Hamburger Stiftung prangert weltweite Verschwendung an
1 Billion US-Dollar werden im kommenden Jahrzehnt für Atomrüstung statt zur Lösung globaler Probleme ausgegeben
Die Hamburger Stiftung World Future Council hat gestern zu Beginn der UN-Abrüstungswoche eine Aktion in New York gestartet, bei der die für die nächsten 10 Jahre weltweit geplanten Atomrüstungs-Ausgaben per Hand durchgezählt werden. Allerdings nicht in 1-Dollar-Noten, denn das würde 19.000 (neunzehn tausend) Jahre dauern, sondern in eigens dafür hergestellten Geldscheinen von je 1 Million Dollar. Von diesen Scheinen braucht man zwar immer noch eine Million Stück, um auf eine Billion Dollar zu kommen, aber zum Zählen benötigt man so immerhin "nur" 7 Tage und 7 Nächte.
Sinn des Projektes ist es, deutlich zu machen, welche unglaublichen Finanzmittel für Waffen, die das Leben auf der ganzen Erde gefährden, verwendet werden und wofür man das Geld stattdessen einsetzen müsste. Das Geld wird darum gemäß dem Motto "Move the Nuclear Weapons Money" (Bewegt das Atomwaffengeld) und unter Mitwirkung der Öffentlichkeit auf die siebzehn von der UN beschlossenen Nachhaltigkeitsziele verteilt. Und auch Banken und Finanzinstitute werden aufgerufen, ihre Gelder statt in Nuklearrüstung in nachhaltige Unternehmung zu investieren.
Die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer unterstützt die Aktion: "Stellen Sie sich vor, was wir in den nächsten 30 Jahren erreichen könnten: die Beendigung extremer Armut, den Stopp des Klimawandels, nachhaltige Energie für alle und Schulbildung für jedes Kind auf der Erde. Für meine Generation ist es unfassbar, warum die Welt auf so eine Möglichkeit verzichtet und derartige Geldmengen stattdessen für Atomwaffen verschwendet!"
Konzipiert wurde die Aktion von Holger Güssefeld von der Hamburger Stiftung World Future Council, geleitet wird sie von dem Neuseeländer Alyn Ware, Ratsmitglied des World Future Council und Träger des Alternativen Nobelpreises. Weitere NGOs haben sich der Aktion angeschlossen, u.a. die internationale Parlamentarier-Vereinigung PNND, die sich weltweit für nukleare Abrüstung einsetzt. Hauptsponsor ist Frank Otto, Hamburger Unternehmer und Botschafter des World Future Council. Er sieht in der Aktion eine große Chance: "In Zeiten ökologischer Krisen und zunehmend zerstörerischer Konflikte trägt diese Kampagne dazu bei, dass Finanzinvestitionen und Staatshaushalte sich zu einem Instrument für Frieden und Nachhaltigkeit entwickeln und nicht mehr eine Kraft der Zerstörung sind. Außerdem können beträchtliche Teile der Finanzmittel ausgegeben werden, um geopolitische Spannungen abzubauen, was die hoch-risikoreiche Sicherheitsarchitektur mittels atomarer Waffen am Ende überflüssig macht:"
"Die Atomwaffenindustrie ist reich und mächtig und hat den politischen Prozess in den meisten Atomwaffenstaaten im Griff", so Alyn Ware: "Aber wir können diese Macht zurückerobern, indem wir gesetzgeberische Anstrengungen unterstützen, die Atomwaffen-Budgets zu kürzen und die Investitionen unserer Städte, Universitäten, Pensionsfonds, Staatsfonds und Banken in die Atomwaffenindustrie zu beenden."
An der Geldzählung beteiligen sich über hundert Teams in ständigem Wechsel. Religionsführer*innen sind dabei, Abgeordnete, Friedensaktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Kunstschaffende, Umweltschützer*innen, Kinderrechtler*innen, UN-Vertreter*innen, Schüler*innen von Fridays for Future, und Menschen, die einfach spontan mitmachen wollen. Die Aktion findet in einer Galerie im Stadtteil Chelsea in Manhattan statt. Die fortlaufende Verteilung des Geldes auf die UN-Nachhaltigkeitsziele lässt dabei eine interaktive Installation entstehen, die viel Diskussion auslösen dürfte.
Parallel sind auch an anderen Standorten in der Welt Geldzählungen geplant. Die Kampagne "Move the Nuclear Weapons Money" wurde vom World Future Council in Zusammenarbeit mit dem Basel Peace Office, dem International Peace Bureau und dem Parlamentarischen Netzwerk für Nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung (PNND) gegründet.
Quelle: World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
Gesellschaft | Politik, 25.10.2019
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