Wirtschaft | Führung & Personal, 01.03.2019
„Working Out Loud“
Fit für den digitalen Wandel
Rund ein Drittel ihrer Arbeitszeit verbringen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland mit Austausch und Zusammenarbeit, zunehmend in virtuellen Netzwerken. Doch für eine effiziente Zusammenarbeit müssen technische, organisatorische und kulturelle Rahmenbedingungen stimmen. Andernfalls sind Mitarbeitende frustriert, steigen Burnout-Risiken und die Produktivität kann leiden.
Virtuelle Expertennetzwerke
So sieht Zukunft aus: Die eigene Arbeit mit WOL sichtbar machen, sich zielgerichtet vernetzen und mit- und voneinander lernen. © BOSCHGrundprinzipien von WOL
„Working Out Loud" bedeutet so viel wie „mache deine Arbeit sichtbar und teile dein Wissen und deine Erfahrungen". WOL ist ein Peer Coaching Programm, bei dem die Teilnehmenden in sogenannten WOL Circles, die aus vier bis fünf Mitarbeitenden bestehen, über zwölf Wochen ein selbst gewähltes Ziel erreichen und dabei gemeinsam diverse Aufgaben lösen. WOL ist in den Arbeitsalltag integriert, denn vernetzt zu arbeiten, wird am besten erlernt, indem man es tut.
Internationale Beteiligung und Diversität sind zentrale Bausteine bei WOL Circles. Die Treffen finden sowohl persönlich als auch virtuell statt. © BOSCHDie fünf Kernelemente von Working Out Loud nach John Stepper sind:
- Beziehungen (Relationships): nachhaltige Beziehungen aufbauen, die helfen und Mehrwert stiften. Allerdings nicht nach dem klassischen Networking-Prinzip („Eine Hand wäscht die andere"), sondern in dem Sinne, dass man selbst sinnvoll zu etwas beiträgt, damit auch im gesamten Netzwerk ein Mehrwert aus der Beziehung entsteht.
- Sichtbare Arbeit (Visible Work): die eigene Arbeit sichtbar machen, aber in einer Art und Weise, dass sie als wertvoller Beitrag für das Netzwerk dient und nicht der reinen Selbstdarstellung.
- Großzügigkeit (Generosity): Wissen teilen, aber nicht um eine Gegenleistung zu erwarten, sondern um etwas Konstruktives beizutragen und damit das Netzwerk nachhaltig zu stärken.
- Wachstumsorientiertes Denken (Growth Mindset): Die Welt ist voller Möglichkeiten! Bei WOL geht es darum, immer offen und neugierig an die Dinge heranzugehen und so die vielfältigen Möglichkeiten zu entdecken, die uns dem Ziel näherbringen.
- Zielgerichtetes Entdecken (Purposeful Discovery): Dadurch, dass ein individuelles Ziel gewählt wird, richtet man seine Aktivitäten gezielt darauf aus: Welche Ressourcen benötige ich? Wie und was kann ich beitragen, um dem Ziel näherzukommen und etwas dabei zu lernen?
Erfahrungen bei Bosch mit WOL
Bosch befindet sich – wie andere Unternehmen auch – in einem Transformationsprozess. Der digitale Wandel verändert nicht nur Märkte, sondern auch die Arbeitswelt. Es ist daher wichtig, dass sich die Mitarbeitenden mit ihren Ideen und ihrer Expertise einbringen – unabhängig von Hierarchie, Funktion oder Kultur. WOL unterstützt eine Lernkultur, die heute für den Wandel benötigt wird, und passt gut zu den neuen Führungs- und Zusammenarbeitsgrundsätzen „We LEAD Bosch".
Das Stuttgarter Unternehmen entwickelte WOL gemeinsam mit seinem Erfinder John Stepper weiter und startete bereits 2015 die ersten WOL Circles. Mittlerweile haben bereits mehr als 2.000 Bosch-Mitarbeitende aus über 52 Ländern teilgenommen; aktuell startet der 570ste Circle Stand Januar 2019). Gemeinsam mit anderen Unternehmen hat Bosch zudem die WOL Community of Practice (WOL CoP) ins Leben gerufen, um die Methode weiterzuentwickeln und möglichst vielen Unternehmen zugänglich zu machen. Dafür erhielten das Unternehmen und die WOL CoP-Mitglieder den deutschen HR Excellence Award 2017 in der Kategorie „Mitarbeiterengagement und Collaboration".
Hinweis: Weitere Anregungen aus Praxis und Wissenschaft finden Sie im B.A.U.M.-Jahrbuch 2019 – New Work.
Katharina Krentz seit 2005 bei Bosch, konzentriert sich seit 2012 auf das Thema New Work mit Fokus auf virtuelle Zusammenarbeit, Mitarbeitervernetzung, Digital Collaboration Plattform und kulturellen Wandel. Sie ist unter anderem als Chief Corporate Community Manager und Working Out Loud Initiator unterwegs und unterstützt die Unternehmensgruppe weltweit in der Digitalen Transformation.
Bernhard Schwager ist Leiter der Geschäftsstelle Nachhaltigkeit. In dieser Funktion ist er Ansprechpartner für die diversen Stakeholder und treibt Nachhaltigkeitsthemen voran. Dazu vertritt er das Unternehmen in nationalen und internationalen Organisationen und ist Autor beziehungsweise Mitautor verschiedener Bücher und Artikel.
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2019 - Time to eat the dog erschienen.
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