppchen, wenn man die etwa 3 Mrd. Euro Baukosten bedenkt. Das Kraftwerk geht nach sechs Jahren Betrieb am 31.12.2020 vom Netz. Man möchte sagen: Immerhin sechs Jahre. Der THTR, der Ausflug in die atomare Energieversorgung in den 80er Jahren, hat es auf ganze 423 Tage Betrieb geschafft, bevor er zubetoniert wurde, und nun für die nächsten 100 Jahre herumsteht und ausklingt. Und der zweite 800 MW-Block, der vor sechs Jahren gemeinsam dem jetzt auslaufenden Kraftwerk errichtet worden ist, wurde zwischenzeitlich nach China abtransportiert, weil es technische Probleme gab.
Für meine Heimatstadt Hamm bedeutet das eine Zäsur: Ausstieg nach rund 100 Jahren Kohleförderung und -verstromung. Drei Generationen haben mehr oder weniger gut mit und von der Kohle gelebt. Es wurde aber auch Zeit, schließlich haben wir mit dieser Art der Energiegewinnung unsere Lebensgrundlagen aufs Spiel gesetzt. Wie dieses Spiel ausgeht ist noch offen.
Kann ich mich nun also wieder hinlegen? Keineswegs. Schließlich ist der Ausstieg aus etwas gar nicht das Ziel, sondern der Einstieg in eine nachhaltige Energieversorgung. Und da haben wir noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft, um mit erneuerbarer Energie aus Sonne und Wind unsere Häuser zu heizen, unsere Maschinen anzutreiben, mobil zu bleiben.
forum Nachhaltig Wirtschaften titelt in der jüngsten Ausgabe: Es reicht. Das stimmt. Es wird Zeit für den Wandel, darin sind sich immer mehr Menschen einig. Es gibt viel zu tun. Die Richtung stimmt. Ich bleibe weiter wach dabei.
Johannes Auge ist geschäftsführender Gesellschafter der B.A.U.M. Consult GmbH
in Hamm (Westfalen). Er leitet dort ein Team von 15 Fachleuten, die Kommunen
und Unternehmen in Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie des nachhaltigen
Wirtschaftens beraten und qualifizieren. Als ausgebildeter Raumplaner engagiert
er sich insbesondere in regionalen Netzwerkprojekten. Sein fachlicher
Schwerpunkt ist das betriebliche Mobilitätsmanagement, seit 2017 ist er
Lehrbeauftragter im Studiengang Mobilitätsmanagement an der Hochschule
RheinMain in Wiesbaden.
Umwelt | Umweltschutz, 03.12.2020

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