Wichtigster Neujahrsvorsatz für Angestellte
Ein echter Wertbeitrag und einen Unterschied machen – mehr Geld spielt kaum eine Rolle
Etwas bewegen zu wollen und einen Unterschied zu machen – das ist der wichtigste berufliche Neujahrsvorsatz, den sich 41 Prozent der befragten Angestellten vorgenommen haben. Auf Platz zwei: einen neuen Job zu finden (31 Prozent). Mehr Geld oder eine bessere Work-Life-Balance streben nur acht Prozent als wichtigsten Vorsatz für das Jahr 2020 an, auf eine Beförderung schielen gerade einmal fünf Prozent.
- 38 Prozent geben eine falsche Unternehmenskultur als wichtigste Motivation zur Kündigung im neuen Jahr an
- Klar erkennbare berufliche Entwicklungsschritte hält mehr als ein Fünftel (22 Prozent) für die wichtigste Verbesserung beim aktuellen Arbeitgeber
- Geld ist als Hygienefaktor relevant, steht aber bei den Bedürfnissen hinter ideellen Werten an
„Im letzten Jahr haben immer mehr Unternehmen begonnen zu definieren, für welchen Sinn und Zweck in der Gesellschaft sie stehen wollen", sagt Carsten Schaefer, Experte für Talent und Professional Search bei Korn Ferry. „Bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern scheinen sie damit den Nagel auf den Kopf zu treffen: Ihnen geht es immer mehr darum, welchen Beitrag sie zu diesem ‚Purpose‘ leisten können – dafür stellen sie auch die viel beschworene Work-Life-Balance deutlich zurück. Eine Unternehmenskultur, die über den unmittelbaren Profit hinausdenkt, wird damit immer wichtiger, um Talente zu finden und zu binden."
Knapp ein Viertel der Befragten ist der Meinung, dass etwas zu bewegen und einen Unterschied zu machen die härteste berufliche Herausforderung für das neue Jahr sein wird. Carsten Schaefer sagt: „Es ist großartig, dass sich die Angestellten selbst ein solches Ziel setzen. Ohne einen Beitrag der Unternehmen, die sie dabei unterstützen, wird das allerdings nicht funktionieren. Zudem ist das Ziel hochgesteckt: Wem es nicht gelingt, der könnte mittel- bis langfristig auch über einen Jobwechsel nachdenken."
Nicht passende Unternehmenskultur häufigster Wechselgrund
Dies tun bereits 31 Prozent der Befragten, die noch in diesem Jahr ihren Arbeitgeber verlassen möchten. Der wichtigste Grund: eine Unternehmenskultur, die nicht zu einem selbst passt, sagen 38 Prozent. 23 Prozent langweilen sich in ihrem aktuellen Job. 17 Prozent möchten sich extern im Gehalt verbessern. „Längst haben Kultur und Aufgabe das Gehalt als wichtigsten Motivationsfaktor für den Jobwechsel abgehängt", sagt Carsten Schaefer. „Die richtige Bezahlung ist ein wichtiger Hygienefaktor. Entscheidend ist es allerdings, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, einen echten Wertbeitrag zu leisten und ihnen dies auch vermitteln zu können. Toxische Unternehmenskulturen führen immer häufiger dazu, dass wichtige Talente frühzeitig ihren Arbeitsplatz räumen. Das kostet Unternehmen am Ende viel Geld. Ich gehe davon aus, dass sich bei anhaltend guter konjunktureller Lage diese Entwicklung im laufenden Jahr noch weiter intensivieren wird."
Aktuelle und neue Arbeitgeber müssen ihre Systeme auf die neuen Bedürfnisse der Kandidatinnen und Kandidaten einstellen
Gefragt danach, was sich die Angestellten von ihrem aktuellen Arbeitgeber wünschen, um dort ihre Karriere fortzusetzen, haben 28 Prozent angegeben, spannende und wertvollere Projekte zu erhalten. Mehr als ein Fünftel (22 Prozent) wünscht sich erkennbare berufliche Entwicklungsschritte und 19 Prozent wünschen sich schlichtweg einen neuen Chef. 15 Prozent würden gerne in einem anderen Bereich beim gleichen Arbeitgeber anfangen.
„Immerhin sieben von zehn Befragten haben nicht als Priorität einen Wechsel des Arbeitgebers angegeben", sagt Carsten Schaefer. „Wer sich das schon konkret vorgenommen hat, der ist nur schwer zu halten. Für Unternehmen geht es jetzt darum, die Mehrheit in ihrer professionellen Entwicklung so zu unterstützen, dass der Gedanke an einen Jobwechsel keine entscheidende Rolle mehr spielt. Die jeweilige Unternehmensführung sollte sich fragen: Was sind die wichtigsten Bedürfnisse meiner relevanten Leistungsträger und Talente – und ihre Entwicklungs- und Entlohnungssysteme darauf ausrichten. Und für die Unternehmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen, ist die entscheidende Frage 2020: Wie gelingt es mir als Unternehmen, mich auf diese Anforderungen einzustellen, wenn ich Neueinstellungen tätige? Denn die Kandidatinnen und Kandidaten am Markt legen durch einen Jobwechsel nicht die ohnehin vorhandenen Bedürfnisse und Anforderungen ab. Im Gegenteil: Ihre Erwartungshaltung ist es umso mehr, diese endlich in der neuen beruflichen Umgebung zu finden. Werden sie enttäuscht, sind sie häufig schneller wieder weg, als dass sie produktiv etwas beitragen konnten."
Über die Studie:
Die Personal- und Organisationsberatung Korn Ferry hat im Dezember 2019 645 Angestellte (Professionals) hinsichtlich ihrer beruflichen Vorsätze für das neue Jahr befragt.
Kontakt: Xenia von Schröder, Korn Ferry International GmbH | xenia.vonschroeder@kornferry.com
Wirtschaft | Führung & Personal, 10.01.2020
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