Schwächere Verkehrsteilnehmer/innen schützen, Unfälle vermeiden
AIT-Verkehrssicherheitsforschung: Mittels präventivem Ansatz zur Reduzierung der Unfallzahlen
Wien (AIT): 410 Menschen sind laut vorläufiger Bilanz des Innenministeriums 2019 auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt. Das ist um ein Todesopfer mehr als im Jahr 2018, in dem allerdings die bisher absolut niedrigste Zahl an Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen registriert wurde. Nachdem in den letzten zwei Jahrzehnten ein kontinuierlichen Abwärtstrend der Opferzahlen zu erkennen war, so kommt es nun augenscheinlich zur Stagnation. Besonders besorgniserregend: Die Zahl der getöteten Kinder ist von drei im Jahr 2018 auf 16 im Vorjahr gestiegen, so der VCÖ in einer aktuellen Aussendung. Auch die Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle ist von 47 auf 68 gestiegen, Rund die Hälfte der Todesopfer waren Seniorinnen und Senioren.
Das Österreichische Verkehrssicherheitsprogramm 2011 bis 2020 sieht vor, die Zahl der Opfer auf maximal 311 im Jahr 2020 zu reduzieren. Die ersten vom BMI veröffentlichten Zahlen des Jahres 2020 zeigen im Jahresvergleich allerdings einen deutlichen Anstieg der Getöteten - es besteht also dringender Handlungsbedarf, diesen Negativtrend aufzuhalten.
Forschung im Dienste der Verkehrssicherheit
Forschung und Innovation können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Unfälle zu vermeiden. Am AIT Center for Mobility Systems beschäftigen sich ForscherInnen intensiv mit der Frage, wie die Verkehrsinfrastruktur dazu beitragen kann, die Sicherheit auf Österreichs Straßen zu erhöhen. So werden neue Analyse- und Simulationstools entwickelt, die in der Lage sind, Straßenzustandsdaten und Trassierungsparameter mit Unfalldaten zu kombinieren, um eine zuverlässige Risikobewertung für bestehende und geplante Straßen zu erstellen. Die so generierten Mess- und Videodaten sowie Risikomodelle bilden die Grundlage für Verkehrssicherheitsanalysen von bisher beispielloser Genauigkeit und Qualität. Mit diesen Daten werden Straßen virtuell und realistisch modelliert, sodass komplexe Beziehungen zwischen Straße und Fahrzeug simuliert und untersucht werden können.
Eine in Europa einzigartige Messfahrzeugflotte ermöglicht die Durchführung innovativer Fahrdynamik- und Infrastrukturmessungen. Die rollenden Labore - mit Sensoren voll ausgestattete Messfahrzeuge wie Lkw, Pkw und Motorrad - sind sowohl für Messungen einzelner Abschnitte als auch für die Risikobewertung ganzer Streckennetze zuverlässig im Einsatz.
Die vom AIT-Verkehrssicherheitsteam entwickelten konkreten Lösungen und Tools stehen den Straßenerhaltern zur Verfügung - beispielsweise, um die FußgängerInnensicherheit zu erhöhen oder das Verunfallungsrisiko beim Motorradfahren zu reduzieren.
Die Mobility Observation Box: Schutzwege sicherer machen
Eigentlich genießen FußgängerInnen auf ungeregelten Querungen gegenüber dem Fließverkehr einen "erhöhten Schutz". Inwieweit dieser jedoch tatsächlich gegeben ist, hängt ganz wesentlich von der Straßeninfrastruktur ab - so kann ein Schutzweg unter Umständen selbst zum "Sicherheitsrisiko" werden. Die AIT Mobility Observation Box wurde entwickelt, um mittels intelligenter, automatisierter Verkehrskonfliktanalysen gezielte Verbesserungsmaßnahmen im Straßenverkehr zu schaffen und dort ansetzen zu können, wo das Risiko für FußgängerInnen am höchsten ist.
Doch auch bei der Neuplanung von Schutzwegen kann die Box zum Einsatz kommen: Durch Datenerhebung im Vorfeld der Errichtung wird ermittelt, wo ein Zebrastreifen aufgrund aktueller Fußgängerquerungen zielführend und sicher zu positionieren ist, um somit einen wesentlichen Beitrag zur Unfallprävention zu leisten. Straßeninfrastrukturbetreibern wird somit ein Tool zur Verfügung gestellt, das tatsächlich helfen kann, Unfälle am Zebrastreifen zu verhindern und somit Menschenleben zu retten. So kann die Mobility Observation Box wesentlich dazu beitragen, ungeregelte Straßenquerungen wirklich zu Schutzwegen zu machen.
Das Motorcycle Probe Vehicle ("MoProVe"): Evaluierung von Motorradsicherheit
Das "MoProVe" wurde entwickelt, um Ursachen für Motorradunfälle und die Interaktion Fahrbahn/Motorrad besser zu verstehen. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien wurde eine straßenzugelassene KTM 1290 Super Adventure zu einem Hochleistungsmessfahrzeug umgebaut, wobei unter anderem ein Kamerasystem, Lenkwinkelsensoren, Beschleunigungsmesser, ein CAN-Bus-Lesegerät sowie ein dGPS-Ortungssystem verbaut wurden. Das MoProVe steht für verkehrssicherheitstechnische Prüfungen von Motorradstrecken zur Verfügung. Es ermöglicht eine Fahrdynamik-Analyse basierend auf dem jeweiligen Fahrverhalten und der Interaktion mit der Straßeninfrastruktur. Die Ergebnisse zeigen Straßenabschnitte, die besonders für Motorradfahrer riskant sind. Außerdem können die so gewonnenen Erkenntnisse mit jenen Daten abglichen werden, die mittels Mess-PKW (AIT RoadLab) oder Mess-LKW (AIT RoadSTAR) erfasst werden und liefern somit einen entscheidenden Beitrag zur Hebung der Verkehrssicherheit. Das Ziel besteht darin, Unfälle zu verhindern, bevor es dazu kommt . Die Evaluierung des Risikopotentials spielt eine entscheidende Rolle bei der Ermittlung von effektiven Präventivmaßnahmen.
Peter Saleh, Verkehrssicherheitsexperte am AIT Center for Mobility Systems: "Unser Anspruch ist es, Sicherheit objektiv messbar zu machen. Wir verfolgen einen präventiven Ansatz und wollen somit einen entscheidenden Beitrag leisten, Unfälle zu verhindern. Unser Ziel ist es, den Straßenerhaltern punktgenau jene Informationen zu liefern, die sie benötigen, um effizient, kostengünstig und nachhaltig Gefahrenstellen zu entschärfen."
Kontakt:
AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Florian Hainz | florian.hainz@ait.ac.at | www.ait.ac.at
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Technik | Mobilität & Transport, 25.02.2020
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