Wasserversorgung Marke Eigenbau
Wie ein kolumbianisches Dorf sich selber hilft
Gestern noch kam ungeklärte Brühe zum Nulltarif aus dem Hahn, heute ist es klares Trinkwasser zum fairen Preis. Ein kolumbianisches Dorf hat sein Schicksal in die eigene Hand genommen.
Im Juli jährt sich der Beschluss der Vereinten Nationen, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zum Menschenrecht zu erklären, zum zehnten Mal – und doch mangelt es weltweit 2,2 Milliarden Menschen an gesundheitlich unbedenklichem Wasser. Im kolumbianischen Bocas del Carare haben die Bewohner ihr Schicksal nun selbst in die Hand genommen und sich einen eigenen Zugang zu sauberem Trinkwasser verschafft.
Über Jahre hinweg litten die Menschen in dem knapp 800 Einwohner zählenden Dorf – wie viele in den ländlichen Regionen Kolumbiens – unter der schlechten Wasserversorgung. Zwar sind die meisten Haushalte an das lokale Trinkwassernetz angeschlossen und wurden bisher kontinuierlich versorgt. Das Wasser, das aus ihren Leitungen strömte, war aber nicht aufbereitet und oftmals gesundheitsschädlich. Seit voriger Woche hat sich die Situation der Bewohner von Bocas del Carare nun deutlich verbessert: Mithilfe der kolumbianischen GNF-Partnerorganisation Fundación Humedales ist es ihnen gelungen, eine eigene Wasserversorgung in Betrieb zu nehmen, die sie nun mit sauberem Trinkwasser versorgt. Ihre Initiative hebt nicht nur die Qualität des genutzten Wassers, sondern verändert zugleich das Prinzip seiner Verteilung: „Bislang floss das Wasser hier als ungesunde Brühe zum Nulltarif aus dem Hahn, weshalb so mancher gar keinen Anlass sah, ihn wieder zuzudrehen. Jetzt rechnen wir ab, was wir tatsächlich verbrauchen, und zahlen dafür einen fairen Preis. Und das Wasser macht unsere Kinder nicht mehr krank", erklärt Marina Rodríguez, die am Bau der Leitungen mitgewirkt hat. Thies Geertz vom GNF erläutert den Hintergrund: „Die Menschen von Bocas del Carare haben nicht nur in Eigenarbeit Brunnen gebohrt und die Wasserleitungen des Dorfs erneuert, sondern erstmals Zähleranlagen in die Haushalte eingebaut. Das motiviert noch zusätzlich, für gutes Wasser zu sorgen."
Der Wasserqualität kommt der Bau einer sogenannten Grünfilteranlage zugute, die GNF und Fundación Humedales vor zwei Jahren in Betrieb genommen haben, um die Abwässer der Region mit Pflanzenkraft zu reinigen. Außerdem haben die Partner solarbetriebene Pumpen und eine Trinkwasseraufbereitungsanlage installiert. Unterstützt wird die Entwicklungszusammenarbeit von GNF und Fundación Humedales vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), von der Wilo-Foundation und der Alfred Kärcher SE & Co. KG.
Weitere Informationen:
Partner des Netzwerks Living Lakes
Die Fundación Humedales wurde 2000 in Bogotá gegründet und macht sich für den Erhalt kolumbianischer Feuchtgebiete stark. Sie möchte die Lebensqualität der Gemeinden, die von diesen Ökosystemen abhängig sind, verbessern, und zugleich für eine nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen sorgen. Gemeinsam mit der deutschen Stiftung Global Nature Fund (gegründet 1998), die von Radolfzell am Bodensee, Bonn und Berlin aus international im Natur- und Umweltschutz agiert, ist die Fundación im Netzwerk Living Lakes organisiert, dessen 114 Mitglieder sich weltweit für den Schutz von Seen und Feuchtgebieten einsetzen.
Quelle: Global Nature Fund (GNF)
Umwelt | Wasser & Boden, 21.02.2020
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