Verwirren, verzögern, verhindern
Wie Coca-Cola, Nestlé und Co. die Lösung der Plastikmüllkrise blockieren
Großkonzerne wie Coca-Cola, Nestlé oder Danone bremsen die Lösung des weltweiten Problems von zu viel umwelt- und klimaschädlichem Plastikmüll gezielt aus. Dies ist das Ergebnis eines kürzlich in über zehn Ländern veröffentlichten Berichts der Stiftung Changing Markets. Der Bericht entlarvt unter anderem falsche Umweltversprechen der zehn weltweit größten Plastikverschmutzer und deren Strategien zur Verhinderung wirksamer Umweltgesetze. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Konzerne für ihr verantwortungsloses Handeln und fordert verbindliche gesetzliche Regelungen zur Lösung der Plastikmüllkrise statt freiwilliger Unternehmensinitiativen. Nach Einschätzung der DUH sind die Festlegung eines gesetzlichen Ziels zur Abfallvermeidung, verbindliche Mehrwegquoten und eine Verteuerung des Einsatzes von Primärrohstoffen notwendig.

"Die Verantwortung für die Plastikmüllkrise liegt bei den großen Herstellern von Konsumgütern des täglichen Bedarfs, einschließlich der großen Haushaltsmarken. Unsere Studie belegt, dass sie gegen anspruchsvolle Umweltgesetze kämpfen, sich zu Unrecht einen grünen Anstrich verpassen und die Schuld an den riesigen Plastikmüllbergen den Verbraucherinnen und Verbrauchern in die Schuhe schieben. Großkonzerne müssen endlich Verantwortung übernehmen und Abfallvermeidung und Recycling ernsthaft umsetzen", sagt die Kampagnenleiterin der Stiftung Changing Markets Nusa Urbancic.
Das Beispiel Coca-Cola steht stellvertretend für die zumeist wertlosen Umweltversprechen, die der Bericht belegt: Coca-Cola bekennt sich offiziell zur Vermeidung von Abfällen. Was sich auf dem Papier gut liest, hat nicht viel mit dem Handeln in der Praxis zu tun. Denn Coca-Cola ist mit der jährlichen Produktion von drei Millionen Tonnen Kunststoff nicht nur größter Plastiksünder weltweit, sondern boykottiert auch das abfallvermeidende Mehrwegsystem in Deutschland. Der Brausehersteller hat zwei seiner drei Mehrwegflaschen aus dem Sortiment genommen und durch Einweg-Plastikflaschen und Dosen ersetzt. Der Mehrweganteil des Unternehmens liegt deutlich unter der gesetzlichen Zielquote von 70 Prozent.
Auch das Versprechen zum Einsatz von Recyclingmaterial für die Flaschenherstellung hat Coca-Cola nicht eingehalten. 1990 hatte der Getränkekonzern erklärt, seine Einweg-Plastikflaschen aus 25 Prozent recyceltem Material herzustellen. Abgesehen davon, dass Einweg-Plastikflaschen auch durch den Einsatz von Recyclingmaterial nicht umweltfreundlich sind, beträgt der durchschnittliche Rezyklateinsatz 30 Jahre später nur rund 10 Prozent.
Das Recyclingversprechen diente auch dazu, von der eigentlichen Problemlösung abzulenken: dem Einsatz von Mehrwegflaschen. Sie vermeiden durch ihre bis zu 50-malige Wiederverwendung die massenhafte Herstellung von Einweg-Plastikflaschen. Dadurch werden Abfälle vermieden, Ressourcen geschont und das Klima geschützt.
Ein besonders eindrückliches Beispiel für Greenwashing durch Coca-Cola ist deren Einweg-Plastikflasche mit Anteilen aus Meeresplastik. "Unsere Meere sind keine Müllkippe, aus der man bei Bedarf Plastikabfälle herausfischen kann, um daraus neue Einweg-Plastikflaschen herzustellen. Ein Großteil des Kunststoffmülls in den Ozeanen zersetzt sich zu Mikroplastik, das nicht mehr herausgeholt werden kann. Diese Art eines Recyclingkreislaufs ist nicht akzeptabel, weil so die zunehmende Meeresverschmutzung mit immer mehr Plastikmüll legitimiert und von den wirklichen Lösungsansätzen zur Abfallvermeidung abgelenkt wird", kritisiert Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der DUH.
Von 2000 bis 2002 kämpfte Coca-Cola verbissen gegen die Einführung eines Pflichtpfandes auf Plastikflaschen und Getränkedosen in Deutschland. Vor der Einführung des Einwegpfandes in Deutschland wurden hierzulande jährlich rund 3 Milliarden Einweg-Plastikflaschen und Dosen in der Umwelt entsorgt. Mit dem Pfandsystem werden aktuell 98,5 Prozent der bepfandeten Einweggetränkeverpackungen im Handel zurückgegeben.
Links:
Umwelt | Umweltschutz, 17.09.2020

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