Deutscher Umweltpreis

Bodenwissenschaftlerin und Reinigungsmittel-Unternehmer geehrt

Die Bodenwissenschaftlerin Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner (60) von der Technischen Universität München und der Unternehmer Reinhard Schneider (51) aus Mainz, der mit seiner Firma Werner & Mertz in der Wasch- und Reinigungsmittelbranche auf ganzheitliche nachhaltige Produktion setzt, werden 2019 je zur Hälfte mit dem mit 500.000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ausgezeichnet. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde betonte bei der Bekanntgabe der neuen Preisträger, sie seien „Schrittmacher im Umweltschutz, die Zukunftslösungen liefern für die enormen ökologischen Herausforderungen der Gegenwart. Wir brauchen fundamentale ökonomische, politische und technologische Veränderungsprozesse auf allen Ebenen, um zu einer wirklich nachhaltigen Entwicklung zu finden." Der Preis wird am 27. Oktober in Mannheim von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht.
 
Eine der einflussreichsten Bodenwissenschaftlerinnen der Welt
Träger des Deutschen Umweltpreises 2019 der DBU: Bodenwissenschaftlerin Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner und Unternehmer Reinhard Schneider. © Andreas Heddergott/TU Muenchen; Herbert Piel/P!ELmediaBonde betonte, Kögel-Knabner als eine der renommiertesten und einflussreichsten Bodenwissenschaftlerinnen der Welt sei es gelungen, die zentrale Rolle des im Vergleich zu Luft und Wasser in seiner Bedeutung „fatal unterschätzten" Umweltmediums Boden in den Fokus zu rücken. Meilenstein ihrer Forschungen sei die Entdeckung gewesen, wie Kohlenstoff als organische Substanz im Boden gebunden wird. Denn Böden seien über die Aufnahme des klimaschädigenden Kohlenstoffdioxids aus der Luft durch Pflanzen zwar einerseits einer der weltgrößten Speicher für Kohlenstoff, aber beim Zersetzungsprozess der Pflanzen gäben sie andererseits auch Treibhausgase frei. Deshalb sei ihre Funktion wichtig für das Klima – und den Verlauf des Klimawandels. Bonde: „Aus ihrer Forschungsarbeit ergab sich ein völlig neues Verständnis für die Kapazität von Böden, Kohlenstoff aufzunehmen und zu speichern. Vor allem aber lieferte Kögel-Knabner Antworten auf die Frage, auf welchen Böden eine Kohlenstoffspeicherung nachhaltig möglich ist, um dem Klimawandel entgegenzuwirken."
 
Umweltveränderungen im Boden überwachen und Vorsorgemaßnahmen ergreifen
Aber auch für die Nährstoffdynamik, die weltweite Ernährungssicherung, den Bodenschutz und die Biodiversität seien Kögel-Knabners Arbeiten bedeutsam. Bonde: „Vier von neun Belastungsgrenzen unseres Planeten sind durch den Einfluss des Menschen bereits überschritten: Klimawandel, Biodiversität, Landnutzung und biogeochemische Kreisläufe. Werden sie deutlich überschritten, könnte dies das Erdsystem in einen schlechteren Zustand versetzen. Das zu vermeiden, ist wesentlich Kögel-Knabners Motivationsquelle für ihre Arbeit." Die Erkenntnisse zu Qualität und Steuerungsmechanismen, Humus im Boden zu stabilisieren, erlaubten es, über ein modifiziertes Management Umweltveränderungen im Boden zu überwachen, frühzeitig zu erkennen und Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Böden seien Lebensraum für Pflanzen und Tiere sowie für eine Vielzahl von Organismen wie Bakterien, Pilze, Regenwürmer und Insekten.
 
Kögel-Knabner steht für exzellente Forschung und großes wissenschaftspolitisches Engagement
Ein Verlust von Böden bedeute auch immer einen Verlust von Lebensraum, aber auch von landwirtschaftlicher Produktionsfläche. Erschwerend komme hinzu, dass es als Folge des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten zu einer verstärkten Bodenerosion kommen und sich mit der Erderwärmung das Freisetzen von Treibhausgas verstärken werde, was an den auftauenden Permafrostböden deutlich werde. Deshalb sei es, so Bonde, Aufgabe der Gesellschaft, das einzudämmen, vielfältige Bodenlandschaften und damit Lebensräume zu erhalten, auch um die Welternährung zu sichern. Dass die deutsche Bodenkunde heute führend auf diesem Forschungsfeld sei, sei wesentlich ihr Verdienst. Bonde: „Kögel-Knabner steht für exzellente Forschung und großes wissenschaftliches Engagement."
 
Unternehmer Schneider: „Rundum-Nachhaltigkeitsstrategie mit hohem persönlichen Engagement"
Zu Schneider stellte Bonde heraus, er habe mit seiner „unternehmerischen Rundum-Nachhaltigkeitsstrategie und hohem persönlichen Engagement" den Weg dafür geebnet, dass in einer kompletten Wirtschaftsbranche Umweltinnovationen auf immer höherem Standard hätten etabliert werden können. Er habe konsequent ökologische Produkte in einem Massenmarkt mehrheitsfähig gemacht, lebe Nachhaltigkeit in allen unternehmerischen Entscheidungen und sichere sich so das Vertrauen der Verbraucher. Mit zahlreichen Initiativen zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung habe er Neuland betreten: konsequentes Wiederverwerten von Altplastik etwa aus dem Gelben Sack für neue Verpackungen, umwelt- und gesundheitsfreundlich bedruckte Etiketten, heimische Pflanzenöle für seine Wasch- und Reinigungsmittel statt des umstrittenen Palmkernöls aus tropischen Regionen, freiwillige Umweltbetriebsprüfungen des Unternehmens nach den Vorgaben der Europäischen Union – der gelebte Nachhaltigkeitsgedanke sei „national wie international sichtbar", so Bonde.
 
Rezyklat-Initiative und heimische Pflanzen als Rohstoff für Produkte
Schneider kämpfe für eine energieschonende Kunststoff-Wiederverwertung in einem geschlossenen Kreislauf. Als „Pionier der Kreislaufwirtschaft", der Circular Economy, akzeptiere er nicht, dass nur ein geringer Teil der Kunststoffe aus den Gelben Säcken werkstofflich wiederverwertet werde. Trotz erhöhter Produktionskosten des recycelten Plastiks habe Schneider 2012 eine Rezyklat-Initiative mit Partnern aus Industrie, Handel und Nichtregierungsorganisationen ins Leben gerufen, an der sich jeder beteiligen könne. So solle der Anteil an Recyclingprodukten schnell erhöht und im Massenmarkt etabliert werden. Rund 293 Millionen Flaschen rein aus Altplastik seien in der von ihm in Mainz geschaffenen Rezyklat-Flaschen-Fertigung produziert worden. Bei den Rezepturen für die Wasch- und Reinigungsmittel der Dachmarke „Frosch" setze er seit 2013 auf heimische Pflanzen als Rohstoffbasis, also auf in Europa gewonnene Öle aus Flachs, Hanf oder Oliven. Die ersetzten zunehmend das umweltkritische Palmkernöl aus tropischen Regionen. Bonde: „Ein Mittelständler mit Haltung, der mit seiner erkennbaren und durchgängigen Einstellung für das Thema Umweltschonung steht.
 
Kontakt: Franz-Georg Elpers, Deutsche Bundesstiftung Umwelt | presse@dbu.dewww.dbu.de


     
        
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