Pilotprojekt erfolgreich
Quartierspeicher wichtiger Baustein der Energiewende in Kommunen
Dass dezentrale Energiespeicher für die Energiewende in Kommunen ein wichtiger Baustein sein können, zeigt ein Pilotprojekt in Groß-Umstadt. Im Neubaugebiet "Am Umstädter Bruch" verpflichtet der Bebauungsplan alle Bauherren, eine Photovoltaikanlage zu installieren und den Solarstrom zu speichern. Hierfür wurde ein großer Batteriespeicher, ein "Quartierspeicher", vor Ort eingerichtet, an den 25 Haushalte der Solarsiedlung angeschlossen sind.

Vor vier Jahren errichtete der kommunale Energieversorger Entega einen Quartierspeicher als Testlabor in Groß-Umstadt. Seit 2017 wird er durch das Projekt "Esquire" mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung begleitet und technisch erprobt. Sein Hauptzweck: Er speichert den überschüssigen Sonnenstrom, den die Haushalte nicht sofort selbst verbrauchen, zentral vor Ort.
"So müssen die privaten Solaranlagenbetreiber ihren Strom nicht selbst in einer eigenen Batterie in ihrem Haus speichern, sparen Platz und gehen kein technisches Risiko ein", erklärt Projektleiterin Swantje Gährs vom IÖW. Im Gegensatz zum Heimspeicher passt sich ein Quartierspeicher flexibel an die Verbräuche der Anwohner an und bietet jederzeit und saisonal unabhängig die passende Speicherkapazität.
In Zusammenarbeit mit den Partnern Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wurde auch untersucht, wie weitere Anwendungen des Speichers neben dieser Nutzung vor Ort aussehen können. So ist es etwa möglich, mit dem überschüssigem Strom Elektrofahrzeuge zu laden. Die Erfahrungen aus Forschung und Praxis flossen in das Geschäftsmodell für einen neuen Batteriespeicher ein, den Entega für das Quartier beschafft hat und der im Juli 2020 installiert werden soll. Bernhard Fenn, Leiter des Bereichs Forschung und Entwicklung bei Entega erläutert: "Der Speicher ist ein neues Produkt, das wir gemeinsam mit verschiedenen Speicherherstellern konfektioniert haben und der in Groß-Umstadt erstmals zum Einsatz kommt. Wir rechnen damit, dass er zehn bis zwölf Jahre in Betrieb sein kann. Der Strom, den die Solarsiedlung nicht selbst vor Ort benötigt, wird zukünftig auf dem Strommarkt angeboten."
Ein Film zum Quartierspeicherprojekt zeigt, wie der Speicher funktioniert und wie er für die Verbraucher angeboten wird.
Kommunen zeigen großes Interesse an Quartierspeichern
Die Projektpartner stellten ihre Forschungsergebnisse in einem Workshop interessierten Kommunen und kommunalen Energieversorgern aus ganz Deutschland vor. Bei den über 40 Teilnehmenden zeigte sich großes Interesse an Quartierspeichern als Baustein der Energiewende vor Ort. Besonders ausführlich diskutiert wurden Fragen der Umsetzung und Erweiterung eines Quartierspeichers sowie zu den rechtlichen Rahmenbedingungen. Das Thema Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen wird wegen der unterschiedlichen, einzelfallabhängigen Regeln als größtes Hemmnis bei der Umsetzung von Quartierspeichern wahrgenommen.
Energieexpertin Gährs vom IÖW: "Die aktuellen Regelungen im Energiewirtschaftsgesetz verhindern, dass das ökonomische und ökologische Potenzial von Quartierspeichern ausgeschöpft wird, welches sich ergibt, wenn erhöhter Eigenverbrauch vor Ort mit einer Netzentlastung einhergehen. Der Gesetzgeber sollte hier noch nachbessern." Welche Funktionen Quartierspeicher vor Ort bereitstellen können, zeigen ein Infoposter und die Webseite www.stromspeicher-in-der-stadt.de.
Über das Projekt
Für die Energiewende wird es immer wichtiger, erneuerbaren Strom dezentral zu speichern. Er kann dadurch flexibel verbraucht werden und entlastet die Stromnetze. Einen wichtigen Baustein bilden Batteriespeicher, die mehrere Haushalte gemeinsam nutzen. Das Projekt "Energiespeicherdienste für smarte Quartiere (Esquire)" untersucht, wie solche Quartierspeicher eingeführt werden können, die zwei Bedingungen erfüllen: Die Nutzer/innen müssen sie akzeptieren und sie müssen das Stromsystem stabilisieren. Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, die dazu beitragen können, entwickelt das Projekt gemeinsam mit Nutzer/innen und kommunalen Akteuren. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme "Smart Service Stadt: Dienstleistungsinnovationen für die Stadt von morgen". Projektpartner sind das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem Institut für Programmstrukturen und Datenorganisation. Praxispartner sind Evohaus und Entega.
Mehr zum Projekt Esquire: www.esquire-projekt.de
Kontakt: Richard Harnisch, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Technik | Energie, 19.05.2020

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